0521 - Kampf um die Sonnenstadt
breit und muskulös.
Der Mann, der eben den Funkraum betreten hatte und nun hinter ihm stand, fand, daß er sein Ziel gar nicht verfehlen konnte.
Er holte blitzschnell das Vibratormesser aus seinem Gürtel und holte zum Stoß aus. Aber seine Hand mit der tödlichen Waffe senkte sich nicht.
Oberst Tahiko Anaka drehte sich langsam um, auf seinem Gesicht lag ein hintergründiges Lächeln, während er nach der immer noch erhobenen Hand des Attentäters griff und ihr das Vibratormesser entwand.
„Sie hätten besser den Gerüchten glauben sollen, die besagen, daß ich ein Hypno bin, Leutnant Bastik", sagte Oberst Anaka. „Es zahlt sich nicht aus, sich gegen mich zu wenden. Schade, daß gerade Sie so unvernünftig sind, Leutnant. Dabei habe ich Ihnen vertraut. Was hat Sie zu dieser Tat getrieben?"
Leutnant Bastik erklärte freimütig: „Die Art, wie Sie sich der Hundertsonnenwelt bemächtigten, gefällt uns nicht.
Anfangs waren wir auf Ihrer Seite, weil wir glaubten, Sie seien tatsächlich ein vom Großadministrator Bevollmächtigter. Doch jetzt haben wir die Wahrheit erkannt."
Oberst Anaka gab den Geist des Leutnants vollkommen frei, und dessen starr emporgehaltene Hand entspannte sich und fiel kraftlos an seiner Seite herunter.
„Nichts haben Sie erkannt, Leutnant", sagte Anaka. „Wenn Sie diesen Raum verlassen und zu den anderen der Stammbesatzung zurückkehren, werden Sie weniger wissen als vorher. Aber dafür werden Sie gefügiger sein. Sie werden nie mehr wieder an mir zweifeln."
„Sie bekommen mich nie in Ihre Gewalt", sagte der Leutnant überzeugt.
„Doch."
Die beiden Männer blickten einander in die Augen. Sekunden später drehte sich der Leutnant steif wie eine Marionette um und verließ die Funkzentrale. Mit jedem Schritt, den er sich von Oberst Anaka entfernte, verblaßte seine Erinnerung an das eben Vorgefallene immer mehr. Als er hinaus auf den Raumhafen zu seinen Verbündeten kam, war der posthypnotische Befehl voll wirksam: Er hatte die Erinnerung an die tatsächlichen Geschehnisse ver-loren und dafür eine falsche Erinnerung einsuggeriert bekommen.
Als sich die Männer danach erkundigten, was in der Funkstation vorgefallen sei, erklärte Leutnant Bastik: „Oberst Anaka konnte mich davon überzeugen, daß alle seine Maßnahmen berechtigt sind."
Oberst Anaka hätte mit diesem Erfolg zufrieden sein können.
Aber er war es nicht. Es handelte sich nur um einen Teilerfolg.
Dafür waren viele seiner großen Pläne schiefgegangen.
Es hatte damit angefangen, daß Perry Rhodan mit Großtransportern und einem Kreuzer bei der Hundertsonnenwelt eingetroffen war. Bis zu diesem Zeitpunkt war alles nach Wunsch verlaufen.
Er, Oberst Anaka, hatte den Schein aufrechterhalten können, daß er ein Bevollmächtigter des Großadministrators sei. Dadurch war es ihm möglich gewesen, die Macht auf der Hundertsonnenwelt an sich zu bringen.
Aber er konnte seine Position nur behaupten, weil weder das Zentralplasma noch die Stammbesatzung seine Angaben überprüfen konnte. Er hatte sich in dieser Hinsicht abgesichert, indem er den gesamten Funkverkehr auf der Hundertsonnenwelt kontrollierte.
Und dann war seine Rechnung doch nicht aufgegangen, weil der Großadministrator beschlossen hatte, achtzigtausend Menschen zur Hundertsonnenwelt zu evakuieren.
Ihm, Oberst Anaka, war nichts anderes übriggeblieben, als augenblicklich das Zentralplasma auszuschalten und sich der Hyperinpotronik zu bemächtigen. Denn er mußte unter allen Umständen verhindern, daß eines der elf Schiffe - oder auch nur ein Beiboot - auf der Hundertsonnenwelt landete. In dieser Beziehung hatte er nichts mehr zu befürchten, denn inzwischen kontrollierte er die Hyperinpotronik.
Doch hatten sich durch seine drastische Maßnahme einige unangenehme Nebenerscheinungen ergeben.
Die über vierhundert Männer und Frauen der Stammbesatzung, die ihm ehemals ihr Vertrauen geschenkt hatten, distanzierten sich plötzlich immer mehr von ihm. Sie gehorchten seinen Befehlen noch immer, aber sie kamen ihnen nicht mehr so widerspruchslos nach wie früher.
Ein besonders ernüchterndes Beispiel war Leutnant Bastik, der ihn hatte ermorden wollen.
Den Anstoß für diese Entwicklung hatte dieser verrückte ezialistische Professor gegeben, der eine provisorische Verbindung zum Hauptrelais der Hyperfunkanlage geschaffen und dann die Warnung an die GONOZAL abgegeben hatte.
Anaka hatte ihn erschießen müssen, und er wäre auch gerne seines Assistenten habhaft
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