051 - In den Katakomben des Wahnsinns
gewachsen gewesen.
Sie hoffte, das Türschloss mit diesem Gewaltakt zu sprengen. Doch diese
Hoffnung trog.
Die Schwedin lag auf dem breiten Bett. In ihrem Gehirn arbeitete es, und
das Blut pochte in ihren Schläfen. Es war so still in der Dunkelheit um sie
herum, dass sie ihr eigenes Herz schlagen hörte.
Sie dachte verzweifelt darüber nach, was sie noch tun könnte, um die Dinge
zu ihren Gunsten zu wenden.
Die goldene Weltkugel am Kettchen ihres linken Armgelenkes enthielt die
hochwertige Miniatursendeanlage. Morna sah davon ab, einen Bericht zu sprechen.
Sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Ständig war es ihr, als richteten
sich zahllose Augen auf sie, die die Dunkelheit mit ihren Blicken durchbohrten.
Die Schwere ihres Körpers nahm zu, eine bleierne Müdigkeit nahm sie
gefangen. Die Agentin war zu faul, ihre Glieder zu bewegen, zu bequem, das
kurze Kleid herabzuziehen, das fast bis zu ihrem Bauch hochgerutscht war. Wen
störte es, niemand sah sie. Plötzlich glaubte sie, ein schleifendes Geräusch
unter sich zu vernehmen. Es schien ihr, als befände sich jemand unter dem
breiten Bett, auf dem sie lag.
Ihre über den Bettrand hängenden Füße spürten die Berührung zuerst. Es kam
unter dem Bett hervor, umfasste mit gierigen, glitschigen Händen ihre Fußgelenke
und zog sie langsam nach vorn.
Morna Ulbrandson spürte dies alles wie in einem Traum.
Sie hatte nicht bemerkt, wie ein betäubendes Gas in das Zimmer eingeströmt
war, in dem sie sich befand.
Ihr Körper war schwer wie ein Bleiklumpen, ihre Augen waren halb
geschlossen. Die nackte Angst tauchte irgendwo in ihrem Unterbewusstsein auf,
irgendetwas in ihr verlangte sich zu wehren – aber jeglicher Antrieb war
erloschen.
Schwer und dumpf fiel ihr Körper auf den Boden. Die unförmigen Hände
zerrten sie grob und gefühllos unter das Bett.
Hätte die junge Schwedin jetzt sehen können, dann hätte sie erkannt, dass
genau unter ihrem Bett eine Falltür nach unten geklappt war und dass steile
Stufen wie eine Wendeltreppe nach unten führten.
Der Eingang führte direkt in eine andere Welt, in die Welt des Wahnsinns . Und das Wesen, das die junge Schwedin in dieses
absolute Dunkel schleppte, gehörte in diese Welt. Dort war sein Platz.
Auch für Morna Ulbrandson war schon reserviert ...
●
Larry Brent hatte sich den ganzen Abend keinen Meter vom Hotel entfernt.
Er blieb in der Nähe des berühmten Gehirnchirurgen Clay Morron, der sich
den Abend damit vertrieb, dass er in dem angrenzenden Park einen Spaziergang
machte, anschließend eine Weile in der Hotelhalle saß und die neueste
Tageszeitung durchblätterte und schließlich auf die breite Terrasse hinausging,
um sich dort einen Drink servieren zu lassen.
Gegen zehn Uhr suchte Morron sein Zimmer auf. Larry fand die ganze Sache
recht langweilig, und er fragte sich, weshalb ihn X-RAY-1 ausgerechnet auf die
Fährte von Morron angesetzt hatte. Doch der PSA-Chef schien zu wissen, was er
wollte. Bisher lagen seine Entscheidungen immer richtig.
Larry Brent blieb ein Stockwerk tiefer am Treppenaufgang stehen und sah die
schattengleiche Gestalt des Gehirnchirurgen den Gang entlanggehen. Morron
schloss seine Tür auf, verharrte einen Augenblick in der Bewegung, als setzte
ihn irgendetwas in Erstaunen, und verschwand dann in seinem Zimmer.
Dreißig Sekunden später passierte Larry den Raum. Er musste sich
eingestehen, dass er das Verhalten Morrons nicht begriff. Der Gehirnchirurg
hatte sich in einer Praxis gemeldet, die einem gewissen Dr. Fond gehörte. Wie
er über eine Nachricht durch einen Mittelsmann der PSA inzwischen erfahren
hatte, war Dr. Fond Psychotherapeut und führte ein zurückgezogenes Leben.
Es bestand der Verdacht, dass Fond sich vor Jahren einmal mit Sanders
getroffen hatte.
Ein Dreiecksverhältnis – Dr. Clay Morron, Dr. Henry Fond und Professor
Sanders! Es gab eine Verbindungslinie. Sanders – war tot oder entführt. Morron
und Fond lebten noch. Trafen sie sich hier, um die Früchte eines
zurückliegenden Verbrechens zu ernten?
X-RAY-3 verharrte in der Bewegung.
Hinter der Tür zu Morrons Zimmer ertönte plötzlich ein dumpfer,
unterdrückter Aufschrei, dann ein heftiges Atmen.
Schwer schlug ein großer, wuchtiger Gegenstand auf den Boden.
Es war noch jemand im Zimmer bei Dr. Morron. Jemand, der den
Gehirnchirurgen erwartet hatte, der mit ihm kämpfte.
Larry Brent zögerte nicht eine Sekunde. Er riss die Tür auf und stürzte in
den Raum.
Sein Blut gefror
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