0512 - Hard-Rock-Zombie
wird.«
»Ist er ein Mörder?«
Ich krauste die Stirn. »Schwer zu sagen, Mädchen. Ich gehe davon aus, daß er kein Mensch ist. Hinter der menschlichen Maske steckt ein gefährlicher Dämon, ein Untoter, eine Marionette des Teufels oder der Hölle. So müssen wir das sehen.«
»Ich komme da nicht mit.« Kitty war ehrlich. Sie bat mich um eine Zigarette und bekam auch ein Stäbchen. Ich zündete mir ebenfalls einen Glimmstengel an.
Daß Suko vor der Mordkommission eintraf, davon ging ich eigentlich aus, behielt recht. Die Zigarette brannte noch, da klopfte es gegen die Tür.
»Bist du es, Suko?«
»Ja, wer sonst?«
»Komm rein.«
Kitty erschrak, als sie Suko sah. In seiner Lederjacke sah er irgendwie wild aus. Er begrüßte Kitty und sagte: »Ich habe den Toten gesehen. Kein schönes Bild.«
»Beinahe hätte ich dort gelegen.«
»Wenn man dich schon allein läßt.« Suko schüttelte den Kopf.
»Weshalb wollten sie dich umbringen?«
»Das ist schnell erzählt.« Ich ging jetzt ins Detail, um meinen Freund zu informieren. Er wiederholte nur, daß er von Tiger Diabolo noch nie zuvor etwas gehört hatte.
»Gespannt bin ich auch auf den geheimnisvollen Aristide. Welche Rolle mag er spielen?«
»Null Ahnung, Suko. Er muß jedoch ein Motiv haben. Ohne Grund schleicht niemand mit einer geladenen Maschinenpistole nachts durch die Straßen von Soho.«
»Wie wahr.«
Endlich trafen die Kollegen der Mordkommission ein. Und wer hatte Dienst? Der Mann mit dem alten Filzhut, Chiefinspektor Tanner. Er schaute uns so böse an, als wollte er uns fressen.
»John, mich bei diesem verdammten Wetter durch die Gegend zu scheuchen, das ist schon ein Verbrechen.«
»Beschweren Sie sich bei der anderen Seite.«
»Es war ein normaler Mord?«
»Ja, und ich kenne den Mörder.«
Während Tanners Leute im Hof ihrer Aufgabe nachgingen, klärte ich den Kollegen auf.
»Rudy«, murmelte Tanner. »Ich glaube, daß ich den Namen schon mal gehört habe. Der ist wohl in der Szene bekannt. Wir kriegen ihn, verlaß dich drauf.«
»Das denke ich auch«, erwiderte ich und dachte dabei an das, was Suko und ich noch vorhatten.
Tanner deutete auf Kitty. »Sie spielt keine weitere Rolle in diesem Drama?«
»Nein, Kitty hätte wohl das Opfer werden können. Das ist zum Glück vorbei.« Ich lächelte ihr aufmunternd zu, und sie gab das Lächeln zurück.
»Ist sie in Gefahr?« fragte Tanner, der sehr gut mitgedacht hatte.
Er strich dabei über sein faltiges Gesicht und drückte den Hut in den Nacken.
»Nicht mehr«, erwiderte ich. »Es geht jetzt um andere Dinge.«
»Dämonische?«
»So ist es.«
Tanner grinste. »Dann kann ich mich mit meiner Mannschaft dort raushalten.«
»Das kannst du.«
»Wunderbar. Ich gehe nach unten zu meinen Leuten. Viel Glück, ihr beiden.«
»Das können wir brauchen.«
Kitty schüttelte den Kopf. »So menschlich habe ich Bull… ahm … Polizisten nicht in Erinnerung.«
»Man muß sie nur näher kennenlernen. Wir sind auch Menschen, und da schließe ich meine uniformierten Kollegen mit ein. Es ist nicht jedermanns Sache, für ein relativ geringes Entgelt seine Haut zu Markte zu tragen. Daß die Polizei den Bürger auch schützt, das wird oft genug vergessen.«
»Ich werde mich daran erinnern.«
Mein Blick fiel auf die Uhr. »Mitternacht ist es nicht«, murmelte ich. »Die richtige Zeit, Suko.«
»Gehen wir, John?«
»Und wie.«
Ich verabschiedete mich von Kitty. Suko stand schon im Flur. Das Mädchen zwinkerte mir zu. »Schade, es gibt Menschen, die lernen in ihrer Jugend immer die falschen Männer kennen.«
Ich streichelte ihre Wange. »Kitty, du bist noch jung genug. Vielleicht schaffst du es?«
Sie hob nur die Schultern und senkte gleichzeitig den Kopf…
***
Durch den dichten, wolkigen und flockig wirkenden Nebel schlich eine schwarz gekleidete Gestalt. Ein Mann, der schon einmal erschienen und seine Gegner das Fürchten gelehrt hatte.
Jetzt war er wieder auf der Suche.
Ein Phantom, ein Mann, der aus dem Nichts erschienen und innerhalb kurzer Zeit in der Szene schon zu einer Legende geworden war.
Aristide!
Wer er war, das wußte nur er, und nur er kannte die Motive, die ihn leiteten.
Er mußte Tiger Diabolo finden, er mußte es einfach. Schon einmal hatte er versagt, das durfte ihm nicht noch mal passieren. Jetzt ging es um alles oder nichts.
Er kannte Soho gut genug, um sich auch bei dichtem Nebel nicht zu verlaufen. Zielsicher lenkte er seine Schritte, wich anderen Menschen aus und
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