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0525 - Das große Sterben

Titel: 0525 - Das große Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gehangen.
    In geduckter Haltung schlich Sogmonth zum nächsten Fenster.
    Er konnte in eine verlassene Küche sehen. Sie war altmodisch eingerichtet, aber ein großer, positronisch gesteuerter Ofen bewies, daß die ehemaligen Bewohner die Vorzüge der Technik zu schätzen gewußt hatten. Die Programmierungstafel des Ofens war zertrümmert worden. Das ließ auf die Tätigkeit des Homo-Superior schließen. In der Mitte der Küche lag ein aufgeplatzter Sack am Boden. Maiskörner quollen hervor. Sogmonth nahm an, daß der Sack erst vor kurzem hierher gebracht worden war.
    Das nächste Fenster, durch das er blickte, war eingeschlagen.
    Sogmonth nutzte die Gelegenheit, um in das Zimmer zu klettern.
    Im Halbdunkel erkannte der ehemalige Offizier der Solaren Abwehr Regale an den Wänden.
    Davor lagen Bücher und Musikspulen. Die Tür zum nächsten Raum oder zum Korridor war halb geöffnet.
    Sogmonth blieb stehen und lauschte. Alles blieb still. Behutsam kletterte Sogmonth über die am Boden liegenden Gegenstände hinweg. Er gelangte in einen mit Teppichen ausgelegten Flur, der das Gebäude in zwei Zimmerfluchten teilte.
    Von hier aus konnte er alle Räume erreichen. Er ging langsam weiter. Allmählich ließ seine Konzentration nach, denn er glaubte jetzt sicher zu sein, daß er das einzige lebende Wesen im Landhaus war.
    Plötzlich hörte er ein Stöhnen.
    Er richtete sich bolzengerade auf und lauschte. Das Geräusch war aus einem der vor ihm liegenden Zimmer gekommen.
    Jemand hatte gestöhnt.
    Oder war es der Wind, der durch die zerstörten Fenster strich?
    Nein! dachte Sogmonth. Er konnte sich auf sein Gehör verlassen. Vielleicht lag irgendwo ein Kranker, der von den anderen zurückgelassen worden war. Oder irgend jemand gab diese Geräusche im Schlaf von sich. Sogmonths alte Entschlossenheit kehrte zurück. Er hielt den Säbel weit von sich gestreckt und ging weiter. Der dicke Teppich verhinderte, daß man seine Schritte hörte.
    Wieder hörte er das Stöhnen. Es kam aus dem Raum, dessen Tür schräg vor ihm lag. Die Tür war nur angelehnt.
    Sogmonth schlich sich heran. Jetzt konnte er unregelmäßige Atemzüge vernehmen. Zumindest eine Person hielt sich in dem Raum vor ihm auf.
    Sogmonth blieb breitbeinig vor der Tür stehen Wer immer sich in diesem Raum aufhielt, wußte nichts von der Anwesenheit eines Eindringlings. Sogmonth war entschlossen, den Vorteil der Überraschung zu nutzen.
    Er stieß mit der Säbelspitze die Tür auf und sprang mit einem Satz in den halbdunklen Raum.
     
    *
     
    Galbraith Deighton brauchte einige Zeit, bis er begriff, daß der Mann, dessen eingefallenes Gesicht sich auf dem Bildschirm abzeichnete, Holtogan Loga war. Erschüttert drehte Deighton sich zu Collins um, der mit ihm in die Funkzentrale gekommen war.
    „Das ist der Meister der Ersten Fünfzig Sprecher! Informieren Sie Roi über diesen Anruf. Er soll nach Möglichkeit in die Funkzentrale kommen."
    Collins beugte sich über den nächsten Interkomanschluß, um Danton zu benachrichtigen.
    Deighton starrte auf den Bildschirm.
    Logas Gesicht glich einer wächsernen Maske. Die Augen lagen tief in den Höhlen und glänzten fiebrig. Das Haar sah strähnig aus. Die Lippen waren eingefallen.
    Deighton war sich darüber im klaren, daß er einem menschlichen Wrack in die Augen sah.
    Wahrscheinlich konnte Loga ihn ebenfalls sehen, aber er redete weder, noch gab er durch ein Zeichen zu verstehen, daß die Verbindung zustand gekommen war.
    „Loga!" rief Deighton mitleidig. „Was ist mit Ihnen geschehen?"
    Vergessen waren die Konflikte mit dem Homa superior.
    Im Augenblick sah der Erste Gefühlsmechaniker in Loga nur einen Kranken, der Hilfe brauchte.
    Dabei war es vor allem Loga gewesen, der von einer klaren Abgrenzung zwischen Homo sapiens und Homo-Superior gesprochen hatte. Logas Befehle hatten dazu geführt, daß Dutzende lebenswichtiger Stationen überall auf der Erde demontiert worden waren. Loga war der Mann, den die Verantwortlichen von Imperium-Alpha verdächtigten, daß er insgeheim den Untergang des Homo sapiens erreichen wollte.
    Loga senkte den Kopf. Seine Lippen begannen sich zu bewegen.
    „Der Appell, den ich an Sie richte soll verhindern, daß unser Volk untergeht", sagte Loga mit monotoner Stimme.
    Deighton vermutete, daß der greisenhaft aussehende Mann von einem Papier ablas. Es sah so aus, als würde Loga den Sinn seiner Worte nicht begreifen.
    „Es wird Sie erstaunen, daß ausgerechnet wir uns an Sie wenden", fuhr Loga fort.

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