0518 - Höllenparadies
alten Kontinent gestanden haben.«
»Und er hat ihm geholfen, John.«
»Ja, durch das Auge.«
»Ich verstehe nur Bahnhof«, erklärte Rick. »Das ist mir einfach zu hoch. Jedenfalls werde ich mir jetzt einen weiteren Schluck genehmigen. Ihr könnt meinetwegen machen, was ihr wollt.«
Wir blieben auch noch zurück, weil ich mit Sir James etwas besprechen wollte. »Sie sehen keine Möglichkeit, um einzuhaken, Sir?«
»Nein, das habe ich nicht gewußt. Ich war mir auch nicht hundertprozentig sicher, ob Willy tatsächlich zurückgekehrt ist. Eine Botschaft kann jeder schreiben.«
»Sicher. Nur ist er jetzt hier, und wir werden uns mit ihm herumschlagen müssen.«
Sir James nickte. »Jemand verbrennt, gerät in ein Auge und erscheint nach mehr als zwanzig Jahren so, als ob nichts geschehen wäre. Als hätte es keine Flammen gegeben, einfach gar nichts. Das ist selbst für mich eine Stufe zu hoch.«
»Für mich auch noch, Sir. Aber ich werde mich darum kümmern. Dabei hatte ich gedacht, zwischen den Jahren auf der faulen Haut liegen zu können. Damit habe ich wohl Pech gehabt.«
»Das schätze ich auch, John.«
Langsamer als zuvor gingen wir wieder zurück. »Ich frage mich nur, wo ich den Hebel ansetzen soll. Bisher gibt es nur Willy als Punkt. Der aber ist verschwunden.«
»Er wird sich wieder zeigen.«
»Bei Ihnen?«
»Wahrscheinlich.«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Sir, denken Sie daran, auch Sie können in größte Lebensgefahr geraten.«
»Ich weiß, John, aber Willy ist es mir wert.« Er lachte etwas rauh.
»Lassen wir das Thema. Was haben Sie jetzt noch vor? Wollten Sie nicht zu Ihrer Freundin gehen?«
»Ja, Lady Sarah erwartet mich.«
»Und Jane.«
»Auch sie.«
»Bestellen Sie ihr meine besten Grüße. Vielleicht wird das nächste Jahr für sie ein besseres. Möglicherweise wendet sich alles hin zum Guten. Wer kann das wissen?«
»Da haben Sie recht, Sir.«
Ich ging noch kurz mit in den Pub und verabschiedete mich von Rick Malone. »Bleiben Sie in London?« fragte ich ihn.
»Darauf können Sie sich verlassen. Vielleicht besorge ich mir wieder einen Flammenwerfer und schicke Willy zum zweiten Mal zur Hölle.«
»Was hat das für einen Sinn, wenn er wieder zurückkehrt?«
»Beim zweitenmal nicht mehr, das schwöre ich.«
Sollte er. Ich war mir da nicht so sicher…
***
Vergangenheit
Ein gewaltiger Kontinent, der lebte, der blühte, auf dem sich zahlreiche Menschen wohl fühlten, obgleich es viel Licht und auch viel Schatten gab. Magischen Schatten, denn viele Atlanter besaßen Kenntnisse über Schwarze Magie.
Sie wußten genau, daß es Dinge gab, an denen man nicht rütteln durfte, mit denen man leben mußte und die man für sich ausnutzen konnte. Weiße und Schwarze Magie führten einen Kampf gegeneinander. Heere von Dämonen griffen ein, Tausende von Opfern waren zu beklagen, bis es zur großen Katastrophe kam und der Kontinent explodierte, wobei er danach in den Fluten des Meeres versank.
Es war ja nicht so, daß Atlantis nur aus einer Masse bestand. Vor dem eigentlichen Kontinent lagen zahlreiche Inseln, manche sehr weit entfernt, andere wiederum in Sichtweite der Küste.
Viele Inseln waren unbewohnt, einfache Felsen, die aus dem tosenden Meer ragten. Andere wiederum waren eine Heimstatt für Gruppen und Stämme geworden; dort herrschte das ewige Grauen.
Aber es gab auch Inseln, wo besondere Menschen lebten, die sich zu den Wissenden zählten. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um Frauen oder Männer handelte. Die Wissenden forschten, sie lebten für sich und nach ihren eigenen Gesetzen.
So auch Sandora, eine ungewöhnliche Frau. Sie liebte das Leben und die Kostbarkeiten des Lebens. Geschmeide, Gold, Luxus, wertvolle Steine – all dies umgab sie und sorgte dafür, daß sie sich wohl fühlte. Sandora hatte sich eine Insel auserwählt, um dort ihr Leben genießen zu können. Sie war allein, eine Herrscherin in einem Reich, in dem das Kostbare nur zählte. Alles andere nicht.
Aber auch sie konnte nicht verhindern, daß Atlantis dem Untergang geweiht war.
Als sie merkte, wie nah die Zeit schon war, entschloß sie sich, die entsprechenden Dinge in die Wege zu leiten. Wenn sie schon zu den Wissenden zählte, wollte sie auch überleben.
Und so wartete sie auf den Tag, an dem Atlantis unterging. Sie saß oft am Strand, schaute auf das schäumende Meer, lauschte hinaus in die Nacht und sah die Vulkane immer stärker rauchen.
Ein Zeichen, daß der Untergang kurz
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