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0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sehen, Mademoiselle, wie lustig es bei Hofe zugeht. Es ist eine Lust zu leben in diesen Jahren, und ich möchte in keiner anderen Epoche beheimatet sein.«
    »Ja, vor allem, wenn man der ausbeutenden Adelskaste angehört«, sagte Nicole. »Sie und Ihresgleichen, Fuego, sind doch nichts anderes als Parasiten. Sie leben in Saus und Braus, nehmen dem sogenannten einfachen Volk den Besitz und wundern sich darüber, daß es in etwa hundertzwanzig Jahren zur Revolution kommt, der Adel entmachtet und die Monarchie abgeschafft wird.«
    Cristofero kicherte.
    »Ja, und weil dann das Volk einfach zu dumm war, um sich selbst zu regieren, hatte der kleine korsische Lieutenant leichtes Spiel und wurde schließlich sogar Kaiser.«
    »Seit Sie das in unseren Geschichtsbüchern nachgelesen haben, müssen Sie’s der Welt immer wieder unter die Nase reiben, wie?« konterte Nicole. »Hoffentlich haben Sie auch noch ein paar Seiten weitergelesen und verinnerlicht, daß Kaiser Napoleon in der Verbannung starb, weil das Volk ihn nicht mehr haben wollte.«
    »Was ein weiterer Beweis für die Dummheit und Unfähigkeit des Volkes ist«, trumpfte Cristofero auf. »Es weiß nicht, was gut ist. Das Volk braucht einen König. Selbst dieses Volk von Seeräubern, die Engländer, pflegen in Eurer Zeit noch die Monarchie. - Aber nun wird es Zeit, daß die Kutsche aus Paris kommt und uns abholt.«
    Aber daraus wurde in dieser Nacht nichts mehr; Don Cristofero hatte wohl die Entfernung unter- und das Interesse des Königshofes an seiner Person überschätzt. Aber Zamorra und Nicole konnte es nur recht sein, nach all den Strapazen des zurückliegenden Tages nicht auch noch eine nächtliche Kutschfahrt mitmachen zu müssen. Die Betten in der Herberge waren zwar nicht besonders weich, dafür aber frei von Ungeziefer.
    Und die Müdigkeit erzwang einen langen, tiefen Schlaf.
    ***
    Rebecca Deveraux fühlte sich auf eine sehr eigenartige Weise entspannt, müde und glücklich. Fast kam es ihr so vor, als habe sie eine Liebesnacht mit ihrem Galan erlebt. Doch was wirklich geschehen war, wußte sie nicht.
    »Ich muß nun gehen, Mademoiselle Rebecca«, raunte Nicoles le Roumain. »Doch seid gewiß, daß ich Euch morgen um die gleiche Zeit abermals meine Aufwartung mache.«
    Er glitt zum Fenster, öffnete es und schwang sich hinaus. Der kalte Hauch ließ Rebecca frösteln, und sie sprang auf, um das Fenster rasch wieder zu schließen. Der Mond stand schon tief, und vor seiner großen, weißen Scheibe am Horizont sah sie eine große Fledermaus in der Ferne verschwinden.
    Sie verabscheute Fledermäuse ebenso wie Ratten, Spinnen und Schlangen. Rasch huschte sie wieder ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn hinauf. Bald darauf war sie eingeschlafen.
    ***
    Am darauffolgenden Spätnachmittag kehrte der Knecht des Wirtes zurück, berichtete, man habe ihn erst in den Morgenstunden eher unwillig eingelassen, ihn immerhin gastlich bewirtet und lasse mitteilen, Seine Majestät habe mit dem gesamten Hofstaat bereits vor drei Tagen wieder einmal Schloß Fontainebleau verlassen und sei nach Versailles gezogen, um dort für ein oder zwei Wochen zu verweilen und sich um die Fortschritte bei Umbau und Erweiterung zu kümmern.
    »So müssen wir also nach Versailles reisen, denn gewiß braucht der König meinen Rat«, stellte Don Cristofero fest. »Sei’s drum, von hier ist der Weg nicht geringer und nicht weiter als nach Paris. Allerdings wäre ein Aufenthalt im Schloß Fontainebleau oder in der Residenz Saint-Germainen-Laye wesentlich bequemer.«
    »Wie das? Ich dachte, das Schloß von Versailles sei prunkvoll, luxuriös und komfortabel - bis auf die fehlenden Toiletten«, warf Nicole ein.
    »Wer hat Euch denn erzählt, Mademoiselle, es gäbe keine Toiletten? Sicher gibt es sie. Nur zu wenige. Bisweilen ist’s ein arges Gedränge vor den Türen. Und überhaupt ist es eine ständige, lärmende Baustelle. Schon frühmorgens wird man aus dem Schlaf geweckt vom Hämmern und Rufen, und am Nachmittage findet man auch keinen Schlaf, derweil der Pöbel die Korridore durcheilt, um zu schauen, wie der König wohnt. Wäre ich König an des Königs Stelle, ich hätte das niemals erlaubt. Stellt Euch vor, jeder, der nur halbwegs schicklich gekleidet ist, hat jederzeit freien Zutritt! Wie leicht mag sich da ein Meuchelmörder einschleichen und den König hinterrücks erdolchen. Und dann die rüpelhaften Sänftenträger und das Vieh in den Gängen…«
    Nicoles Augen wurden groß. »Das

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