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0522 - Der Zombie-Macher

0522 - Der Zombie-Macher

Titel: 0522 - Der Zombie-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herunter. Es war brütend warm im Zimmer; Zamorra sah an den Anschlüssen, daß es früher einmal eine Klimaanlage gegeben haben mußte, aber Shado hatte sie vermutlich ausgebaut. Teri hatte nicht ganz unrecht damit, diese Wohnung als »Räuberhöhle« zu apostrophieren. Selbst die einfache Blockhütte, die Gryf und sie auf der wälischen Insel Mona bewohnten, war trotz ihrer Schlichtheit harmonischer eingerichtet. Zamorra war sicher, daß er sich in Shados Wohnung auf Dauer nicht wohl fühlen würde.
    Shado, in Shorts und ein offenes Hemd gekleidet, stellte unaufgefordert ein Glas und eine Flasche Mineralwasser auf den Boden und hockte sich im Schneidersitz auf eines der Felle. Zamorra schmunzelte und ließ sich ihm gegenüber nieder. Er schenkte sich Wasser ein und nahm einen Schluck. Vermutlich würde der Inhalt der Flasche bei dem Klima, das in diesem Raum herrschte, nicht lange Vorhalten.
    »Wie können Sie helfen, auch wenn das Silberzeichen den Dienst verweigert?« fragte Shado übergangslos.
    »Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht«, gestand Zamorra. »Ich brauche mehr Informationen. Zum Beispiel, wo dieser entweihte Traumzeitplatz zu finden ist. Können Sie mir sagen, wer hinter dem Frevel steht?«
    »Ein Mann von weit her. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Der Traumzeitplatz… ich kann Ihnen den Weg beschreiben, mehr nicht. Im Schildkrötenland drei Tageswanderungen gen Morgengrauen. Zwei Gesänge weit in den Wald der drei Fledermausbäume, vorbei am…«
    Zamorra hob die Hand. »Shado, Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich mit dieser Beschreibung etwas anfangen kann? Wir beide entstammen zu unterschiedlichen Kulturen. Darf ich Sie bitten, mir diesen Ort auf einer Landkarte zu zeigen?«
    Der Aborigine schüttelte den Kopf. »Die Yolngu-Menschen singen ihren Pfad. Die Lieder zeigen das Innere des Weges. Karten sind falsche Bilder, denn sie geben nur das Äußere der Landschaft wieder und tun dies auch noch höchst unvollkommen. Wie sieht eine Straße auf der Karte aus? Ein dünner Strich. Ist die Straße aber jung oder alt? Ein Haus: ein rotes, braunes oder graues Rechteck. Aber wohnen darin gute oder böse Menschen? Ein Wald: ein paar Dreiecke oder Dreiviertelkreise, grün eingefärbt. Aber ein Wald ist nicht grün. Er besitzt viel mehr Farben, und über diese Farben und das, was im Wald lebt, informiert der Gesang. Aber Sie müßten schon die verschiedenen Dialekte der Yolngu-Stämme so gut verstehen, daß Sie den Liedern folgen könnten.«
    »Da ich aber mit diesen Dialekten nicht geboren und aufgewachsen bin, entgehen mir die Feinheiten logischerweise«, erkannte Zamorra. »Was soll das alles?«
    »Das Silberzeichen könnte den Liedern folgen. Aber es weigert sich. So kommen wir nicht weiter. Sie werden nicht helfen können.«
    »Es muß doch einen anderen Weg geben, zu diesem Traumzeitplatz zu gelangen. Der Frevler hat ihn schließlich auch gefunden.«
    »Er hat irgendeinen Traumzeitplatz gefunden. Er hat sicher nicht gezielt nach diesem gesucht, was wir aber tun müßten.« Er nagte an seiner wulstigen Unterlippe. »Aber es gibt vielleicht eine Möglichkeit, Sie dorthin zu bekommen. Sie müßten mir Ihr ganzes Vertrauen schenken. Ich…« Er sprang auf und schritt zum Fenster, sah in die Dunkelheit hinaus und ging dann zu den Schädeln hinüber. Einen umfaßte er mit beiden Händen und strich über das bemalte Gebein.
    »Was ist das für eine Möglichkeit, Shado?« fragte Zamorra nach einer Weile ruhig.
    Shado rang offenbar mit sich. »Du bist kein Yolngu, Weißbursche«, sagte er. »Du bist mir so fremd wie jene, die jagen, wenn in dunklen Nächten Seelen weinen. Selbst wenn du mir vertraust - kann ich dir vertrauen?«
    »Sie sind nicht sicher, ob Sie mir diese Möglichkeit nennen dürfen«, riet Zamorra.
    »Ob ich es kann« erwiderte Shado. Er drehte sich um und sah den Parapsychologen an. »Es liegt auch nicht nur an mir. Würdest du mit mir in die Traumzeit gehen können und wollen, Weißbursche?«
    Zamorra atmete tief durch, öffnete den Mund - und schloß ihn wieder.
    Er war nicht zum ersten Mal in Australien. Er hatte auch nicht zum ersten Mal mit Aborigines zu tun. Aber noch nie hatte ihm einer der Ureinwohner angeboten, die Traumzeit mit ihm zu teilen. Die von Stamm zu Stamm unterschiedlichen Riten waren geheim, und nur die erwachsenen Männer durften daran teilnehmen. Frauen und Jünglinge durften nicht einmal in die Nähe eines Traumzeittanzes kommen; manchmal erschlug man

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