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0516 - Sandal, der Rächer

Titel: 0516 - Sandal, der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn als kleinen Gott oder als Befehlshaber akzeptiert. Freiwillig oder durch ihr Programm gezwungen - machte er einen Unterschied?
    Sie nannten ihn der Mensch, der unser Sein erkennt.
    „Bald werden sie mich den zischenden Töter oder ähnlich nennen!" sagte sich Sandal. Er sah weit voraus hin und wieder die Spitzen der tanzenden Hörner auftauchen. Also befanden sie sich bald in Bogenschußweite von den flüchtenden Gazellen entfernt. Rechts und links wurden die Tränen unter den weißen, langen Wimpern des Mannes entlang der Schläfen nach hinten gedrückt. Zweige und Blätter peitschten knallend gegen seine Stiefel. Es war wie ein schneller Ritt auf einem wilden Darcan ohne Sattel. Noch härter!
    Sandal spannte den Bogen aus, probeweise.
    Er konnte auch hier „vom Sattel aus" schießen, wie damals im Krater und auf der Jagd mit Großvater.
    Also verlief der dritte Tag doch noch mit Gewinn.
     
    *
     
    Sandal nahm aus einer der größeren Taschen die hauchdünne Spezialfolie, faltete sie mehrmals auseinander und verschloß sie dann an zwei Seiten wieder, nachdem er die beiden, jeweils etwa zwei Quadratmeter großen Stücke übereinander gelegt hatte.
    Unter der Folie befanden sich zusammengetragene Blätter über einer weichen Sandschicht. Die kühle, feuchte Nachtluft machte vor der Höhle halt. Die warme Luftschicht, die von der verglimmenden Glut des Feuers aufstieg, strich entlang der Felsen nach oben und machte aus den Sternen zitternde Lichtpünktchen.
    Halbnackt kroch Sandal in den dünnen Schlaf sack hinein, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und berührte mit der Hand den Kolben des Strahlers.
    „Sie sind noch immer nicht gelandet! Diese feigen Mörder!"
    sagte er mißmutig.
    Aber trotzdem hatte sich etwas geändert. Er war nicht mehr allein. Er hatte Freunde, die zwar seltsamer waren als alle Diener und Freunde, die er je in seinem fast zweiundzwanzig jährigen Leben gekannt hatte, nichtsdestoweniger waren sie hilfreich. Er erinnerte sich fröhlich an die rasende Jagd mit dem Mnesarch. Er hatte aus dem Sitz heraus geschossen und den Braten zurückgeschleppt. Auch der Aufstieg war ihm erspart geblieben, da ihn die Psyllida hinaufgetragen hatte.
    „Ich werde...", begann er leise.
    Die Maschinen sahen in ihm einen Vertreter ihrer verschwundenen Erbauer. Sie mußten sehr alt sein, denn die Psyllida hatte keinerlei geschichtliches Bewußtsein mehr gezeigt.
    Sie hatte vergessen, wann sie entstanden waren, wann dieser Planet seine Blütezeit gehabt hatte. Er, Sandal, würde zusammen mit den Maschinen gegen die Eindringlinge kämpfen.
    Er mußte die Roboter nur noch davon überzeugen, daß es auch ihr Interesse war, die Fremden zu bekämpfen, deren einzige Aufgabe Tod und Brand zu sein schien. Er hatte einen Weg gefunden, mit ihnen zu sprechen.
    „Ich brauche einen besseren Mnesarch!" dachte er.
    Psyllida war doch ein wenig zu unbequem gewesen, und mit tränenden Augen konnte er schlecht kämpfen.
    Wieder änderte sich die Richtung seiner Gedanken. Die Narbe auf seinem Hinterkopf begann leicht zu schmerzen, aber er nahm diesen Schmerz gern in Kauf, weil der Schmerz die Garantie dafür war, daß er sich nicht so verhielt wie die Frau von dem takerischen Transferer. Alea Onandere war stets dann, wenn sich die GOOD HOPE II im normalen Feld, in dem man die Sterne sehen konnte, befand, verdummt wie ein Kind - wie die Bewohner von Exota Alpha, Sandals Heimatwelt, die jetzt unter der Obhut des Homo superior wieder langsam in die Barbarei einer primitiven Agrarkultur versank.
    Alle diese Begriffe hatte er von Chelifer gelernt.
    Chelifer...
    Liebte er sie? Er wußte es noch nicht, aber er registrierte, daß seine deutliche, vom Haß auf die Mörder diktierte Erinnerung an die schöne Beareema langsam abnahm, verblaßte, wie die Sterne vor Sonnenaufgang.
    Hingegen schob sich in seinen Gedanken Chelifer mehr und mehr in den Vordergrund. Sie war Robotpsychologin, also ein Mensch, der Maschinen besser verstand als die Maschinen sich selbst. Sie kam aus der ehemals schönsten Stadt der Welt, hatte sie gesagt, aus Terrania City. Auch sie war gegen die Verdummungsstrahlung immun.
    Im Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren hatte sich in ihrem Gehirn ein Geschwür gebildet, wie die Terraner sagten. Der Tumor war herausoperiert worden, aber man mußte zwei Nervenleiter entfernen, weil sie von der Geschwulst angefressen waren. Chelifer führte ihre Immunität darauf zurück, daß sie zwei künstliche Nervenleiter unter der

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