0520 - Ich jagte das Hexen-Trio
für uns. Wenn wir am andern Tag das Ziel erreichen wollten, mußten wir früh aufstehen.
Ich wollte zahlen. Damit hätte ich Mauro fast beleidigt. Er ließ nicht zu, daß ich auch nur einen Penny auf den Tisch legte. Wir waren seine Gäste.
»Und geben Sie gut auf sich acht«, erklärte ich zum Abschluß.
»Falls die Gangster noch einmal hier erscheinen, geben Sie den Kollegen Bescheid. Ich jedenfalls werde ihnen einen entsprechenden Tip geben.«
»Ja – vielleicht.«
Überzeugt hatte ich ihn nicht, das war mir klar. Ich drängte auch nicht weiter. Julie und ich verließen das Lokal. »Du, Julie, wirst dich jetzt ins Bett legen, wie es sich für Kinder deines Alters gehört. Hast du verstanden?«
»Ja. Aber was machst du?«
»Keine Sorge, ich bleibe im Haus. Wenn auch nicht in der Wohnung. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
»Bei wem?«
»Bei einem Freund.«
***
Julie hatte ich die Couch im Wohnzimmer zurechtgemacht. Bevor ich rüber zu Suko ging, sagte ich ihr noch gute Nacht. Sie hob die Arme und schlang ihre kleinen Hände um meinen Nacken. »Danke, John«, flüsterte sie. »Ich bin so froh, daß du mich nicht im Stich läßt.«
»Das war selbstverständlich. Nur eines noch.« Ich beugte mich etwas tiefer, so daß sich unsere Gesichter nur eine Handbreite voneinander entfernt befanden. »Ich möchte nur nicht von dir enttäuscht werden, Julie. Du mußt mir Vertrauen entgegenbringen. Ich handle bei dir ebenso. Vergiß das nie.«
»Klar, John.«
Überzeugt hatte sie mich noch immer nicht. Tief in ihrem Innern steckte noch eine Sperre, die ich nicht lösen konnte, wenn sie es nicht wollte.
Vielleicht würde sie mit der ganzen Wahrheit herauskommen, wenn wir uns in Cornwall befanden.
Es war kurz vor einundzwanzig Uhr, als ich bei Suko klingelte. Er öffnete und grinste mich an. »Du bist ja doch da.«
»Warum nicht?«
»Ich wollte dich vorhin sprechen, da hat keiner geöffnet.«
»Gab es einen besonderen Grund?« fragte ich an Suko vorbei und in das Wohnzimmer gehend.
»Kaum. Wenigstens nichts Außergewöhnliches. Nur daß Sir James uns morgen sprechen will.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Das hat er nicht genau gesagt.« Suko, der einen Trainingsanzug trug, ließ sich in einen Sessel fallen und zog die Beine an. »Klar hat er sich nicht ausgedrückt.«
»Ich werde morgen nicht hier in London sein.«
»Nicht?«
»Nein, mich hat eine junge Dame besucht. Das heißt, sie ist noch da. Sie übernachtet bei mir. Morgen früh fahre ich mit ihr los nach Cornwall. Buckland in the Moor heißt der Ort.«
»Und dann?«
»Werde ich das Gespenster-Trio jagen. Drei alte Hexen, wie mir Julie sagte.«
»Julie heißt sie also?«
»Ja, und sie ist elf Jahre alt, glaube ich.«
Suko lachte. »Das begreife wer will, ich nicht. Da kommt ein Kind zu dir und schafft es tatsächlich, daß du mit ihm nach Cornwall fährst. Die Kleine muß Eindruck auf dich gemacht haben.«
»Nicht nur sie, auch ihr Schicksal.« Ich wollte die Spannung nicht noch mehr in die Länge ziehen und berichtete Suko haarklein, was mir Julie berichtet hatte.
Mein Freund war ein sehr aufmerksamer und geduldiger Zuhörer. Er gab mir sogar recht. »In der Tat, John, ich hätte ebenfalls so gehandelt, wie du es getan hast.«
»Dann ist ja alles klar.«
»Aber der Alte weiß von nichts.«
»Nein. Deshalb möchte ich dich bitten, daß du es ihm erklärst. Du gehst ja zu dieser Besprechung.«
»Natürlich. Ein aktueller Fall wird wohl nicht herauskommen«, sagte ich.
»Woher weißt du das?«
»Dann hätte der Alte nicht so lange gewartet.«
Suko nickte. »Es muß irgendwie mit den Dingen zusammenhängen, weswegen er sich mit den Geheimdiensttypen hat treffen wollen. Ich war ja sein Leibwächter. Nach Willys Killerauftritt ist die Konferenz verschoben worden. Jetzt liegen die Ergebnisse vor, und Sir James wird uns wahrscheinlich einweihen wollen.«
Ich winkte ab. »Sehr wichtig kann es nicht sein, sonst hätte er uns schon zusammengetrommelt.«
»Finde ich auch.« Suko räusperte sich. »Willst du etwas trinken?«
»Nein, danke. Ich gehe gleich wieder rüber.«
Mein Freund lächelte. »John, ich kenne dich lange genug. Irgend etwas hast du? Etwas ist dir über die Leber gelaufen.«
»Stimmt.«
»Und was?«
Ich breitete die Arme aus und spreizte die Hände. »Wenn ich ehrlich sein soll, komme ich mit Julie nicht so zurecht, wie es eigentlich hätte sein müssen.«
»Werde mal konkreter.«
»Ich habe den Eindruck, daß sie mir
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