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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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befand.
    Von seinen Vampiren vernahm ich keinen Laut. Wahrscheinlich umstanden sie mich regungslos.
    Dann knarrte etwas. Ein Quietschen erklang ebenfalls. Ich lag so günstig, daß ich nach vorn schauen konnte, wo die Dunkelheit einen grauen, exakten Ausschnitt bekam.
    Der Knöcherne hatte die Stollentür geöffnet. Viel brachte es auch nicht, erst wenig später, als zwei Laternen leuchteten, konnte ich mehr erkennen.
    Ihr gelbgoldener Schein tanzte auch durch das Berginnere. Er erfaßte nicht nur die Schienen, die Lok und den Wagen, er tanzte ebenfalls über die Gestalten, die einmal Staub gewesen waren und sich nun auf furchtbare Art und Weise verändert hatten, so daß selbst mir, der ich einiges gewohnt war, der Atem stockte…
    ***
    Mein Blut, vermischt mit ihrem Staub, hatte aus den Gestalten zombiehafte Wesen mit bleichen, grauen Gesichtern geformt. Säbelzahnartige Vampierhauer besaßen sie, die aus den Oberkiefern hervorstachen und manchmal so lang waren, daß sie mit ihren Spitzen schon leicht gegen die kaum erkennbaren Unterlippen tickten.
    Sie waren noch schwach. Mehr als die Hälfte hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Sie torkelten wie Betrunkene, übersahen manchmal die Särge, schlugen mit ihren blanken Füßen gegen das Holz, fielen auch mal hin, rafften sich aber sehr rasch wieder hoch und starrten aus blassen Augen dorthin, wo das Blut war – eben zu mir.
    Ich mußte zwangsläufig ruhig liegen bleiben. Kesko hatte sich nicht verändert, bis eben auf eine Kleinigkeit. Aus dem großen Loch in seinem Schädel, das einmal ein Mund gewesen war, wuchsen ebenfalls zwei spitze Hacker.
    Der Beweis dafür, daß es sich bei ihm ebenfalls um einen gefährlichen Blutsauger handelte.
    Noch taten sie nichts. Sie erhoben sich, sie regenerierten, aber Kesko trat an mich heran.
    Er senkte den Schädel und starrte mich an. Ich schaute zu ihm hoch. Mein Blick traf leere Augenhöhlen, durch die ab und zu der Widerschein des Laternenlichts zuckte.
    »Es sind meine Gefolgsleute, meine Freunde. Selbst die lumpige Kleidung ist bei dieser Regeneration wieder entstanden. Das ist der kalte Horror, die nackte Angst, der Beginn einer großen Offensive. Wir werden uns die Menschen der Reihe nach holen. Keiner wird je verschont werden. Wir, die Vergessenen vom Blutberg. Er wird auch für dich die Endstation sein, du Blutspender.«
    »Und was ist mit ihnen? Weshalb gehen sie nicht?«
    »Keine Sorge, sie werden schon verschwinden. So, wie ich es will. Sie werden sich in den Wagen setzen, der Zug wird sie abtransportieren und wieder einmal mit ihnen eine Fahrt beginnen. Nun aber liegen sie nicht mehr als Staub in ihren Särgen, das hat sich alles geändert. Sie werden in den Wagen klettern, aus den Fenstern schauen und sich daran erfreuen, wie die Menschen vor Angst vergehen werden, wenn sie in die Orte einfallen und Rache nehmen.«
    Schon oft genug hatten mir mächtige Dämonen trostlose und düstere Zukunftsperspektiven aufgezeichnet. Bisher hatte es nie richtig gestimmt. Die vollen Versprechungen waren niemals eingetroffen.
    In diesem Moment sah es für mich ziemlich ungünstig aus. Ich war gefesselt, den Feinden ausgeliefert und sah auch keine Chance, aus eigener Kraft loszukommen.
    Natürlich dachte ich an meinen alten Freund Marek. Er war der große Vampirhasser, der nicht umsonst den Kampfnamen »Pfähler« bekommen hatte. Aber konnte er es allein schaffen, sich dieser verfluchten Meute zu stellen? Daran zu glauben, fiel mir schwer. Es waren einfach zu viele Vampire. Zudem wußte ich nicht, wie Marek den Sturz vom Wagen überstanden hatte. Schließlich war auch noch der verdammte Sarg auf seinen Körper gekippt. Und Totenkisten haben ihr Gewicht.
    Ob Kesko meine Gedanken erraten hatte oder nicht, ich konnte es nicht sagen. Jedenfalls redete er ähnlich, wie ich gedacht hatte. »Hilfe«, drang es aus seinem Maul, »wirst du nicht bekommen. Du bist allein, du bist in unserer Gewalt, wir werden dir den letzten Rest deines Blutes nehmen, das verspreche ich.«
    »Schon gut«, entgegnete ich lässig.
    Von der Seite her stürmte eine bleiche Gestalt heran. Bleich war nur das Gesicht, die Kleidung starrte vor Schmutz. Der Vampir hatte sein Maul weit geöffnet. Etwas Graues, wahrscheinlich einen Teil der Zunge, hing hervor wie ein alter Strumpf.
    Er fiel mir entgegen, lechzte nach meinem Lebenssaft und hätte es bestimmt auch geschafft, aber ich war Keskos Beute, und die sollte ich auch bleiben.
    Er fuhr herum, seine

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