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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ging es zwei, drei Schritte zurück, um dem Zug nachzuschauen, der den Ausgang noch immer nicht erreicht hatte.
    Er fuhr bereits innerhalb des dichten Laternenscheins, dann war der Wagen durch, die Lok folgte, der Zug hatte den Berg verlassen und rollte durch die freie Gegend.
    Das Skelett aber blieb zurück. Es drehte sich auf der Stelle. Jetzt war ich an der Reihe.
    Kesko kam auf mich zu. Bei einem Knöchernen konnte man nicht davon sprechen, daß auf seinem Gesicht Triumph lag. Auch hier sah ich diesen Ausdruck nicht, doch ich spürte ihn regelrecht. Das Skelett hatte mich in der Hand, so dachte es.
    Mir fiel auf, daß die Finger etwas umklammerten. Zuerst glaubte ich an einen langen Stein, die Spitze vorn jedoch irritierte mich.
    Nein, das war kein Stein, so sah ein Messer aus!
    Ich schluckte.
    Vampire beißen. Sie schlagen ihre Hauer in die Adern der Menschen, um auf diese Art und Weise an das Blut zu gelangen. Es gab allerdings auch andere Methoden, wie ich leider erkennen mußte.
    Wenn Kesko mich mit dem Messer tötete und die richtige Stelle traf, dann…
    Ich dachte lieber nicht weiter und versuchte, ihn mit Worten von seinem Plan abzubringen. »Bist du ein echter Vampir? Bestimmt nicht. Vampire beißen, sie benötigen kein Messer, wie du eins hast.«
    »Na und?«
    »Willst du mich mit der Klinge töten?«
    »Ja!«
    »Und dann?«
    »Ich werde mich laben. Dein Blut wird…«
    »Schon gut, Kesko, schon gut. Ich kenne das verdammte Ritual leider zu genau.«
    »Ja, du hast dir dein Ende redlich verdient. Ich spüre, daß du ein besonderer Mensch bist. Du hast etwas an dir, das mich abschreckt. Deshalb bin ich dir, als du bewußtlos gewesen bist, auch nicht zu nahe gekommen. Ich habe nachgedacht, wer du sein könntest, aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Zu lange habe ich dahinsiechen müssen.«
    »Willst du wissen, wer ich bin?«
    Er überlegte einen Moment. In der Ferne verklang allmählich das Geräusch des davonrollenden Zuges.
    »Ja, sag es mir.«
    »Ich heiße John Sinclair. Man nennt mich einen Geisterjäger, und ich habe schon mehr Blutsauger zur Hölle geschickt, als du je in deinem untoten Dasein gesehen hast.«
    Er wartete darauf, ob ich noch etwas hinzufügen würde, aber ich hielt den Mund.
    »Auch wenn es so gewesen sein sollte!« erklärte er mir. »Diesmal bist du der Verlierer. Du kannst dich nicht rühren. Wir haben dich gefesselt, wehren ist nicht möglich.« Während dieser Worte war er noch näher gekommen und stellte sich breitbeinig über mich.
    In der rechten Knochenklaue hielt er das Messer. Es war eine dunkle Klinge. Vielleicht auch uralt. Aber sie war verdammt spitz und würde mir den Tod bringen.
    Ob Kesko zielte oder nicht, das war von mir nicht festzustellen. Jedenfalls hob er seinen rechten Arm noch einmal an, um weit auszuholen. »Dein Blut!« brüllte er. »Dein Blut wird mein Leben ewig währen lassen!«
    Ich schrie dagegen.
    Und zwar die Formel, die das Kreuz aktivierte. Alles oder überhaupt nichts.
    »Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
    ***
    »Das ist tatsächlich ein Zug.« Marek wollte es nicht glauben. Er sprach die Worte kopfschüttelnd. Dann schaute er Suko an, der ebenfalls verwundert aussah und seinen Blick über den Schienenstrang gleiten ließ. »Was sagst du dazu, Suko?«
    »Das ist nicht nur ein Zug, das ist der Zug. Der, den wir suchen, mein Freund.«
    »Mit John?«
    »Wer weiß es.«
    Sehen konnten sie ihn nicht, er war unbeleuchtet, nur hören. Die Geräusche der über den Schienenstrang laufenden Räder klangen ihnen zwar entgegen.
    »Er muß hier stoppen«, sagte Marek. »Verdammt, das muß er einfach. Es geht nicht mehr weiter!«
    »Stimmt.«
    »Was machen wir?«
    Suko schaute sich um. Es gab genügend natürliche Deckungen.
    Da Marek zögerte, faßte Suko ihn am rechten Ellbogen an und zog ihn weg, vom parkenden Wagen und zwischen die hohen Sträucher in Deckung.
    Dort blieben sie stehen.
    In Mareks Gesicht arbeitete es. Seine Wangenmuskeln zuckten ebenso wie die Lippen. Er war ein Mensch, der die Blutsauger nicht nur haßte, er roch sie auch.
    »Ich sage dir, Suko, das sind Vampire, die da ankommen. Da liegt kein Staub mehr in den Särgen. Die haben es geschafft. Ich… ich kann dies merken.«
    »Wahrscheinlich.«
    Suko schaute nach rechts. Dort mußte die Lok erscheinen. Noch tat sich nicht viel. Nur der Dunst bewegte sich, als würde er von einem gewaltigen Quirl langsam umgerührt.
    Dann schob sich ein Schatten in die ebenfalls graue

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