0522 - Die Spur des Rächers
das grelle, rötlicl.e Sonnenlicht ab und sah sich um. Die Fremden suchten ununterbrochen nach ihm - vermutlich hatten sie seine Spuren im Schiff entdeckt und wußten, daß er indirekt am Absturz des Schiffes schuld war. Im Augenblick waren die Fremden, die ihm auf dem Boden folgten, keinerlei Gefahr.
„Aber die Flieger...", sagte er leise.
Sie hatten eine Kette gebildet, deren äußerste Punkte wesentlich höher flogen als die Mitte. Sie durchkämmten systematisch den Wald, und er sah, wie immer wieder einer der fliegenden Fremden sich fallen ließ, zwischen den zurückschnellenden und abbrechenden Ästen verschwand und kreischende Schreie ausstieß wie ein jagender Raubvogel.
Sie hatten, jetzt etwa zweihundert Fremde, genügend Zeit zwischen Erwachen und Absturz gehabt, um sich aus den Magazinen irn unteren Schiffsteil die Fluganzüge zu holen, die ihnen in vielen Fällen auch das Leben gerettet hatten. Jetzt jagten sie Sandal. Wie konnte er ihnen entkommen?
Er hatte wenig Chancen, wenn er offen angriff oder sich aus - der Verteidigung hervorwagte; sie besaßen Energiewaffen und waren zweihundertmal in der Übermacht. Die Fluganzüge schienen keine Geräte zu besitzen, mit denen man Lebewesen aufspüren konnte, also mußten sich die Verfolger auf die Augen verlassen.
Wenn Sandal einen von ihnen tötete, verriet er sein Versteck.
Wenn er ihnen aber noch lange Zeit ließ, dann entdeckten sie ihn ohnehin. Sie kamen von Westen und durchkämmten das schmale Waldstück nach Osten.
„Ich muß weiter nach Süden fliehen, dann wachsen meine Chancen!" sagte er.
Wenn es ihm gelang, hinter die Linie der Sucher zu kommen, dann war die Gefahr beseitigt. Sandal wartete, suchte mit den Augen seinen Weg und lief dann langsam los. Er rannte nach Süden; auf ein Ziel zu, das irgendwo links von der Sonne lag.
„Schneller ... leiser!" flüsterte er.
Einige Minuten vergingen. Der junge Krieger floh schräg auf die Linie der Angreifer zu, duckte sich immer wieder unter Büsche, verharrte regungslos zwischen Baumstämmen und hielt in der Hand, die den Bogengriff umklammerte, auch drei Pfeile. Sein Hunger nahm wieder zu, aber jetzt kümmerte es ihn nicht mehr Schließlich hielt Sandal an.
Die Jäger befanden sich direkt über ihm.
Er stand im Halbdunkel zwischen langsam schaukelnden Blättern und kleinen Ästen. Er rührte sich nicht und hielt den Atem an. Dann überflog ihn der erste Schatten. Einige Schreie ertönten, dann ein zweiter Schatten. Sandal wartete bewegungslos; er war sicher, daß ihn niemand gesehen hatte.
Minuten später rannte er los.
Er lief im Zickzack, schnell und fast geräuschlos über dicke Moospolster, durch hohe, schwankende Gräser und durch das Sonnenlicht. Er schwitzte, hörte rings um sich das Zischen austretenden Wassers und zusammengepreßter Grase. Dann, als er hinter sich den Schrei eines Verfolgers hörte, warf er sich herum, schlug einen Haken und befand sich am Rand eines riesigen Tellers aus blasigem Gestein, das in allen Farben leuchtete. In der Mitte dieses natürlichen Brunnens, an der höchsten Stelle, sprudelte ein breiter Wasserstrahl hoch und lief plätschernd nach allen Seiten ab.
„Wasser ..."
Sandal rutschte aus, ruderte mit den Armen und stolperte aus dem Halbschatten der großen Büsche heraus.
Sie entdeckten einander gleichzeitig - die beiden Verfolger sahen ihn an, er sah, wie die Waffen auf ihn gerichtet wurden.
Die Fremden standen auf einem abgerundeten, säulenartigen Stück Kalk, an dessen Flanken das Wasser herunterlief.
Sandal hechtete nach links, rollte sich unter einem Busch zusammen und sprang auf. Als er zwei Meter tiefer im Wald wieder stehenblieb, zerfetzte eine Explosion den Busch, hinter den er sich gerettet hatte. In einer einzigen Reflexhandlung war der Pfeil auf der Sehne, jetzt zielte Sandal und jagte einen Pfeil durch einen Wasserschleier ins Auge des ersten Verfolgers. Der Fremde kippte langsam von der Säule und fiel herunter ins Wasser. Sandal sah nicht mehr zu, ob er sich im Tod wieder verkleinerte. sondern setzte den nächsten Pfeil auf die Sehne.
Der Fremde lag flach auf der Säule, Sandal sah nur die Mündung der Waffe.
Er sah sich um, niemand schien diesen Zwischenfall gemerkt zu haben. Sandal blieb in der Deckung, bewegte sich in einem Halbkreis um den schlüsselförmigen Beckenrand herum und richtete seinen Pfeil, während er schlich, stets auf dasselbe Ziel.
„Jetzt!" keuchte er atemlos.
Dann verließ das lange Kunststoffgeschoß
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