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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte…
    Wenn das so weiterging, brachte ihn noch allein die Vorstellung wirklich um. Er kannte einen Fall, bei dem ein Mensch an einer Schußwunde gestorben war, obgleich er sich in seiner panischen Angst nur eingebildet hatte, daß aus der auf ihn gerichteten Waffe auf ihn geschossen wurde. Zamorra mit solchen Mätzchen zu überwältigen, war schon etwas schwieriger -aber scheinbar nicht unmöglich, wie er neuerdings feststellen mußte. Er hatte so etwas nie zuvor erlebt.
    »Deshalb sind Sie gleich mit zwei Autos gekommen?« fragte Naomi abweisend. »Ich fühle mich nicht nach einer Plauderei. Ich möchte allein sein.«
    Fenrir stupste sie an. Er winselte und schniefte leise, drehte den Kopf hin und her und sah mal zu Zamorra und dann wieder zu Naomi. Da sie selbst keine telepathischen Anlagen besaß, konnte er ihr seine Gedankenbotschaft nicht einfach so zusenden. Er mußte sich mit ihr auf die althergebrachte Art zu verständigen versuchen, wie sie zwischen Mensch und Tier üblich war - mit dem einzigen Unterschied, daß er ihre Gedanken lesen konnte.
    »Du hast ihn hergeholt?« fragte sie folgerichtig.
    Fenrir nickte.
    »Fenrir glaubt, daß mit Ihnen etwas nicht stimmt, Naomi«, sagte Zamorra. »Er bat mich, mich etwas um Sie zu kümmern. Er macht sich Sorgen, und nach dem, was er Nicole und mir erzählt hat, steht er mit diesen Sorgen nicht allein.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, protestierte Naomi. »Sie sollten sich keine Gedanken um mich machen. Ich möchte nur ein wenig allein sein und nachdenken.«
    Nicole trat ein. »Pascal kommt«, sagte sie leise.
    »Ich weiß, daß ich gerade keine vorbildliche Gastgeberin darstelle. Ich weiß auch, daß es ein wenig schmuddelig aussieht. Aber das ist meine Sache. Fenrir übertreibt. Ich brauche etwas Ruhe, das ist alles. Ich muß über einige Dinge nachdenken.«
    »Über welche Dinge?« fragte Nicole. »Vielleicht können wir dabei helfen. Zu mehreren denkt es sich besser.«
    »Es sind Dinge, die nur mich etwas angehen und niemanden sonst. Sie haben doch sicher auch noch einige unaufschiebbare Dinge zu erledigen, die nicht meinetwegen zurückstehen müssen.«
    »Du lieber Himmel, das klingt ja richtig steif wie beim Diplomatentreffen mit Frackzwang«, stieß Zamorra hervor. »So kenne ich Sie ja gar nicht, Naomi.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte sie müde. »Lassen Sie mich endlich in Ruhe. Merken Sie denn gar nicht, daß Sie stören? Es - ist - alles -mit- mir -in - Ordnung!« Sie betonte jedes Wort einzeln. Dann löschte sie die Kerzen wieder. Es wurde wieder fast dunkel im Zimmer. Das von draußen kommende Licht reichte kaum aus, Einzelheiten erkennen zu lassen.
    Nicole faßte nach Zamorras Arm. »Komm«, sagte sie leise.
    Zamorra folgte ihr wieder nach draußen. In der Tür wandte er sich noch einmal um. »Bitte verzeihen Sie, Naomi«, sagte er. »Wir wollten Ihnen wirklich keine Ungelegenheiten machen.«
    »Gehen Sie endlich«, murrte die Rothaarige.
    Zamorra zog die Tür zu. Fenrir huschte gerade noch rechtzeitig wieder nach draußen. Wißt ihr jetzt, was ich meine? So war sie früher nie.
    »Und du kannst in ihren Gedanken und Träumen wirklich nichts erkennen?« fragte Zamorra.
    Fenrir schüttelte den Wolfskopf. Nichts.
    »Ich auch nicht«, fügte Nicole hinzu. »Ich habe kurz versucht, sie zu sondieren. Aber wenn es etwas gibt, das sie beeinflußt und für ihren depressiven Zustand sorgt, dann ist es etwas, das sich der Telepathie entzieht.«
    »Also auch nichts Unterbewußtes.«
    »Nichts«, sagte Nicole. »Dein Amulett hat vermutlich auch nichts registriert.«
    Zamorra nickte. Er hockte sich neben Fenrir nieder und streichelte dessen Rückenfell. »Und was war vorhin, als es mich in der Tür erwischte? Du hast mich angesprungen, um mich zu wecken. Was hast du gesehen?«
    Er war die ganze Zeit über, seit dem Vorfall im Auto, das Risiko eingegangen, seine Gedankenbarriere geöffnet zu halten. Allerdings war das Risiko kalkulierbar; wenn sich eine dämonische Entität in der Nähe befand, die diese Chance nutzte, um Zamorras Gedankeninhalt auszuspähen, würde sie erstens nicht viel erfahren, da Zamorras Gedanken sich ja nicht mit einem gegen die Schwarze Familie gerichteten Aktionsplan befaßten, und zweitens würde Fenrir diesen fremden telepathischen Abtastversuch garantiert feststellen. Bei stark befähigten Telepathen wie dem Wolf, den Peters-Zwillingen oder den beiden Silbermond-Druiden war das normal, vor allem, wenn sie sich auf den

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