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0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

Titel: 0520 - Ich jagte das Hexen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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belastet. Sie ist ein anderes Kind. Sie hat schon gelebt, verstehst du? Julie hat mehrere Leben geführt und ist nie älter als zehn oder elf Jahre geworden.«
    Mary Gladstone schluckte. Sie ging einen kleinen Schritt zurück, und ihr Mann mußte sie halten. »Heißt das etwa, daß Julie dann immer gestorben ist?«
    »Ja.«
    »Du bist verrückt!«
    Paul schüttelte den Kopf. »Leider nicht, Mary. Leider täusche ich mich nicht. Ich will dir noch etwas sagen. Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo Julie wieder sterben muß, um später wiedergeboren zu werden.«
    Mary Gladstone hatte eine Gänsehaut bekommen. Sie sah noch blasser aus als sonst. »Bitte, Paul, das hast du nur so dahingesagt – oder nicht? Bitte…«
    »Nein, meine Gute. Es ist so. Und Julie wußte noch mehr. Ihr Leben, ihre Existenzen hingen mit dem zusammen, was bei uns als Sage umhergeistert. Mit den Existenzen des Hexen-Trios.«
    »Das ist doch Lüge!«
    »Nicht so laut. Laß uns nach Hause gehen. Dort können wir reden, ohne daß uns jemand hört.«
    »Paul, ich fürchte mich so.« Mary wischte ihre schweißfeuchten Hände am Mantelstoff ab. »Das… das kann ich einfach nicht glauben. Es ist zu schrecklich.«
    »Aber wahr.«
    »Können wir denn nichts machen?«
    Paul schaute in den Dunst. »Nein, meine Liebe, wir können nichts tun. Es ist einfach Schicksal.«
    Mary faßte dorthin, wo ihr Herz schlug. »Paul, ich muß nach Hause. Ich muß es einfach. Mein Herz. Ich… ich brauche meine Tropfen, verstehst du? Laß uns schneller …«
    »Halte durch, es sind nur noch wenige Schritte. Ich werde dir deine Tropfen sofort geben.«
    Paul Gladstone hatte Angst um seine Frau. Er wußte ja, daß sie ein schwaches Herz besaß. Er machte sich Vorwürfe, sie mit seinem Bericht so aufgeregt zu haben.
    Bis zum Eingang schaffte es Mary noch. Dort aber mußte sie sich an die Wand der Türnische lehnen. Sie hielt die Augen weit offen, während Paul schon den Schlüssel hervorgeholt hatte und die Tür aufschlug. Sie schwang nach innen, und die Wärme des Ofens strömte den beiden alten Menschen entgegen.
    Von ihrem Mann gestützt, taumelte Mary Gladstone in den Flur.
    Die Tür schwang zu. Paul zog seine Frau in die Küche, wo die Flasche mit den Herztropfen im Schrank stand.
    Er öffnete eine Tür, holte das Fläschchen hervor, während seine Frau sich auf den Stuhl gesetzt hatte.
    »Laß die stehen, alter Mann!«
    Paul brüllte auf, als er die Stimme vernahm. Die Flasche rutschte ihm aus der Hand, prallte auf den Steinboden der Küche und zerbrach in zahlreiche Stücke.
    Paul Gladstone starrte darauf, als könnte er nicht glauben, und vernahm gleichzeitig das lange Seufzen und den röchelnden Atemzug seiner am Tisch sitzenden Frau.
    Er drehte sich und erlebte einen der fürchterlichsten Augenblicke seines Lebens.
    Marys Oberkörper sank nach vorn und damit der Tischplatte entgegen, die von einer weißen Decke verborgen wurde. Jetzt wirkte der Stoff wie ein Leinentuch.
    Schwer schlug sie mit der Stirn auf, und dieses Geräusch war einfach furchtbar – und so endgültig!
    »Mary!« flüsterte der alte Mann. Dann noch einmal. »Mary!« Er lief mit einem torkelnden Schritt auf den Tisch und seine Frau zu.
    Dann schrie er plötzlich: »Maryyy…!«
    Ihr Kopf war auf die Seite gerutscht. Obwohl kein Licht in der Küche brannte, war es hell genug, um das Gesicht der Frau zu erkennen. So starr, so ausdruckslos, so bleich…
    Das Gesicht einer Toten!
    Er wollte es nicht glauben. Mary tot, so plötzlich und auf diese verdammt miese Art und Weise. Vierzig Jahre kannten sie sich. Paul hatte sie aus Exeter geholt, bevor sie heirateten und sich in Buckland in the Moor niederließen. – 40 Jahre! Und jetzt sollte alles vorbei sein?
    Er holte schluchzend Atem. Tränen stürzten aus seinen Augen.
    Sie verschleierten den Blick. Er sah alles wie durch eine Wasserwand.
    Mary war tot! Ihr Herz hatte versagt. Wer trug daran die Schuld?
    Er, Paul? Die Flasche mit den lebensrettenden Tropfen hatte er in der Hand gehalten, als er angesprochen worden war.
    Angesprochen von einem Fremden, der hinter ihm stand, der einfach nicht her gehörte.
    Paul schüttelte den Gedanken an einen Dieb oder Einbrecher ab.
    Für ihn war allein seine Frau interessant. Sie lag mit der linken Gesichtsseite auf der Tischplatte, ein Arm hing nach unten. Die Fingerspitzen baumelten dicht über dem Boden. Sie sah aus, als würde sie schlafen. Tatsächlich schlafen? Möglicherweise war sie dann nicht

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