0523 - Julies schöne Zombie-Schwester
Julies Anwesenheit etwas bewirken kann. Vielleicht lockt sie die Nackte mit dem tätowierten Rücken.«
Da konnte Will recht haben. Da ich keinen besseren Vorschlag wußte, hielt ich mich zurück.
Wir rollten an einem Lokal vorbei. Im Sommer konnte man auch draußen sitzen, jetzt war das Gelände frei. Will erklärte uns, daß er es als Parkplatz benutzt hatte und den Rest der Strecke zu Fuß gegangen war.
»Gleich seht ihr die Brücke.« Er lenkte den Manta in eine Kurve, die normale Straße verengte sich, denn die Brücke glich einem Nadelöhr.
Der Kommissar nahm Gas weg, so daß wir beinahe im Schrittempo an unser Ziel heranfuhren.
Es war eine normale Steinbrücke. Unter ihr schäumte das Wasser gegen die Pfeiler. Sein Rauschen drang auch durch die geschlossenen Wagenfenster.
Hinter der Brücke lag der Ort. Mir fiel der Kirchturm auf, die zahlreichen Dächer der Häuser, deren Pfannen rotbraun schimmerten. Der Ort war umgeben von Weinbergen, er lag in einem kleinen Tal und machte einen etwas weltvergessenen, gemütlichen Eindruck.
Vor der Brücke stoppte Will, weil wir noch zwei Radfahrer vorbeilassen wollten.
Sie schauten in den Wagen und wunderten sich wohl darüber, daß drei Männer und ein junges Mädchen ihren Ort ansteuerten.
Jenseits der Brücke nahm die Straße wieder an Breite zu, so daß Will rechts heranfahren und parken konnte.
Der Motor erstarb mit einem Blubbern. »Aussteigen, die Herrschaften«, sagte der Kommissar.
Wir öffneten die Türen. Ich war froh, nach der langen Reise meine Gelenke bewegen zu können, reckte mich und machte zwei Kniebeugen. Julie blieb bei Suko, der das Kind an die Hand genommen hatte.
Scheu schaute sich unser Schützling um. Die Augen in ihrem etwas blassen Gesicht hatten sich geweitet. Sie kam mir vor wie jemand, der darüber nachdachte, ob er schon einmal an diesem Ort gewesen war.
»Na?« fragte ich. »Kennst du dich aus?«
»Ich weiß nicht, John.« In ihrem Blick waren Zweifel erschienen.
Ich legte ihr meine rechte Hand auf die Schulter. »Wir werden mal auf die Brücke gehen.«
Julie nickte. Sie folgte mir zwar, nur bekam ich den Eindruck, als wäre sie nicht so recht bei der Sache und hätte am liebsten kehrtgemacht. Will Mallmann war schon vorgegangen, während Suko den Schluß machte. Auf der Brücke erwartete uns der Kommissar. Er stand nahe des linken Geländers und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger zu Boden. »Hier ist es passiert«, sagte er.
»Was?«
»Hier starb Stefan Klein.«
Spuren gab es nicht mehr. Ich lehnte mich über das Geländer und schaute auf den Fluß, der wild und schäumend durch das Bett schoß und unterhalb der Brücke verschwand.
»Was ist?« fragte Will.
»Nicht schlecht«, sagte ich.
»Was?«
»Für eine Hexenprobe.«
»Du hast Humor.«
Auf der Wasseroberfläche entdeckte ich zahlreiche Gegenstände, die der Fluß mit sich gerissen hatte. Sicherlich waren auch einige hineingeworfen worden. Büchsen, Papierfetzen…
Ich drehte mich um und lehnte mich gegen das Geländer. Julie war für uns wichtiger.
Auch sie bewegte sich nicht. Mitten auf der Brücke stand sie und wußte nicht so recht, wo sie hinschauen sollte. Ein Wagen fuhr dorfauswärts. Wir traten zur Seite, um ihn vorbeizulassen.
»Spürst du etwas?« fragte ich das Mädchen.
»Nein.«
»Aber hier ist es passiert, da bist du dir sicher?«
Sie hob die Schultern. »Eigentlich schon. Ich habe ja in Sukos Wohnung viel gesehen. Aber jetzt ist irgendwie alles anders.« Sie preßte die Hände gegen ihren Kopf. »Alles leer.«
»Gut«, sagte ich und wandte mich an den Kommissar. »Hat es noch Sinn, hier zu warten?«
»Was meinst du damit?«
»Wir könnten in den Ort gehen.« Ich schaute auf die Uhr. »Es ist sowieso Zeit zum Mittagessen.«
Suko und Will waren einverstanden. »Und was ist mit dir, Julie? Willst du auch etwas essen?«
»Meinetwegen.«
Will wollte den Wagen stehenlassen. Die Menschen, denen wir später begegneten, schauten uns erstaunt an. Will Mallmann war einigen von ihnen bekannt, angesprochen wurde er nicht.
Es war eine sehr saubere Ansiedlung. Die Menschen lebten vom Weinbau, so daß andere Industrien in den Hintergrund getreten waren. Wir gingen an einer Tankstelle vorbei, und ich konnte auch sehen, daß einige Häuser in die Hänge hineingebaut worden waren.
Die Kirche bildete, zusammen mit dem Marktplatz, den Mittelpunkt des Ortes.
Dort hatte man auch Parkplätze angelegt. Durchgangsverkehr gab es keinen, so war es um
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