0525 - Das große Sterben
einer Rückentwicklung. Es sieht so aus, als würde der Zellteilungsvorgang in den Körpern der Befallenen zum Stillstand kommen."
Vergeblich versuchte Loga zu begreifen, welche Einzelheiten Armig ihm berichtete. Er fühlte sich elend. Plötzlich wünschte er, Armig wäre gegangen. Er wollte nicht länger zuhören, denn er spürte unbewußt, daß Mon Armig von einer Katastrophe berichtete.
„Der körperliche Zerfall wird zunächst am Austrocknen der Haut sichtbar", fuhr Armig fort, als empfände er ein grausames Vergnügen am Schildern von Einzelheiten. „Ich bin jetzt sicher, daß es sich um eine Seuche handelt."
Das Wort „Seuche" löste eine Reihe von Assoziationen im Gehirn des Meisters aus, doch er war nicht in der Lage, Zusammenhänge zu begreifen.
Armig ließ sich auf dem Bettrand nieder und blickte zum offenen Fenster hinüber.
„Der Homo-Superior ist zum Untergang verurteilt!"
Es klang wie ein Todesurteil.
Loga spürte, wie sich sein Herz zusammenzog. Letzte Reste seines Lebenswillens, verborgen in den innersten Regionen seines Bewußtseins, drangen an die Oberfläche.
Loga richtete sich mit einem Ruck auf.
Er erlitt einen Hustenanfall. Sein Körper wurde durchgeschüttelt, seine Augen tratern hervor. Mit einer Hand umklammerte er einen Arm Armigs.
„Was sagst du?" stieß er hervor.
„Das Ende"’ sagte Armig tonlos. „Es gibt keine Zukunft mehr für unser Volk."
Loga sank zurück Er atmete schwer.
„Wir haben nur eine Chance". fuhr Armig fort. „Wir müssen den Homo sapiens um Hilfe bitten."
Die Blicke des fünfzigjährigen Mannes auf dem Bett verschleierten sich.
„Du mußt dich zusammenreißen, Holtogan Loga!" rief Armig.
„Es ist wichtig, daß du Verbindung mit Imperium-Alpha aufnimmst. Man kennt dich dort. Man wird uns helfen, wenn du mit den Menschen sprichst."
Loga war sich darüber im klaren, daß Armig irgend etwas Verrücktes gesagt hatte.
Armig zog etwas aus der Tasche und hielt es ihm vor die Augen.
„Ich habe einen Text aufgesetzt. Wir werden jetzt in die Funkstation gehen und versuchen, Verbindung mit Imperium-Alpha zu bekommen. Du brauchst nur den Text abzulesen, das ist alles."
„Lesen". wiederholte Loga müde „Kannst du noch lesen?"
„Ich weiß es nicht" sagte Loga Er starrte auf das Papier.
Die Buchstaben tanzten vor seinen Augen. Er las einzelne Wörter. die jedoch keinen zusammenhängenden Sinn ergaben.
Armig packte den Weißhaarigen und zog ihn hoch „Es muß jetzt geschehen, bevor alles zu spät ist. In den letzten Stunden sind Tausende von Neuen Menschen gestorben."
Loga machte eine vage Bewegung.
„Ein Traum ...", lallte er schwerfällig.
Auf Mon Armig gestützt, schwänkte er aus dem Raum.
Der Korridor erschien ihm endlos lang. Sie kamen an offenen Türen vorbei. In einem der Zimmer lagen ein paar Frauen und Männer am Boden, mit offenen Augen, aus denen jeder Glanz gewichen war.
Loga empfand etwas von der Trostlosigkeit, die sich überall ausgebreitet hatte.
Exodus ...
Auszug aus einem geplanten Paradies.
„Überall auf der Welt beginnen sich die Mitglieder des Homo sapiens aus der Verdummung zu lösen", sagte Armig verzweifelt.
„Je weiter wir in Lethargie versinken, desto gründlicher löst sich unser Gegner aus den Fesseln der Stupidität."
Für Loga waren diese Worte nur ein Aufund Abschwellen von Tönen, er konnte keine Bedeutung erkennen.
Irgendwie gelangten sie ein paar Minuten später in den Funkraum.
„Ich befürchte", sagte Armig, während er Holtogan Loga in den Sessel vor der Funkanlage sinken ließ, „daß es bei mir auch anfängt."
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Ich werde die Verbindung herstellen, dann werden wir sprechen. Du wirst den Text verlesen, alles andere übernehme ich."
Er packte Loga an den Schultern und schüttelte ihn.
„Hör mir zu!"
Loga schluchzte wie ein Kind.
„Du wirst den Text verlesen!" schrie Mon Armig. „Du wirst ihn verlesen, für dich und für dein Volk."
Logas Kopf fiel auf die Kontrollen. Sein Körper wurde geschüttelt.
Armig zog ihn nach hinten und drückte ihm ein Blatt Papier in die Xände.
„Hier!" sagte er gnadenlos. „Lies!"
*
Ein Schwarm Wachteln flatterte zwischen den Büschen hoch und flog flach über die Felder davon.
Sogmonth blieb stehen und blickte zu dem flachen Landhaus; hinüber, das er seit zwei Stunden beobachtet hatte. Seine Hand umklammerte den verrosteten Säbel, den er in einem Haus in Gerona gefunden hatte, ein wenig
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