0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

Vom Netzwerk:

Ecke und warf sich auf die Felle seines Lagers, nachdem er in typisch wölfischem Verhalten dreimal im Kreis darauf herumgetrampelt hatte - ein Instinktverhalten der freien Wildbahn; das Gras wurde flachgetreten, ehe der Wolf sich niederlegte.
    Alsbald gab Fenrir vernehmliche Schlaf- und Schnarchgeräusche von sich, zu denen er natürlich auch als Wolf fähig war.
    Die Tür blieb während der ganzen Nacht offen. Naomi Varese schlief am Tisch ein.
    ***
    »Der Wolf gefällt mir gar nicht«, protestierte die Katze. »Du solltest das Spiel endlich beenden.«
    »Wer hat Angst vorm bösen Wolf?« krächzte der Rabe eine verfälschte Tonleiter auf und ab. »Du hast wohl Angst, daß er dich erwischt und auffrißt, wie? Ein hübsches Häppchen zwischendurch…«
    Die Katze hob den Kopf und maß ihn aus ihren grün funkelnden Augen. »Ich habe keine Angst. Er ist mir nur unsympathisch. Er stinkt wie ein Hund. Aber wenn hier jemand Grund zur Angst hat, dürftest du es sein. Wenn du keine Flügel hättest, dann…«
    Der Rabe produzierte ein eigenartiges Gelächter. »Du würdest auch gern fliegen können, wie? Aber wenn LUZIFER gewollt hätte, daß Katzen fliegen, hätte er ihnen Flügel gegeben, als ER Hölle und Erde schuf.«
    Plötzlich streckte die Hexe die Hand aus und schnipste dem Raben die Finger vor den Schnabel. Verdutzt zuckte der Gefiederte zurück und kämpfte um sein Gleichgewicht; die Katze grinste und schnurrte vergnügt ob der Zurechtweisung. »Spotte nicht über höhere Dinge«, herrschte die Hexe den Raben an.
    Aus Zamorras Kopf war ein Halsstück gewachsen. Ansätze der Schultern zeichneten sich ab. Die runzlige Hexe stieß fauligen Atem aus, strich über die entstehenden Partien und versuchte sie auszuweiten.
    »Er hat längst noch nicht genug gelitten.«
    ***
    Pascal Lafitte hatte es sich einfach gemacht und war nicht erst zum Château hinauf gefahren, um dort den Butler abzuholen. Damit es schneller ging, hatte er Mostache, den Wirt des Dorfes, in seinen Wagen gepackt und war mit ihm in Richtung Montrottier gefahren. So blieb es nicht aus, daß sie alle erst einmal in Mostaches Gastwirtschaft landeten. Ein Schoppen Wein brachte etwas Ruhe in die Sache. Vorsichtshalber erzählten weder Zamorra noch Nicole von den seltsamen Halluzinationen. Während der Fahrt zurück waren sie auch nicht wieder aufgetreten. Schließlich ließ Nicole ihren Cadillac unten im Dorf stehen und chauffierte Zamorra im BMW zum am Hang gelegenen Château hinauf.
    »Ich versteh’s nicht«, sagte Zamorra. »Es widerspricht aller Logik. Wenn ich etwas so bildhaft vor mir sehe, daß mein Gehirn dieses Bild begreift, für real hält und es verarbeitet, und meinen Körper darauf reagieren läßt -wieso kann ein Telepath dann dieses Bild nicht sehen? Es muß doch auch für ihn in dem Moment existent sein, in dem ich es erkenne.«
    »Vielleicht existiert das Bild überhaupt nicht wirklich«, sagte Nicole und parkte die Limousine in der Garage ein. »Vielleicht ist es nur eine Einbildung…«
    »Halluzinationen sind immer Einbildung«, widersprach Zamorra. »Aber selbst wenn ich etwas träume, kann der Telepath es erkennen. Was hier passiert, das gibt’s überhaupt nicht.«
    »Hast du nicht schon vor zwanzig Jahren das Wort ›unmöglich‹ aus deinem Sprachschatz gestrichen?« fragte Nicole. »Es gibt Menschen, die mangels der nötigen Erfahrungen auch behaupten müssen, daß es Vampire und Werfwölfe nicht gibt. Für sie ist so etwas einfach nicht nachvollziehbar. Daß die Sternenschiffe der DYNASTIE DER EWIGEN unendlich mal schneller als das Licht reisen können, wird von Einsteins in der Praxis nachgewiesener Relativitätstheorie verneint und findet trotzdem statt. Die Hummel ist allen Berechnungen zufolge viel zu schwer, als daß ihre Flügel ihr Gewicht tragen könnten, und trotzdem fliegt sie, ohne daß sich die Wissenschaft erklären kann, wie sie das macht. Vielleicht stehen wir wieder einmal vor etwas völlig Neuem, das wir selbst erst erkennen müssen, ehe wir daran gehen können, es zu erforschen. Chef, kannst du mir erklären, warum eine Beschwörung funktioniert, wenn ich einen Dämon herbeirufen will, nicht aber, wenn ich einen Menschen herzitieren möchte?«
    Zamorra winkte ab. »Reine Sicherheitsmaßnahme der Natur«, behauptete er. »Besagter Mensch könnte nämlich durch die Beschwörung gerade auf der Toilette oder beim Fälschen seiner Steuererklärung gestört werden…«
    »Schön, daß du’s mit Humor nimmst«,