051 - Die Hexe und ihr Henker
jemanden warten.
Ein Ruck ging durch ihren Körper, und ihre slawischen Züge verfinsterten sich, als sie Mike Bakers Ford Sierra erblickte. Rasch trat sie zurück und eilte zum Telefon, um den Mann anzurufen, der sie zu seinem Werkzeug, zu seiner gewissenlosen Komplizin gemacht hatte.
»Er kommt!« meldete sie. »Mike Baker kommt, um Petulas Koffer abzuholen.«
»Du weißt, was du zu tun hast!« sagte Jack Sarno am anderen Ende der Leitung scharf.
»Ich werde ihn töten«, sagte das dunkelhaarige Mädchen emotionslos.
Sarno - Angelo d'Alessandros gelehriger Schüler - lachte grausam. Er hatte vor, Petula Boykin zu seiner Gefährtin zu machen. Da ihm Mike Baker im Weg war, mußte er sterben.
»So ist es richtig«, sagte er hart.
Es läutete an der Tür.
»Da ist er schon«, sagte Joanna.
»Laß ihn nicht warten«, erwiderte Jack Sarno und legte auf.
»Hallo, Mike«, sagte Joanna Snyder, als sie die Tür öffnete, und versuchte ein freundliches Lächeln, das jedoch nicht ihre Augen erreichte. »Wie geht es meiner Freundin?«
»Gut, sehr gut. Und wie geht es Ihnen?«
Sie zuckte mit den Schultern, als wüßte sie es nicht. »Der Koffer befindet sich in Petulas Zimmer.«
»Hat jemand nach Petula gefragt?« wollte Mike wissen.
»Bis jetzt noch nicht.«
»Sie bewahren weiterhin strengstes Stillschweigen. Können wir uns auf Sie verlassen?«
»Selbstverständlich«, log Joanna Snyder. »Soll ich Ihnen sagen, womit ich rechne? Daß Petula ganz bei Ihnen bleiben wird.«
Mike lächelte. »Ich hätte nichts dagegen. Ich liebe Petula sehr.«
»Hoffentlich finde ich ein anderes Mädchen, mit dem ich mich genauso gut verstehe. Für mich allein ist die Wohnung zu groß. Vor allem die Miete würde mich armfressen.«
»Wissen Sie was? Sollte sich Petula dazu entschließen, für immer bei mir zu wohnen, zahle ich ihren Mietanteil so lange, bis Sie eine passende Mitbewohnerin gefunden haben.«
»Ein Angebot, das sich hören läßt«, sagte Joanna Snyder und öffnete die Tür, die in Petulas Zimmer führte.
Der gepackte Koffer lag auf dem Bett. Joanna schielte zum Schrank, auf dem das große Fleischmesser bereitlag. Noch in der Nacht hatte sie die Vorbereitungen für den Mord getroffen.
»Sollte Petula noch etwas benötigen, rufen Sie mich an«, sagte Joanna, trat ein, machte einen Schritt zur Seite, und als Mike an ihr vorbeiging um den Koffer zu holen, hob sie unbemerkt die Hand und griff nach dem Messer…
***
Mago zog sich zurück, nahm die Schergen mit. Zufriedenheit erfüllte ihn. Odas und Mr. Silvers Tod war lange schon fällig gewesen, fand er. Zwar fiel es nicht in seinen Aufgabenbereich, den Ex-Dämon zu vernichten, doch kein Mitglied der schwarzen Macht würde ihm diese »Fleißaufgabe« übelnehmen. Alle würden es freudig begrüßen, daß es diesen gefährlichen Feind der Hölle nicht mehr gab.
Nun würde man leichter an Tony Ballard herankommen, denn Mr. Silver konnte seinen Freund nicht mehr abschirmen. Ballards Flanke war aufgerissen, und es würde sich wohl bald ein Dämon finden, der ihm den Todesstoß versetzte.
Mago selbst zog es hinüber nach Protoc, wo er sich niederzulassen gedachte. Er wollte die Krönungsfeierlichkeiten nicht stören, würde sie aus der Ferne verfolgen und vor allem warten, bis Asmodis der Welt der Paviandämonen den Rücken kehrte.
Der Schwarzmagier verließ die Erde, glitt durch Zeiten und Räume. Noch trug Tapandaro das Ornamentdrittel um seinen Hals, aber bald würde es Mago gehören, und er war zuversichtlich, auch die beiden anderen Drittel des Ornamentkreises in seinen Besitz zu bringen.
Dann hatte er Loxagons Grab schon so gut wie gefunden.
Er betrachtete grinsend die Klinge des Höllenschwerts und sagte zischelnd: »Ich werde deinen Namen erfahren und dich vollkommen Untertan machen. Dein Eigenleben kann mir dann nicht mehr gefährlich werden. Du und ich… wir werden zu einer Einheit verschmelzen, vor der alle zittern müssen.« Er lachte überheblich. »Atax, dieser Schwächling, wollte sich mit mir verbünden, damit ich ihm nicht gefährlich werde. Aber Mago braucht kein Bündnis einzugehen, um stark zu sein. Mit niemandem!«
***
Mike Baker hob den Koffer hoch. Dabei warf er einen Blick in den Frisierspiegel, und im selben Moment zog sich seine Kopfhaut schmerzhaft zusammen.
Er sah Joannas haßverzerrtes Gesicht und das Fleischmesser in ihrer Hand. Nie im Leben hätte er gedacht, daß dieses Mädchen die Absicht haben könne, ihn zu töten.
Aber sie
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