0519 - Das Auge von Atlantis
abgesperrt und keinen hineingelassen. Gerade heute wollte ich mir ein paar heiße Streifen holen. Scheiß auch.« Er hob die Schultern und ging weg.
Jane zögerte einen Augenblick, dann lief sie ihm nach und legte eine Hand auf seine Schultern.
»Was ist denn?«
»Ich muß da rein!«
»Ha, ha.« Der Knabe lachte ihr ins Gesicht. »Das meinst du doch nicht im Ernst?«
»Doch.«
»Was meinst du, was geschieht, wenn du die Bretter vom Eingang wegreißt.«
»Klar, so geht das nicht. Kennst du dich hier in der Ecke aus?«
»Ich wohne hier.«
»Dann kannst du mir auch sagen, ob es in der Videothek einen Hintereingang gibt.«
Der Knabe staunte Jane an. »Ach nee, so ist das? Kleiner Einbruch, wie? Auf welche Kassetten bist du denn scharf? Porno oder…«
»Rede keinen Mist, es geht um andere Dinge.«
»Um welche denn?«
Jane hatte natürlich nicht vor, dem Knaben ihren Plan zu erläutern. »Das ist etwas Persönliches.«
»Geh hinten rum.«
»Wie?«
»Durch den Flur im Nebenhaus, da kommst du an die Rückseite.«
Jetzt grinste er. »Aber laß mir noch ein paar heiße Spiele da – okay?«
Jane lächelte. »Komm morgen wieder, Junge.«
»Mach’ ich doch glatt.« Er verschwand im Gewühl. Jane hoffte nur, keinen Fehler gemacht zu haben. Sie suchte nach einem Hauseingang. Es standen zwei zur Verfügung. Einer links, der andere rechts.
Sie nahm den rechten, weil dessen Tür geöffnet wurde und eine Frau das Haus verließ.
Jane huschte an ihr vorbei und stand im Flur, wo sie einen Mann sah, der auf eine Leiter geklettert war und die Decke strich. Er trug die helle Kleidung eines Anstreichers.
Jane drückte sich an der Leiter vorbei. Der Maler schaute ihr nicht einmal nach, als sie den Flur durchlief und die Hoftür erreichte. Sie war nicht abgeschlossen.
Jane öffnete sie vorsichtig und schaute auf das graue Geviert. Licht brannte zwar, allerdings zu weit entfernt.
Der Boden sah aus wie eine erstarrte, graue Wasserfläche.
Schlaglöcher wechselten sich mit dem normalen Niveau ab. Gegenüber ragte eine graue Hausfassade hoch, an der das Dach zu einem Atelierfenster ausgebaut worden war.
Dahinter schimmerte Licht. Jane sah zwei Frauen in Höhe des Fensters stehen. Sie hielten Gläser in den Händen und prosteten sich zu.
Um ihr Ziel zu erreichen, mußte sich Jane nach links wenden. Es existierte glücklicherweise keine trennende Mauer, sie erreichte im Schatten der Hauswand die schmale Hintertür.
Aus den Fenstern der oberen Etagen drang der Lichtschein nicht bis zum Boden. Er verlor sich irgendwo über ihr. Jane schaute sich das Schloß der Tür genau an.
Sie war keine Einbrecherin, und ohne Werkzeug hätte sie es nicht aufbekommen.
Zweimal versuchte sie es noch mit dem Klinkendruck, ohne Erfolg. Dafür interessierte sie sich für das Fenster neben der Tür. Die Scheibe bestand aus einem undurchsichtigen Glas, das zusätzlich noch einen blinden Schimmer aufwies.
Das Fenster einzuschlagen, war zwar nicht Janes Art, doch wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab, mußte sie zu diesem Mittel greifen.
»Pech gehabt, wie?«
Jane fuhr herum, als sie die Stimme hörte.
Der blonde Junge stand vor ihr. »Du mußt ja einen Druck haben, daß du unbedingt in den Laden hineinwillst. Was ist denn los?« Er bückte sich und peilte das Schloß an. »Abgeschlossen, nicht?«
»Ja.«
Er richtete sich wieder auf. Selbst im Dunkeln sah Jane das bestimmte Lächeln auf seinen Mund. »Ich könnte das Ding aufkriegen.«
»Und dann?«
Er hob die Schultern. »Alles weitere ist deine Sache. Du wolltest doch rein…«
»Das schon. Nur möchte ich nicht, daß mich jemand begleitet.«
Der Junge lachte kichernd. »Hör zu, du Braut oder wer immer du sein magst. Ich bin Mickey, und ich habe hier einen guten Ruf. Ich lege niemanden rein.«
»Es könnte gefährlich werden.«
»Für uns?« Mickey deutete auf seine Brust.
»Ja.«
»Unsinn. So etwas schaukeln wir schon. Der Laden ist leer, oder meinst du nicht?«
»Ich hoffe es.«
»Was willst du dort eigentlich rausholen? Kies? Willst du an die Kasse gehen?«
»Quatsch. Ich hole nichts raus. Ich möchte mich nur einmal umsehen, das ist alles.«
»Aber du suchst was?«
»Kann sein.«
Mickey schaute Jane an. »Aus dir werde ich nicht schlau, ehrlich.«
Er schlug gegen seine Stirn. »Eigentlich bin ich ja saublöde, daß ich mich entschlossen habe, dir zu helfen. Aber ich bin nun mal so. Mickey, der Menschenfreund, verstehst du?«
»Ich werde dich am Abend mit in
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