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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gewissen Befriedigung registrierte sie, dass er verstummte. Sie tupfte die Wunden trocken und trug ein Breitband-Antimykotikum auf, ein Mittel, das Überreste des Pilzes zerstören sollte.
    Anschließend löste sie die Fesseln an seinen Handgelenken. Hollyday fiel ihr um den Hals. »Meine Retterin! Meine Geliebte!« Er versuchte sie zu küssen.
    »Später.« Sie drückte ihn von sich weg, angelte die Brille aus dem Schilf und setzte sie ihm auf die Nase. Dann schloss sie den Gesichtsteil seines Helms und schaltete sein EM-Feld ein. Klack, klack. Seine Stiefel hafteten am Boden. »Komm mit mir.«
    Er folgte ihr willig zum Verbindungstunnel. Dort schaltete sie die EM-Felder seiner und ihrer Stiefel aus und zog ihn in den Tunnel hinein. »Woher kennst du den Weg aus dem Sumpf?«
    »Ich weiß mehr als du ahnst.« Sie zog ihn aus dem Tunnel Und öffnete ein Schott. Nicht das zur Andockschleuse im Boden, auch nicht das zum Destiny-Mo- dul über ihnen. Sie öffnete das Schott zum Landemodul der Rettungsfähre. Von dort aus gelangte man zum Zarya-Modul.
    »Wohin bringst du mich, Melanie?« Hollyday fühlte sich gut: Die Frau, die er liebte, war in seiner Nähe und auf einem Weg aus dem Labyrinth dieses Sumpf- gebietes heraus - er fühlte sich gut, und es war ihm im Grunde egal, wohin sie ihn führte.
    »Irgendwohin, wo wir ungestört sind.« Sie zog ihn durch das Schott und dann hinter sich her zum Zarya-Modul. »Die Gelegenheit ist günstig, findest du nicht?«
    »O ja«, lächelte Hollyday, »o ja…«
    14. Juli 2013 Bernstein…
    Taurentbeque tippte den Namen in die Tastatur, betrachtete ihn aus schmalen Augen auf dem Bildschirm, löschte ihn wieder. Sekundenlang verharrte er reglos.
    Dann presste er die Hände gegen die schmerzenden Rippen, hustete und schrieb den verhassten Namen schließlich erneut:
    Bernstein…
    Hinter ihm raunte eine Stimme: »Komm endlich.« Er widerstand dem Drang sich umzudrehen, zwang seine Aufmerksamkeit zurück zur Tastatur. Was nun? Was wollte er schreiben? Die Schrift auf dem flachen Bildschirm verschwamm vor seinen Augen. »Sieh mich an«, raunte die Stimme hinter ihm. Er schloss die Augen. »Was tust du da?«, fragte die Stimme.
    Er seufzte. Warum weiterschreiben?
    Warum nicht einfach den Helm schließen und es hinter sich bringen? Es war doch so sinnlos, was er hier tat. Niemals würde irgendjemand sein Geständnis - oder seine Rechtfertigung? - lesen. Er löschte den Namen, verharrte wie einer, der an einer Kreuzung steht und nicht weiß, welchen Weg er einschlagen soll, und schrieb dann doch weiter.
    Bernstein war angeschossen, vielleicht tot. Er war auf jeden Fall mit der Rettungsfähre zur Erde geflogen und irgendwo zwischen Java und Nordwest-
    Australien gelandet oder ins Meer gestürzt.
    Seine Finger verkrampften sich. »Wann kommst du?«, flüsterte die Stimme hinter ihm. Er spreizte die Hände, ballte die Fäuste, spreizte die Hände. »Warum drehst du dich nicht um? Warum siehst du mich nicht an?« Er ballte die Fäuste, spreizte die Hände und zwang sich, weiter zu schreiben.
    Warum aber sah ich ihn dann auf dem Monitor? Die Flüche und das Geheule des Russen waren längst verstummt; Hagen Winter stand neben mir an der Instru-
    mentenkonsole im Zarya-Modul, und beide trauten wir unseren Augen nicht, als wir das Gesicht des Amerikaners auf dem Bildschirm entdeckten: ein schmales, scharfgeschnittenes Gesicht, trotz der grauen Mähne jugendlich, aber mit einem bitteren Zug um die vollen Lippen. Er sprach kein Wort, sah uns nur an…
    »Ich warte auf dich.« Die Stimme hinter seinem Rücken ließ nicht locker. Er stöhnte laut und stieß sich mit dem rechten Fuß an der Wand unter der Konsole ab. Der Hocker drehte sich; er hatte Mühe ihn abzubremsen. Die weißgekleidete Greisin mit den Moosröschen im Haar stand wieder unter dem Bordfenster. Ja, sie stand, sie schwebte nicht. »Es ist genug jetzt«, sagte sie mit einer Stimme, die an einen Windstoß im Herbstlaub erinnerte.
    »Hörst du, Lou? Es ist genug, Cherie.«
    »Maman…« Er sprach das Wort, wie man ein Gebet spricht, andächtig und irgendwie glücklich. »Warte noch ein Weilchen.«
    Er blickte zum Bordfenster. Dunkel war die Erdscheibe, dunkel bis auf eine messerscheidendünne Glanzlinie über der östlichen Krümmung des Horizonts. Der Mond hing über ihr als leuchtender Ball. Und zwischen Mond und Erde sah Taurentbeque eine Brücke, eine Art Leiter aus Licht. Lichtwesen stiegen über sie auf die Erde hinab. Er hielt sich

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