0519 - Das Auge von Atlantis
graute, dann kehrte der Schrecken wieder zurück, und das wurde schlimm.
Natürlich hatte sie nicht vergessen, um was es ging. Die Sorge um Lady Sarah war noch größer geworden, aber Jane fühlte sich jetzt besser, weil sie mit dem normalen Gesicht etwas unternehmen konnte, ohne in der Öffentlichkeit aufzufallen.
Zunächst griff sie zum Telefonhörer, um beim Yard anzurufen.
John Sinclair bekam sie nicht an den Apparat, dafür Glenda Perkins, deren Feierabend kurz bevorstand.
»Ich bin es, Jane.«
»Grüß dich. Wie geht es dir?«
»Jetzt besser.«
Die beiden Frauen hatten mittlerweile Frieden geschlossen. Früher hatten sie sich überhaupt nicht verstanden, sie waren sogar Feindinnen gewesen, doch die anderen, großen Dinge hatten sie ihre Rivalität vergessen lassen.
»Du möchtest John sprechen, nicht?«
»Ja.«
»Der ist nicht da, Jane.«
»Wo steckt er denn?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen.«
Jane schoß das Blut in den Kopf. »Oder willst du es nicht, Glenda? Ehrlich.«
»Er wollte zu dieser Videothek.«
»Wie auch Lady Sarah.«
»Vielleicht.«
»Aber beide sind noch nicht zurück.«
Glenda war nach dieser Antwort etwas schockiert. »Noch immer nicht?« hauchte sie. »Bei John hätte ich dafür Verständnis, aber bei Sarah Goldwyn…« Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Da wird doch nichts passiert sein, Jane?«
»Das hoffe ich nicht. Was könnte es denn gegeben haben?«
»Keine Ahnung, ehrlich.«
»Du bist also nicht eingeweiht worden?«
»Nein, Jane. Ich weiß nur, daß John zu dieser Videothek fahren wollte, das ist alles.«
»Dann bedanke ich mich.«
»Was willst du denn tun?«
»Ich möchte ebenfalls hin, aber zuvor könnte mir Suko vielleicht eine Antwort…«
»Der ist mit Sir James weg, Jane.«
»Heute geht auch alles schief. Trotzdem, vielen Dank, Glenda.«
»Halt, leg noch nicht auf. Soll ich nicht auch mitkommen?«
»Nein, das möchte ich allein machen. Ich sage dir aber Bescheid, wenn ich beide gefunden habe.«
»Das wäre nett.«
Jane Collins legte auf und schaute nachdenklich gegen die Wand.
John und Lady Sarah waren verschwunden. Beide hatten sich Sandras Höllenparadies anschauen wollen. Dann waren beide möglicherweise auch in Gefahr geraten.
Obwohl dies für Jane keine angenehme Vorstellung war, breitete sich in ihrem Innern ein gewisses Prickeln aus. Sie spürte plötzlich die Spannung, die einfach da war. Endlich konnte sie etwas unternehmen und brauchte nicht im Zimmer hocken zu bleiben. Sie sah wieder normal aus. Keinem würde auffallen, was mit ihr tatsächlich los war.
Draußen war es noch immer viel zu warm. Jane zog deshalb nur einen dünnen Mantel an, als sie das Haus verließ. Zum Ziel wollte sie sich mit einem Taxi bringen lassen.
Ein Wagen war schnell gefunden. Sie stieg in den Fond und gab die Zieladresse an.
»Da werden wir uns durchwühlen müssen, Madam.«
»Versuchen Sie es.«
»Haben Sie es sehr eilig?«
»Das schon.«
»Dann hätten Sie einen Hubschrauber nehmen müssen.« Das sagte der Fahrer, als sie zum ersten Stau aufschlossen.
»Witzbold.«
»Nur so kann man im Londoner Verkehr seine Nerven bewahren«, erwiderte er. Der Mann war ein Profi, der sich in London ausgezeichnet auskannte und auch die dementsprechenden Abkürzungen wußte.
Je mehr Zeit verfloß, um so nervöser wurde Jane Collins. Als sie wieder in einen Stau gerieten, zahlte sie und verließ den Wagen.
Den Rest konnte sie auch zu Fuß gehen.
Die große Überraschung packte Jane, als sie vor der Videothek stehenblieb.
Der Laden war geschlossen.
Nicht auf normale Art und Weise wie nach Feierabend üblich, nein, jemand hatte den Eingang regelrecht verrammelt. Quergenagelte Bretter hinderten jeden daran, das Geschäft zu betreten.
Ein junger Mann sprach Jane an. »Wollen Sie rein?«
»Das hatte ich eigentlich vorgehabt.«
»Ist nicht drin. Da haben die Bullen zugeschlagen.«
»Die Bullen?«
»Ja.«
Jane schaute den jungen Mann an. Er trug Turnschuhe und schwarze Jeans. Über den weißen Pullover hatte er eine dünne Jacke aus blauem Stoff gestreift. Sein helles Haar war zu einer Igelfrisur geschnitten.
»Wissen Sie denn, was hier vorgefallen ist?«
Der Junge hob die Schultern. »Es hat wohl Putz gegeben.«
»Eine Schlägerei?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Weiß ich auch nicht. Das war alles so komisch. Jedenfalls habe ich mit Leuten gesprochen, die zugeschaut haben. Sie konnten mir auch nicht viel sagen. Die Bullen haben den Eingang
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