0522 - Der Zombie-Macher
auch nur einmal umzusehen.
»Reizender Mistkerl«, fauchte Teri ihm hinterher. »Ich könnte ihn erwürgen.«
»Laß es lieber«, warnte Nicole. »Sag mal - diesmal hast du dich ja gar nicht verrückt angestellt. Hat er ausnahmsweise deine Sinne nicht verwirrt?«
»Es ist schon verrückt genug, daß ich mich mit ihm gestritten habe«, sagte sie. »Und wir wissen ja auch nicht, was mein Unterbewußtsein derweil alles angestellt hat, ohne daß ich’s mitbekommen habe. Laßt uns zahlen und verschwinden.«
»Erst brauchen wir die Hotelzimmer - eins für uns und eins für dich«, erinnerte sie Zamorra und winkte dem Kellner.
***
Duncan begriff nicht, wie er es geschafft hatte - aber er war draußen. Er sah die Bushaltestelle, und der Bus kam gerade, als Duncan ins Freie stürmte. Es war, als hätte jemand seine Flucht diesmal exakt durchgeplant.
Er ließ sich auf einen der Sitze sinken und dachte an Susan Connors. Sie war immer noch gefangen. Er mußte so schnell wie möglich zur Polizei, damit sie befreit werden konnte.
Aber würde die Polizei ihm glauben? Es gab ja kein Motiv für seine Gefangennahme. Und von Susan Connors kannte er nur den Namen. Er wußte nicht, wo sie wohnte, wußte nichts über ihre familiären und sozialen Verhältnisse. Es mochte ein paar Dutzend Susan Connors’ allein in Sidney geben, und wenn sie auch noch aus einer anderen Stadt Australiens stammt, war es fast aussichtslos, rechtzeitig genug etwas über sie zu erfahren, um ein Motiv für die Gefangennahme zu entdecken.
Duncan stöhnte auf. Seine Gedanken bewegten sich in falschen Bahnen. Er versuchte, sich zur Ordnung zu rufen und auf das zu konzentrieren, was er tun mußte.
Zur Polizei gehen… nein. Nicht zur Polizei. Sie würden glauben, er habe getrunken oder stehe unter Drogen. Männer und eine Frau mit roboterhaften Bewegungen und toten Augen, Feuer im Kopf… Unwillkürlich zuckte er zusammen. Die ganze Zeit über hatte er auf dieses Feuer gewartet, aber diesmal hatte es nicht gebrannt. War er einfach schnell genug gewesen, hatte er seinen Gegner ausgetrickst?
Als er schließlich aus dem Bus ins Freie stolperte, sah er drei Menschen aus einem Restaurant kommen und in ein Taxi steigen. Zwei Frauen und ein Mann. Er spürte, daß dieser Mann für ihn eine Bedeutung hatte. Instinkt? Vorahnung? Zu viele seltsame Dinge waren geschehen, als daß er sich darüber noch wunderte.
Er merkte sich das Kennzeichen des Taxis und wankte mehr, als er ging, in die nächste Telefonzelle, um die Taxizentrale anzurufen. Er mußte wissen, wohin dieses Taxi die drei Menschen brachte.
Warum er das unbedingt wissen mußte, fragte er sich nicht.
***
Skaithor bewegte die kleine Voodoo-Puppe, die Mel Duncan darstellte. Er kontrollierte Mel Duncans Geist, wußte, was Duncan dachte, und konnte ihn lenken. Und selbst wenn Duncan etwas davon ahnte, konnte er nichts dagegen tun. Er befand sich unter der absoluten Bewußtseinskontrolle seines Meisters.
Natürlich war das für Skaithor anstrengend. Der papaloi, wie er sich selbst nannte, griff daher für profane Dinge lieber auf die Zombies zurück, denen er nur Befehle zu erteilen brauchte, die sie willenlos ausführten. Aber er besaß noch zu wenige Zombie-Diener, und für diesen speziellen Fall wären sie ungeeignet gewesen.
Es war ein glücklicher Zufall, daß jene drei Feinde, auf die Baron Samedi ihn hingewiesen hatte, Duncan direkt vor die Nase liefen. Oder sollte Satan für eine solche glückliche Fügung gesorgt haben? Wie auch immer - Skaithor verstand diese Gunst zu nutzen. Er lenkte Duncans Puppe, und Duncan gehorchte dem Zauber.
Der Köder näherte sich der Beute. Jetzt mußte nur noch der Kontakt erfolgen und die Beute zuschnappen.
Skaithor hoffte, daß ihm zwischenzeitlich Gelegenheit blieb, sich von der Anstrengung wieder zu erholen, die diese Art von Voodoo ihm abverlangte.
***
Als Zamorra ohne Weckerklingeln gegen 20 Uhr erwachte, fühlte er sich nach knapp vier Stunden Schlaf relativ ausgeruht. Es war ihm zwar klar, daß dieses Ausgeruhtsein nicht so lange Vorhalten würde wie normal, aber für den nächsten halben Tag konnte er sich als einigermaßen fit bezeichnen -beziehungsweise für die Nacht. Jetlag-Probleme hatte er keine. Da Nicole und er ständig in der Weltgeschichte herumreisten und dabei die Zeitzonen gleich dutzendweise überquerten, hatten sie beide längst eine Schlaf-Technik entwickelt, die sie vom »normalen« Wach-Schlaf-Rhythmus unabhängig machte. Natürlich
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