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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hast.« Er sprach die Worte flüsternd über den offenen Sarg hinweg und war sich sicher, daß ihn das silberne Skelett verstand.
    Ihm war, als würde der Wind seine Worte ergreifen und sie hinwegtragen in die Unendlichkeit der Dimensionen, wo sie aufgenommen und sehr genau gehört wurden.
    Deshalb erhielt er auch Antwort.
    ›Ich freue mich, dich, den Gerechten, zu sehen. Eile tut not. Wir müssen das Böse stoppen. Der grausame Fluch wird aus den Tiefen der Vergangenheit steigen und dich treffen. Er wird dich mit all seiner Macht zu vernichten suchen. Dich und deine Freunde. Hat er erst die Freunde getötet, wird es nicht lange dauern, bis du an der Reihe bist. Verstehst du das?‹
    »Ja, das habe ich begriffen!« flüsterte der Abbé.
    ›Deshalb ist es so dringend, daß du nur das tust, was ich von dir verlange. Du weißt, daß ich dich nie betrügen werde. Alles, was ich unternehmen muß, geschieht zu deinem Besten und auch zum Besten deiner engsten Freunde.‹
    »Ich habe verstanden. Was soll ich also tun?«
    ›Mir den Würfel geben!‹ Das war eine Antwort, die Bloch überhaupt nicht gefiel. Er schrak zusammen, als hätte man ihn geschlagen. Plötzlich traten Schweißperlen auf seine Stirn. Er spürte auch das Zittern und den leicht bitteren Geschmack im Mund.
    ›Was ist mit dir? Ich spüre deinen Widerstand. Willst du dich gegen mich stellen?‹
    »Der Würfel… er … er ist sehr kostbar. Wie kann ich die Waffe aus der Hand geben, die mir ein guter Freund anvertraut hat?«
    ›Denk daran, daß es damals John Sinclair gewesen ist, der mir das Siegel der Templer gab. Er hat auch gekämpft. Er war innerlich aufgewühlt, aber er vertraute mir schließlich. Deshalb muß ich dich bitten, mir ebenso zu vertrauen.‹
    »Und wenn ich es tue«, sprach der Abbé leise, »was geschieht dann mit mir?«
    ›Mit dir nichts. Du kannst gehen, in dein Haus zurückkehren…‹
    »Und der Würfel?«
    ›Du wirst ihn dir bei Sonnenaufgang holen können, wenn alles gutgeht. Wenn nicht, wird die alte Kraft der Templer an diesem Ort nicht mehr vorhanden sein. Dann werden andere Mächte von der Kathedrale Besitz ergreifen und sie wieder in das verwandeln, was sie einmal gewesen ist. Zu einem Ort der Angst.‹
    Der Abbé war aufgeregt. »Das will ich auf keinen Fall!« stieß er hastig hervor.
    ›Dann mußt du dich für eine gewisse Zeit von dem Würfel trennen. Gib ihn mir…‹ Die Stimme hatte einen drängenden Klang angenommen. Der Abbé wußte sehr wohl, daß nicht das Skelett mit ihm sprach, sondern die Seele oder der Geist des Hector de Valois, der in jenseitigen Sphären schwebte und sich auch »melden« konnte.
    Er gab es nicht offen zu, doch er befand sich in einer Zwickmühle. John Sinclair hatte ihm den Würfel anvertraut, damit der Abbé ihn hütete wie seinen Augapfel. Sollte er ihn tatsächlich aus der Hand geben? Andererseits mußte er darüber nachdenken, daß dieser Hort hier wieder zu einer Brutstätte des Bösen wurde, wenn er sich weigerte, dem Wunsch des silbernen Skeletts nachzukommen.
    ›Du mußt dich jetzt entscheiden! Jetzt und sofort! Zögere nicht länger!‹
    »Ja«, hauchte er. »Ja, ich werde dir den Würfel geben! Du wirst ihn von mir bekommen. Damit springe ich über meinen eigenen Schatten und hoffe, das Böse stoppen zu können.«
    ›Ich danke dir, und deine Freunde werden es dir ebenfalls danken, das weiß ich!‹ Der Blinde konnte nicht sehen, daß sich das silberne Skelett sehr langsam aufrichtete. Es schob seinen Oberkörper in die Höhe, bis es eine sitzende Haltung erreicht hatte.
    Dann streckte es seinen rechten Arm aus. Die knochigen Silberfinger bewegten sich in den Gelenken, als würden Fäden daran hängen, an denen jemand zog.
    Der Blinde spürte, daß sich direkt vor ihm etwas tat. Und so neigte er sich vor, als wollte er sich verbeugen. Auch er streckte den linken Arm vor.
    Auf der Handfläche lag der geheimnisvolle Würfel, der mit einer Kraft erfüllt war, die aus verschiedenen Mythologien stammte.
    Die Hände berührten sich.
    Fast wie in Spielbergs Kinohit E. T. – nur daß es hier zu keinem Aufblitzen kam, als der Kontakt erfolgte. Abbé Bloch kippte seine Hand etwas nach vorn, damit der Würfel auf der glatten Fläche ins Rutschen geriet und auf die Silberklaue gleiten konnte.
    Das Skelett des Hector de Valois griff zu. Seine Hand war so groß, daß es ihr bequem gelang, den Würfel zu umfassen und ihn auch richtig festzuhalten.
    Er hatte sein Ziel erreicht!
    Noch hockte

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