0520 - Ich jagte das Hexen-Trio
tot. Vielleicht schlief sie nur, hatte einen Schwächeanfall bekommen oder war bewußtlos.
Er wollte auf seine Frau zustürzen und sie hochziehen, dagegen hatte der Fremde etwas.
Bisher hatte er alles über sich ergehen lassen und nicht eingegriffen. Jetzt tauchte er aus dem Dunkel hinter der Tür auf, wo er gelauert hatte.
Etwas schob im Halbkreis durch die Luft, warf einen metallischen Glanz und griff zu.
Es war der Haken, der sich auf die Schulter des alten Mannes legte und diesen mitten in der Vorwärtsbewegung stoppte. Ahmet beherrschte diese künstliche Hand meisterhaft. Er konnte sie drehen, wenden, nach vorn schieben und auch zurückziehen.
Das tat er jetzt!
Paul röchelte, als ihn die Gewalt nach hinten zog. Er hatte Mühe mit dem Gleichgewicht, stieß einen Arm in die Luft, bewegte die Finger und wäre trotz aller Bemühungen gefallen, hätte Ahmet nicht noch mit der anderen Hand zugegriffen und ihn gedreht.
»Nun reg dich ab, alter Mann!« keuchte er. »Du hättest die Flasche nicht hinzuwerfen brauchen.« Er grinste Paul an, der in das fremde Gesicht starrte und auch weiterhin den Druck des Hakens auf seiner Schulter spürte.
Mary ist tot, dachte Paul. Und dieses Schwein grinst noch. Der Mann freut sich über Marys Tod.
»He, Waldo, ich glaube…«
»Du freust dich, nicht?« flüsterte Paul. »Du freust dich darüber, daß sie tot ist – oder?«
»He, was soll das?«
»Ja, du freust dich? Ich sehe es dir an, verdammt! Du hast es geschafft. Du bist…«
Über Paul brach etwas zusammen. Es waren einfach die Panik und die Trauer, die sich vereinigten und ihm den normalen Verstand raubten. Er konnte nicht mehr nachdenken, wollte es auch nicht, sah nur dieses fremde Gesicht, und die ihn überspülende Wut verzeichnete es zu einer ballonartigen Fratze. Für Paul war dieser Mann der Teufel, und den Teufel mußte man bekämpfen, das wußte Paul.
Deshalb griff er an.
Er nahm auf nichts mehr Rücksicht. Woher er die Kraft holte, wußte er selbst nicht.
Er schlug einfach hinein in dieses Ballongesicht. Er hörte es klatschen, er drosch weiter zu, bewegte die Arme wild und unkontrolliert, vernahm auch einen Fluch, und dann spürte er etwas Heißes, Würgendes, das in seinem gewaltigen Schmerz explodierte.
Er glaubte, Blut zu sehen und dazwischen einen langen, glänzenden Stab, der aussah wie ein Messer.
Der Schmerz war grauenhaft. Er fraß ihn auf, er zog ihn hinein in einen Strudel. Paul wollte noch schreien, dabei spürte er nicht einmal, wie er neben dem Tisch zu Boden schlug. Eine nie mehr abreißende Schwärze hatte sich über sein Bewußtsein gelegt.
Paul würde nie mehr atmen…
Ahmet, der Hakenmann, trat keuchend zurück. Er wischte über sein Gesicht. Seine Nase war von einem der ersten Schläge des alten Mannes getroffen worden und blutete. Jetzt lag der Mann am Boden und rührte sich nicht mehr. Die Klinge hatte ihn erwischt. Sie war aus der Halterung am Arm gesprungen wie ein Wurfpfeil, und auch der dicke Stoff des Mantels hatte sie nicht stoppen können.
Ahmet schüttelte den Kopf. »Du Idiot«, flüsterte er. »Du bist ein verdammter Idiot, du alter, sturer…«
»Nein! Der Idiot bist du!«
Ahmet zuckte zusammen, als er hinter sich Waldos harte Stimme vernahm. Er hatte den Anführer nicht kommen hören. Jetzt stand Waldo in der Tür, während sich Ahmet langsam umdrehte.
Waldos Blick war eisig. Er wanderte über die beiden Toten hinweg und blieb am Gesicht des Mörders haften. »Du hast ihn umgebracht!« erklärte er. »Du hast ihn in dein verfluchtes Messer laufen lassen. Du trägst die Schuld daran, daß er…«
»Was hätte ich denn machen sollen?« keuchte Ahmet. »Er hat mich angegriffen. Er schlug auf mich ein.«
»Ja, ein alter Mann.«
»Richtig, Waldo. Er geriet in Wut. Meine Nase hat er getroffen. Ich konnte ihn nicht bremsen.«
»Du hättest ihn nicht töten sollen.«
»Es war ein Versehen!«
Waldo lachte böse. »Ja, ich weiß, es war ein Versehen. Nur wirft uns dieses Versehen verdammt weit zurück. Wir hätten schon aus ihnen herausbekommen, wo sich die Kleine befindet. Jetzt aber können wir wieder von vorn anfangen. Bei Allah, was bist du nur für ein Idiot! Ich könnte dich vernichten.«
Ahmet schaute zu Boden. »Es tut mir leid, Waldo, aber es kam einfach über mich.«
»Durch deine Unbeherrschtheit wirst du noch alles zerstören, alles. Jetzt können wir wieder von vorn anfangen. Das Kind ist so wichtig. Begreife das mal.«
Ahmet nickte. »Ich weiß
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