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051 - In den Katakomben des Wahnsinns

051 - In den Katakomben des Wahnsinns

Titel: 051 - In den Katakomben des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gehörig ins
Schwitzen.
    Helen saß ihm genau gegenüber. Sie hielt den Gummimantel, der ihr viel zu
groß war, fest umschlungen. Mit unbewegter Miene beobachtete sie White, der
sich gehörig ins Zeug legte.
    »Sie haben noch Glück, dass es nicht regnet, Casanova«, sagte sie.
    White reagierte nicht. Er war heilfroh, als die Strecke hinter ihm lag und
aus der Dunkelheit sich der mächtige Leib des alten Schiffes hervorschob:
Jackies Hausboot oder Jackies Piratenschiff, wie es im Volksmund hieß.
    Schon als sie nur noch wenige hundert Meter entfernt waren, hörten sie aus
den offenen Luken lautes Singen, Lachen und Musik.
    In der Nähe hörten sie das Tuckern eines Motorbootes, und sie sahen, wie
ein Pärchen an der Seite anlegte, um ebenfalls die Seeräuberkneipe aufzusuchen.
    An einer Strickleiter stiegen sie hinauf. Ein Pirat begrüßte sie und war
der Assistentin Dr. Fonds behilflich, damit sie sicher festen Boden unter die
Füße bekam. Er nahm die Gummimäntel und die beiden Eintrittskarten in Empfang.
    Die Planken knarrten unter ihren Schritten, die beiden Flaggen an den
verwitterten Masten knatterten im Wind: der Union Jack und die Seeräuberfahne
mit dem Totenschädel.
    Das Schiff, das aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammte, soll
tatsächlich einmal von einem echten Piraten gesteuert worden sein. Es hieß,
dass der Captain seinerzeit spanische Goldschiffe gekapert habe.
    Bevor Stuart White, der oft auf diesem alten Koloss zu Gast war, Helen in
die Bar und in den Tanzraum führte, zeigte er ihr das Deck. Er erklärte ihr die
Kanonen, gab ihr eine der schweren Eisenkugeln in die Hand, die zu sauber
aufeinandergeschichteten Bergen daneben lagen, und Helen brach unter dem
Gewicht fast zusammen.
    Dann gingen sie hinunter in die Kabinen. Sie kamen durch einen schmalen
Gang. Es herrschte eine Tropenhitze. Tagsüber knallte die Sonne auf das ungeschützt
liegende Schiff, und die Wärme staute sich in den alten Kajüten und Kabinen.
    Der Geruch von gebratenem Fleisch, von Bratwürsten, Schaschlik, Hähnchen
und Spanferkeln stieg ihnen in die Nase. Jackie the Ripper, ein Bursche von
fast zwei Zentnern, breit wie ein Kleiderschrank, stand am Ende der erweiterten
Kombüse und drehte mit speckig glänzenden Händen den Spieß, an dem das Ferkel
hing.
    Jackie grinste von einem Ohr zum anderen. Der Betrieb freute ihn. Von der
Kombüse aus gab es einen direkten Zugang zu den Gästekabinen, wo die jungen
Leute tanzten und tranken. Es war hier immer eine Stimmung wie beim Karneval in
Rio. Jackie begrüßte Helen und White mit Handschlag. Seine behaarte Pranke
drückte so zu, dass die junge Assistentin schmerzhaft das Gesicht verzog.
Jackie schien davon nichts zu bemerken. Er hatte keine Erfahrungen mit Frauen.
Trotz seiner fünfundvierzig Jahre war er noch Junggeselle.
    Jackie stand in einer beigefarbenen, seidig schimmernden Hose neben dem
Bratspieß. Um ihn herum dampfte und brodelte es. Die Kombüse hätte jeder
modernen Küche Konkurrenz gemacht. Der Abzugsschacht, der fast ein Drittel der
Decke einnahm, funktionierte so hervorragend, dass man sich über die
Rauchentwicklung in der Kombüse nicht beklagen konnte. Der Seeräuber-Kapitän
hatte das linke Auge mit einer Klappe verdeckt, an seinem breiten blutroten
Stoffgürtel steckte ein blitzender Dolch. Jackies gebräunter Oberkörper war
völlig frei. Er trug auf der nackten, behaarten Brust nur ein kleines silbernes
Amulett, das an eine altgriechische Münze erinnerte. Doch alle Fragen nach
diesem offenbar sehr kostbaren Stück hatte der Grieche stets unbeantwortet
gelassen oder höchstens mit einem Lächeln quittiert.
    »Platz noch frei – müsst nur suchen«, er sprach immer in dem recht eigenwilligen
Stil, obwohl er schon seit seinem 25. Lebensjahr in Schottland lebte. Stuart
White hatte den Griechen im Verdacht, dass er absichtlich so fälschlich sprach,
weil es zu seinem Image und vor allen Dingen zu seinem Geschäft so gut passte.
    Geschäftstüchtig war der Grieche, der seine ganze Familie und einen
weitentfernten Cousin hier angestellt hatte. Alle halfen, brieten und kochten,
bereiteten das Essen zu und schleppten die Bratwürste und große Portionen mit
Spanferkel an die Tische. Jackie war nicht kleinlich. Er spendierte seinen
Stammgästen auch mal einen Drink.
    »Ich kann mir denken, dass Sie sich hier wohl fühlen«, bemerkte die hübsche
Helen, während White ihr die Jacke abnahm. Die Assistentin wies auf eine üppige
Schwarzhaarige, die einen so

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