Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
er kann nicht nach Belieben zwischen den Zeiten pendeln. Und ich glaube, so ganz hat er das Vertrauen in sich selbst immer noch nicht wiedergefunden. Es kann sein, daß er die Erde demnächst für einige Zeit verläßt.«
    »Merlin verläßt uns?« staunte die Schottin.
    »Oh, das ist nicht ungewöhnlich«, erklärte Teri Rheken, die Silbermond-Druidin. »Das hat er schon häufig getan. Immerhin hat er als Diener der Schicksalswaage auch über andere Welten zu wachen. Und vielleicht tut es ihm gut, dort einmal wieder nach dem Rechten zu sehen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Das läßt ihn vielleicht vergessen, welche Niederlage er hier hinnehmen mußte.«
    Patricia nickte. »Vielleicht. Aber das löst nicht unser Problem - beziehungsweise Zamorras Problem. Er und Nicole sind in der Vergangenheit verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht. Und jetzt ist auch noch sein Amulett verschwunden, das sich tagelang merkwürdig weich anfühlte, als befände es sich nicht mehr vollständig hier in unserer Zeitebene. Raffael, William und ich, wir glaubten, er würde daraufhin bald zurückkehren. Aber inzwischen steht Weihnachten vor der Tür, und Zamorra und Nicole sind immer noch verschollen. Vielleicht sind sie tot. Vielleicht können sie auch einfach nicht in die Gegenwart zurück. Wenn sie sich auf die Magie des Namenlosen verlassen, sind sie tatsächlich verlassen… dem geht doch alles daneben, was er anstellt. Ich sehe nur die Möglichkeit, den beiden von hier aus zu helfen.«
    »Und das soll nun ich tun«, schloß die goldhaarige Druidin.
    »Ich möche dich bitten, Zamorra zu suchen, Teri«, sagte Patricia leise. »Versuche es wenigstens. Ich verstehe selbst nichts von Magie, sonst würde ich es tun. Ich kann dir nicht einmal Empfehlungen geben. Ich kann dir nur sagen, was Ted Ewigk vergeblich versucht hat. Alles andere muß ich dir und deinem Wissen und Können überlassen.«
    »Das ist eine üble Sache«, sagte Teri. »Ich verstehe nicht, daß er noch nicht wieder zurückgekehrt ist. Immerhin ist sein Verschwinden jetzt… wie lange, sagtest du? Es liegt über sechs Wochen zurück. Er müßte doch wissen, daß man sich um ihn sorgt. Und eine Rückkehr könnte er sicher so steuern, daß er nicht erst in ein paar Jahren wieder in unserer Zeit auftaucht.«
    »Willst du damit sagen, er und Nicole könnten tot sein?«
    »Ich will gar nichts sagen«, wehrte Teri etwas lahm ab. »Nur, daß es mir recht seltsam erscheint. Andererseits ist vielleicht trotzdem alles in bester Ordnung. Als Merlin damals den Silbermond aus der Vergangenheit holte, schoß auch er am Ziel vorbei und jagte ihn, statt wie geplant ins Jahr 1992, ins Jahr 2058. Es bedurfte einiger magischer Anstrengungen, ihn wenigstens bis auf ein paar Minuten wieder an unsere Gegenwart anzunähern. Vielleicht befindet sich auch Zamorra jetzt wieder irgendwo in der Zukunft, und wir brauchen nur abzuwarten und treffen ihn irgendwann wieder.«
    »Das ist mir zu kompliziert«, erwiderte Patricia. »Und ich kann auch nicht richtig daran glauben. Versuche wengistens, etwas zu tun, Teri. Um eurer Freundschaft willen.«
    Die schöne Druidin lächelte. »Ich werde tun, was ich kann. Ich fürchte nur, es ist nicht genug - denn zur Zeitreise bin ich nicht befähigt.«
    »Auch nicht mit Merlins Zeitringen?«
    Teri schüttelte den Kopf. »Auch damit nicht. Sie sind nicht für mich geschaffen. Aber nun erzähle mir, was ihr schon vergeblich versucht habt. Dann kann ich über andere Möglichkeiten nachdenken.«
    Patricia atmete auf. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als daß Zamorra und Nicole zu Weihnachten wieder daheim wären.
    Aber bis dahin waren es nur noch wenige Tage.
    ***
    Don Cristofero zeigte sich gar nicht begeistert davon, statt nach Versailles an die Loire zu reisen. »Nun habe ich gerade den Knecht ausgesandt, eine Kutsche aus Versailles zu besorgen, und Ihr kommt mit diesem wahnwitzigen Vorschlag! Es ist eine weite Reise! Wir würden drei Tage unterwegs sein. Ja, Ihr in der Zukunft mit Euren rasenden pferdelosen Kutschen, die ständig gegen irgendwelche Bäume oder in den Graben oder gegeneinander fahren, weil ihren Lenkern der Verstand und die Pferde fehlen, die derlei Hindernissen von selbst ausweichen würden, ja, mit diesen mordsgefährlichen Vehikeln mögt Ihr in einer Stunde oder deren zweien diese Strecke zurücklegen, notfalls mit einem jener scheußlichen Eisenvögel. Aber laßt Euch sagen, daß es das alles hier und jetzt nicht gibt.

Weitere Kostenlose Bücher