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0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

Titel: 0520 - Ich jagte das Hexen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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menschenfeindlich.
    Es gab auch lichte Stellen, wo der Nebel aufgerissen war, als hätten ihn gewaltige Hände verscheucht. Da konnte ich dann den Blick über den flachen Sumpf werfen, der sich bis zu den Horizonten hinzog. Eine Fläche, die zwar still dalag, sich aber trotzdem in ständiger Bewegung befand, denn irgendwo arbeitete er immer. Die biochemischen Prozesse ließen auch ständig neue Sumpflöcher entstehen.
    Auch ein Knüppeldamm fiel mir auf. Er schien in der braunen Masse zu verschwinden. Über ihr zogen schwarze Vögel mit träge wirkenden Flügelschlägen ihre Bahnen. Sogar die dicken Kolkraben sah ich hier. Bei uns in London gab es sie schon lange nicht mehr.
    Wenig später deckte wieder der Nebel die Sicht zu, und wir tasteten uns voran.
    »Wie lange bleibt der Dunst immer?« fragte ich.
    »Manchmal Tage.«
    »Eine Umgebung, in der man trübsinnig werden kann.«
    »Das ist möglich. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Man stellt sein Leben darauf ein.«
    »Du redest wie eine Erwachsene.«
    »Das bin ich nicht, aber ich fühle mich manchmal so. Ich sehe Dinge, die andere nicht erkennen können.«
    »Wie diese zweite Gefahr, von der du gesprochen hast.«
    »So ist es.«
    »Und du kannst nicht erkennen, von wem sie ausgeht?«
    »Nein.«
    »Julie, ist sie fremd? Ist sie…?«
    »Ja, sie ist fremd. Es sind einfach andere Strömungen, die mich erfassen. Sie berührt mich nicht einmal direkt, sondern berührt andere Menschen, die mir nahestehen.«
    »Das könnten doch nur deine Großeltern sein.«
    »Du hast recht.«
    Ich schaute nach links, wo Julie blaß und mit geballten Händen auf dem Sitz hockte. »Stimmt das auch?«
    »Weshalb sollte ich dich belügen?«
    »Richtig, Kind. Was könnten deine Großeltern mit der anderen Gefahr zu tun haben?«
    »Das kann ich nicht erkennen. Es sind jedenfalls nicht die Hexen. Die Unruhe oder die Gefahr, die ich meine, hält sich in unserem Haus auf. Dort hat sie sich festgesetzt, und damit muß ich fertig werden, John.«
    »Wir müßten schneller fahren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kannst du bei diesem Nebel und bei dem schmalen Weg nicht riskieren, John. Behalte dein Tempo ruhig bei. Vielleicht haben wir Glück.«
    Darauf wollte ich mich zwar nicht verlassen, hatte jedoch eine andere Frage. »Würdest du denn merken, wenn sich die Gefahr verdichtet und eskaliert?«
    »Wie bitte?«
    »Also… wenn sie über die Personen zusammenbricht und es zu einer schlimmen Tat kommt.«
    »Ich glaube ja.«
    »Dann bin ich etwas beruhigter.«
    Sie drückte sich im Gurt nach vorn. »Du solltest allerdings mehr links fahren.«
    »Weshalb? Ich…«
    »Es kommt uns etwas entgegen«, flüsterte sie. »Ich sehe einen großen Schatten…«
    Das Mädchen hatte sich nicht geirrt. Ich war gerade noch rechtzeitig zur Seite ausgewichen, wo sich ein Vorder- und ein Hinterrad durch die weiche Erde wühlten, als vor mir zuerst zwei verschwommene Glotzaugen erschienen, aus denen der Schatten hervorwuchs wie ein dunkles Ungeheuer.
    Ein Lastwagen!
    Er donnerte haarscharf vorbei, so daß ich Angst um meinen zweiten Außenspiegel bekam. Beladen war der Laster mit Torfballen.
    »Das war knapp«, sagte ich und atmete tief durch.
    »Die Fahrer nehmen oft keine Rücksicht, John. Sie denken, die Straße gehört ihnen. Wir werden jetzt in das Abbaugebiet kommen. Es ist allerdings schon die Grenze. Die großen Flächen liegen tiefer im Südwesten.«
    Wegen des weichen Untergrundes war es mir doch zu riskant, mit zwei Rädern auf ihm zu fahren, deshalb lenkte ich den Rover wieder auf die Wegmitte.
    An die Unebenheiten hatte ich mich gewöhnt. Das Schaukeln und Stoßen machte mir nichts mehr aus. Irgendwann gewöhnte man sich auch an diese unangenehmen Dinge.
    »Wie lange müssen wir noch fahren?«
    »Vielleicht fünf Meilen, meine ich.«
    »Gut. Und die Umgebung?«
    »Wird sich ändern. Buckland in the Moor ist von Wäldern umgeben. Die haben den Ausbrechern aus Dartmoor schon oft als Verstecke gedient. Aber der Sumpf hat sie immer bekommen. Manchmal auch die Wärter.«
    Wir rollten weiter in die graue, allmählich weichende Düsternis.
    Auch der Dunst lag nicht mehr so dicht. Öfter als sonst flatterte er fahnengleich auseinander.
    Das Gebläse brachte die Außenluft in den Wagen. Sie kühlte und roch nach brakigem und fauligem Wasser ebenso, wie nach allmählich absterbenden Pflanzen.
    Auf den Komposthaufen der Friedhöfe kann man diesen Geruch auch finden. Ich hatte an diesen Orten oft genug zu tun, so

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