Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lauerte noch der Blutsauger.
    Für mich war es unvorstellbar, daß er sich zurückgezogen und aufgegeben hatte. Nein, Untote wie er suchten nach dem Blut der anderen. Sie brauchten es, um überleben zu können. Deshalb ließen sie sich eine solche Chance nicht entgehen.
    Es war schon eine unheimliche Gegend, durch die ich kam.
    Schwellen und Schienen waren unter hohem Unkraut verborgen.
    Rechts und links standen die Wände der Schlucht. Sehr eng, finster und auch drohend. Hin und wieder, wenn der Nebel einmal Löcher bekam, konnte ich das Gestein erkennen.
    Eine schwarze Masse. Sie sah aus wie geschmolzener und dann wieder erstarrter Teer.
    Einfach war es nicht, auf den rutschigen Schwellen zu laufen.
    Einige Male wäre ich fast ausgeglitten. Den Halt fand ich nur im letzten Augenblick wieder.
    Wie lang die Schlucht war, hatte ich bei der Herfahrt nicht richtig mitbekommen. Es war auch überhaupt nichts zu sehen. Der Nebel ließ nichts zu.
    Längst hatte er auch das Laternenlicht am Eingang des Blutbergs aufgesaugt. Ich schaute nur nach vorn. Die Lampe hatte ich weggesteckt, weil ich durch ihr Leuchten nicht unbedingt ein Ziel für den Blutsauger bieten wollte.
    Verfolgte er mich? Oder war er schon so weit vorgelaufen, daß er sich irgendwo verbarg, auf mich wartete, um aus dem schützenden Nebel heraus zuschlagen zu können?
    Vampire waren – ebenso wie Zombies – auf dem Weg zu ihrem Ziel sehr erfinderisch. Ich kannte Zombies, die sich bewaffnet hatten, damit mußte ich auch bei dem Blutsauger rechnen.
    Das Messer hatte ich im Berg zurückgelassen. Wichtig waren mein Kreuz und die Beretta. Letztere hielt ich in der Rechten.
    Schatten erschienen und verschwanden wieder. Die drehenden und schwerfällig tanzenden Nebelschwaden gaukelten mir Dinge vor, die es nicht gab.
    Sie kamen, sie zerflossen, sie rückten näher, dann wieder ab, es war ein immerwährendes Wechselspiel.
    Bis auf die eine Gestalt.
    Wo sie auf mich gelauert hatte, war von mir nicht genau erkannt worden. Vielleicht neben dem Gleis, das jetzt auf einem etwas höher gelegenen Damm lief, ein Zeichen, daß ich die Schlucht schon hinter mir gelassen hatte.
    Sie sprang mich an.
    Es war ein wilder, ein kraftvoller Sprung, direkt aus der grauen Nebelbrühe hervor.
    Ich wollte sofort schießen, der Blutsauger aber hatte die Gefahr erkannt und hängte sich an meinen rechten Arm. Er zog ihn nach unten, die Kugel wäre in den Boden geschlagen.
    Gleichzeitig riß er mich mit. Ich rutschte diesmal auf einer Schwelle aus und mußte ebenfalls zu Boden. Der Vampir hatte es besser. Er wuchtete sich auf meinen Rücken und drückte mich mit seinem Gewicht noch härter auf das Gleis.
    Ich stemmte mich hoch. Ruckartig und wild. Der Blutsauger durfte nicht zur Ruhe kommen, die er brauchte, um mir seine Zähne in den Hals zu schlagen.
    Er hockte noch auf mir, machte aber die Bewegung zwangsläufig mit. Ich hörte die wütenden Geräusche, die er ausstieß, trieb es noch härter und wilder, so daß er einfach abrutschen mußte.
    Das geschah auch.
    Der Druck verschwand. Rechts vor mir polterte etwas auf die Schienen, im nächsten Moment war der Schatten verschwunden, weil er den Damm hinabrollte und sich dabei überschlug.
    Ich rollte nicht, ich sprang.
    Auf der Schräge kam ich auf, rutschte natürlich weiter und ging dabei in die Knie.
    Mit den Füßen prallte ich gegen den sich soeben aufrichtenden Blutsauger. Er kam nicht mehr richtig hoch, geriet ins Torkeln, wedelte mit beiden Armen und bot ein gutes Ziel.
    Wieder feuerte ich.
    Diesmal traf die Kugel. Die Wucht schleuderte den Vampir zurück, als hätte er einen Tritt bekommen. Er fiel in das hohe Gras, dessen Halme ihn bedeckten, so daß er von mir kaum noch gesehen werden konnte. Ich schaute auch nicht mehr hin. Nur eine Rauchfahne sah ich noch an dieser Stelle aufsteigen, die sich sofort danach mit den feuchten Nebelschwaden vermischte.
    Erledigt!
    Zwei Vampire waren unter meinen Silberkugeln gestorben. Nur zwei von mehreren!
    Wo steckten die anderen?
    Lauerten sie ebenfalls an der Strecke. Oder befanden sie sich noch im Wagen? Außerdem – was war überhaupt mit diesem verdammten Zug geschehen? Er mußte sich doch irgendwo befinden. Bestimmt hatte er sich nicht in Luft aufgelöst, obwohl so etwas auch möglich war.
    Ich beschloß, auf den Schienen zu bleiben. Es war die sicherste Möglichkeit den Weg fortzusetzen.
    Wie gut ich daran getan hatte, stellte ich nach einer Weile fest, als sich vor mir, aber noch immer

Weitere Kostenlose Bücher