Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ich meine Schritte. Schon bald lag die Brücke hinter mir. An sie schloß sich ein verhältnismäßig breiter Weg an, der in den Ort hineinführte, in dem zu dieser nächtlichen Stunde ribch ein ungewöhnlicher Trubel herrschte.
    Nur amüsierte sich dort niemand. Nein, diese Menschen arbeiteten.
    Noch heute tragen viele Weinbauern die Früchte ihrer Lese in Körben auf dem Rücken.
    So war es auch hier. Mit einem Unterschied allerdings. Die Menschen hatten die Körbe nicht mit Trauben gefüllt, sondern mit schweren Steinen, und die schleppten sie den Weg hoch, der zum Schloß führte.
    Ich konnte es deshalb so gut erkennen, weil ich etwas erhöht stand und einen guten Blick hatte. Zudem war der Weg beleuchtet.
    Er wand sich wie eine rotgelbe Schlange über den Hang in Richtung Schloß, das zu dieser Zeit gerade gebaut wurde.
    Die Weinbauern mußten Frondienste leisten und ihrem Herrn das Schloß errichten.
    Nicht nur Männer schleppten die Körbe, auch Frauen und Kinder waren zu dieser Arbeit herangezogen worden.
    Der Weg zum Schloß hoch lag klar und gut sichtbar vor mir. Ich würde ihn nehmen, denn ich war gespannt darauf, diesem Ariol Le Duc gegenüberzustehen. Zunächst einmal brauchte ich Informationen. Die konnten mir nur die Menschen geben.
    Links von mir lagen die aus einem Steinbruch herbeigeschafften Steine und Quader. Manche wurden dort auch zurechtgehämmert.
    Die Hammerschläge klangen wie Glockengeläut über die Dächer der kleinen Häuser hinweg.
    Wenn man mich gesehen hatte, so hatte man jedenfalls nicht auf mich geachtet, weil die Bewohner zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
    Vielleicht würde ich auch auffallen, weil ich als einziger keinen mit Steinen gefüllten Korb trug, doch irgend jemanden brauchte ich als Informanten.
    Ich überquerte den nahen Uferpfad und betrat eine schmale Gasse zwischen mehreren kleinen Häusern. Der feuchte Weg stieg an, er führte ebenfalls in den Berg hinein. So weit brauchte ich nicht zu gehen. Aus einem Fenster rechts von mir drang die Stimme einer Frau. Sie sprach sehr qualvoll, ihre Sätze wurden ständig durch heftige Atemzüge zerhackt.
    Ich konnte die französische Sprache verstehen, mich mit den Menschen auch relativ gut unterhalten, hier jedoch hatte ich Schwierigkeiten, denn die Person redete in einem Dialekt, der nicht so leicht zu verstehen war.
    Eine andere Stimme antwortete ihr. Ebenfalls eine Frau, nur klang die Stimme jünger.
    »Non, non, mamam, das mache ich nicht. Ich bleibe bei dir. Ich werde keine Steine tragen. Du bist krank…«
    »Ich werde auch wieder gesund.«
    »Nur wenn der Doktor kommt.«
    »Wir können ihn nicht bezahlen.«
    Manchmal muß man eben Glück haben. Und Glück hatte ich in diesem Fall gehabt.
    Es war leicht, den Eingang des Hauses zu finden, er befand sich an der Schmalseite.
    Er war nicht sehr hoch. Beim Eintreten mußte ich den Kopf schon tief einziehen, gelangte in einen noch engeren Flur, in dem eine schlichte Kerze genau dort brannte, wo sich die Tür zu dem Raum befand, in dem ich die beiden Frauen vermutete.
    Die Tür war nicht geschlossen. Aus dem Spalt drang ein weicher Lichtschein.
    Ich peilte in die Kammer und sah zwei Frauen. Eine von ihnen lag auf einem primitiven Bett. Das Licht einer brennenden Kerze fiel über ihr Gesicht, wo es den Schweiß und die Pupillen glänzen ließ.
    Auf dem Bettrand saß eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren und einem schmalen Gesicht. Da sich das Mädchen vorgebeugt hatte, konnte ich ihre weichen Züge erkennen, die kleine Nase, die vollen Lippen und die geschwungenen Brauen.
    Sie war hübsch…
    Um die Frauen nicht zu erschrecken, klopfte ich an. Sie erschraken dennoch.
    Das jüngere Mädchen fuhr herum, schaute zur Tür. Selbst die kranke Frau richtete sich auf ihrem Lager auf und blickte in meine Richtung.
    »Keine Sorge«, sagte ich, als ich die Tür weiter aufschob. »Ich tue Ihnen nichts.«
    Dann betrat ich den Raum.
    Zwei starre Gesichter, in denen die Angst wie eingezeichnet stand, starrten mich an.
    Ich war ein Fremder, sie konnten mich noch nicht gesehen haben, zudem trug ich völlig andere Kleidung, das hatte die beiden Frauen sprachlos gemacht.
    Ich betrat den kleinen Raum so weit, daß ich die Tür hinter mir zudrücken konnte. Rechts stand ein Schrank. Das schmale Fenster befand sich neben dem Bett, der Boden bestand aus Stein oder festgestampften Lehm. Dem Bett gegenüber zeichneten sich die Umrisse eines schiefen Holzschranks ab.
    Ich lächelte, denn ein

Weitere Kostenlose Bücher