0525 - Tödliche Fotos
wurde wieder zurückgeschoben, denn sie war zwischen uns und den Meister gefahren.
Wir blickten uns an.
Der Meister lächelte. »Willkommen bei mir«, sagte er. »Womit kann ich dienen?«
»Möchten Sie nicht wissen, wer wir sind?« fragte ich.
Er lächelte weich. Die Antwort gab er mit einer hohen Stimme.
»Sie sehen offiziell aus, Modells sind Sie nicht, dazu fehlt euch einfach der Pfiff.«
»Den hatte ich auch noch nie.«
»Dachte ich es mir.«
»Scotland Yard«, klärte ich ihn auf und nannte unsere beiden Namen.
Er gab weder einen positiven noch einen negativen Kommentar ab. Seine Reaktion blieb neutral. »Wie nett, auch mal Besuch einer Gruppe von Menschen zu bekommen, die sonst nicht hier verkehren. Ich freue mich über jeden.« Er breitete die Arme aus, als wollte er uns an sich drücken. Von seinen Mitarbeitern kümmerte sich keiner um uns. Diese Leute waren mit bestimmten Tätigkeiten beschäftigt.
Al Beli behielt auch weiterhin seine Haltung. An den Fingern sahen wir schwarze Ringe. Sie standen in einem krassen Gegensatz zu der sehr hellen Haut.
»Hätten Sie etwas Zeit für uns?« fragte ich.
Er nickte mit einer regelrecht ausholenden Bewegung. »Aber sicher doch, meine Lieben. Ich bin zwar beschäftigt, habe jedoch gute Mitarbeiter, die ihren Job hervorragend verstehen. Aber lassen Sie uns nicht hier reden, kommen Sie bitte mit.«
Er drehte sich um und ging vor.
Suko schaute mich an mit der Frage im Blick: Was hältst du von ihm? Ich konnte ihm da keine Antwort geben. Fotografen können oft verrückte Leute sein, und das braucht nicht immer als schlecht angesehen zu werden.
Mit einer schauspielhaft anmutenden Bewegung schob er einen schwarzen Vorhang zur Seite. Wir hatten dahinter einen Arbeitsraum vermutet, es war fast eine Täuschung. Gut, der Schreibtisch mit der roten Lackplatte und dem weißen Telefon war ein Arbeitsplatz. Die Sessel, bestehend aus Metallgestellen und weichen Lederbezügen, luden eher zum Ausruhen ein, als zum Verweilen.
Zwei auf einem Regal stehende TV-Geräte waren so eingerichtet, daß jeder Gast das Programm vom Sessel aus verfolgen konnte. Und eine Hausbar stand in erreichbarer Nähe.
Alles was recht war, dieser Mann hatte sich etwas einfallen lassen, und auch hier setzte sich der Kameratick fort. Unter einer relativ niedrig angebrachten künstlichen Decke glotzten die Objektive in einem schrägen Winkel dem Besucher entgegen.
Al Beli war vor seinem Schreibtisch stehengeblieben. Jetzt drehte er sich auf dem Fleck wie ein Tänzer. »Gefällt es Ihnen hier, meine Herren?«
Ich hob die Schultern. »Tut mir leid, ich muß mich mit der Umgebung erst anfreunden.«
Er lachte. »So ergeht es vielen Menschen. Sie haben alle vergessen, daß wir es doch sein müssen, die etwas Neues schaffen. Wir, die Künstler, die Kreativen. Verstehen Sie?«
»Ja, ja, natürlich.«
»Aber nehmen Sie doch Platz. Wenn Sie fernsehen wollen, bitte, Sie haben die Wahl.«
»Dazu sind wir nicht hergekommen, Mr. Beli«, sagte Suko.
»Ach ja, ich vergaß, Sie sind Polizisten. Meine Gäste schauen ansonsten gern fern.«
»Wirklich?« fragte Suko. »Was bieten Sie ihnen, denn?«
»Mein Programm.«
»Ist das etwas Besonderes?«
»Das kann man wohl sagen. Ich zeige nicht die normalen Video-Filme, auch nicht das normale Programm. Wer zu mir kommt, erlebt und genießt die exklusiven Filme. Ich zeige Ihnen meine Arbeiten, meine Werke!« rief er und wechselte das Thema.
»Was darf ich Ihnen zu Trinken anbieten?«
»Nichts«, sagte Suko.
»Oh, das tut mir leid.« Er hob bedauernd die Augenbrauen. »Und wie sieht es bei Ihnen aus, Mr. Sinclair?«
»Ich schließe mich meinem Kollegen an.«
Al Beli lächelte. »Das ist schade. Wissen Sie, ich habe da einen Spezialdrink aus Kokosmilch. Er ist ausgezeichnet. Erinnert an Milch, schmeckt aber anders.« Er lachte. »Wollen Sie ihn nicht mal probieren, meine Herren?«
»Gut, ein Glas«, stimmte ich zu.
»Das ist wunderbar.«
Suko wollte den Drink auch probieren, was den Fotografen natürlich freute.
»Setzen Sie sich bitte schon!« sagte er. »Machen Sie es sich bequem. Ich hole die Drinks.«
Es standen nicht nur Flaschen bereit, auch die entsprechenden Gläser. Sie waren ziemlich hoch und besaßen die Form offener Tulpen. Die kleinen Scheinwerfer auf den Lichtschienen blendeten uns nicht.
Er kam mit den drei Gläsern, nahm ebenfalls Platz und hob sein Glas an. »Cheers, meine Herren.«
In den Gefäßen schwamm tatsächlich eine
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