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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch nicht Mitternacht, Petrila aber lag nicht nur unter der Dunstglocke, die Menschen im Ort schliefen auch tief und fest. Niemand ahnte etwas von der Gefahr.
    Auch das Gasthaus hatte längst geschlossen.
    »Hast du eine besondere Vorstellung davon, wie wir gehen sollen?« fragte Suko.
    »Nein.«
    »Du kannst dir auch nicht denken, welche Plätze sie sich aussuchen werden?«
    »Auch nicht. Sie wollen Menschen.« Marek deutete in den Nebel.
    »Die finden sie leider überall. Jedes Haus ist hier bewohnt. Männer, Frauen, Kinder, die Familien schlafen längst. In Petrila geht man früh zu Bett. Hier ist die Zeit stehengeblieben, besonders im Herbst und im Winter. Manchmal wünsche ich mich sogar weit weg.«
    »Das sind aber Töne!« wunderte sich Suko.
    »Ach, vergiß sie. Ich kann nicht gehen. Ich muß bei meiner Marie bleiben. Sie ist hier begraben. Jeden Tag besuche ich sie und bete für sie. Es ist so schrecklich gewesen.«
    »Das kann ich dir nachfühlen«, sagte Suko. »Auch ich habe jemanden verloren, an dem ich sehr gehangen habe.«
    Marek verstand. »Shao?«
    »Richtig.«
    »Wie das?«
    »Das erzähle ich dir später. Laß uns erst die Blutsauger suchen.«
    »Wie du willst, Suko.«
    »Hast du mir nicht von einem jungen Mädchen berichtet, das ebenfalls mit Vampiren zu tun gehabt hat?«
    »Du meinst Manuela Micek?«
    »Ja.«
    »Sie wohnt nicht weit entfernt.« Marek überlegte einen Moment.
    »Glaubst du dran, daß sie Besuch von den Blutsaugern bekommt?«
    Suko hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wäre sie denn eine ideale Beute?«
    »Und wie.«
    »Dann sollten wir uns vielleicht in ihrer Nähe aufhalten, finde ich wenigstens.«
    »Keine schlechte Idee. Irgendwo müssen wir anfangen.«
    »Aber morgen suchen wir John, darauf kannst du dich verlassen!« erklärte Suko. »Du hast doch Erfahrung. Wie ist das eigentlich mit dem Nebel? Wird er sich lange halten?«
    »Das kann Tage dauern, bis er verschwindet, aber auch schnell vorbeigehen. Wir haben bald November. Es ist eben die Nebelzeit. Das weißt du aus London.«
    Sie waren inzwischen weitergegangen. Durch stille Straßen, durch einen Ort, der tief und fest schlief. Außer ihren eigenen Schritten hörten sie nichts.
    Kein Hund, keine Katze strich an ihnen vorbei. Die Tiere schienen die Gefahr gerochen zu haben.
    Waren sie schon da?
    Verstecke gab es genug. Sie konnten überall lauern. In den Gassen, den Eingängen der Häuser, hinter Zäunen und Baumstämmen, sogar auf den Dächern.
    Es herrschte die typische Atmosphäre der Furcht, der Spannung und des Grusels.
    Die Stille »atmete«. Suko und Marek hatten das Gefühl, von ihr berührt zu werden. Die Stille war der Nebel, und der hielt sich überall auf. Es gab keinen Fleck in Petrila, den er nicht erreicht hätte. Er kroch in jede Ritze, Spalte und Öffnung, auch wenn sie noch so schmal und eng war.
    »Wie weit müssen wir noch laufen?« Der Inspektor hatte seine Stimme gesenkt.
    Marek winkte ab. »Wir kürzen ab.«
    »Willst du das Mädchen aufwecken?«
    Der Pfähler hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Laß uns erst mal abwarten.« Er ging vor und führte den Chinesen in eine schmale Gasse. Auch in die hatte der Nebel Einlaß gefunden. Nur wurde er nicht bewegt, weil kaum ein Windhauch hineindrang. Er stand da wie eine starre Wand. Sie tauchten wieder auf.
    »Vor uns liegt jetzt ein kleiner Platz. Bäume stehen darauf und…«
    Marek sprach nicht mehr weiter. Auch Suko sagte nicht. Beide hatten sie das scharfe Bellen gehört.
    Sie lauschten noch, als das Bellen in ein Winseln und Jammern überging, bis es verstummte.
    Marek hatte eine Gänsehaut bekommen, als er Suko anschaute.
    »Das waren sie!« hauchte er. »Verdammt, Suko, das müssen sie einfach gewesen sein. Der Hund hat sie gewittert und wurde getötet.«
    »Glaube ich auch. Hast du dir die Richtung gemerkt, aus der das Bellen klang?«
    »Nein, der Nebel…«
    »Okay, es war jedenfalls nicht weit entfernt. Wahrscheinlich liegen wir mit unserem Plan richtig.«
    »Und es zeigt uns, daß sich die Blutsauger noch im Freien herumtreiben.« Marek ging wieder vor. Mit langsamen Bewegungen, als wäre der Nebel ein dicker Sirup, den er zunächst noch zur Seite schaufeln mußte, um freie Bahn zu bekommen.
    Sehr behutsam nur und ganz allmählich entstanden innerhalb der Nebelschwaden auch Konturen. Suko erkannte die Bäume, von denen Marek gesprochen hatte. Sie wirkten ungemein wuchtig, nicht klar getrennt. Zwischen den Ästen und Zweigen hing der Dunst

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