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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er im Sarkophag, starr, ohne irgendeinen Teil seines Körpers zu bewegen.
    Erst als sich der Abbé von ihm zurückzog, kletterte das silberne Skelett des Hector de Valois aus dieser steinernen Totenkiste und »sprach« noch einmal zu dem Abbé.
    ›Ich bin dir sehr dankbar, daß du meinem Ratschlag gefolgt bist.
    Ungemein dankbar. Ich werde jetzt versuchen, das Grauen, das in der Vergangenheit geboren und der böse Fluch genannt wurde, gestoppt wird. Wahrscheinlich schaffe ich es nicht allein, so daß ich gezwungen bin, mir einen Helfer zu besorgen. All das werde ich erleben, und ich werde dir darüber einen Bericht abgeben.‹ Mehr sagte das Skelett nicht.
    Der Abbé stand da und lauschte. Er hörte, daß sich das Skelett entfernte, daß seine Schritte an Lautstärke abnahmen, daß es einfach davonging.
    Nur – und das wußte er ebenfalls – bewegte es sich in die verkehrte Richtung. Um die Kathedrale verlassen zu können, hätte es in die Richtung gehen müssen, aus der Bloch gekommen war.
    Statt dessen ging es auf die Wand zu.
    Der Abbé wäre baff erstaunt gewesen, hätte er das Folgende mit ansehen können. Je mehr sich das silberne Skelett der Wand näherte, um so mehr verschwamm seine Gestalt.
    Sie löste sich auf, als hätte jemand Säure auf sie tröpfeln lassen.
    Dicht vor der Wand löste es sich auf.
    Ein blasser Silberschein blieb noch als letzte Erinnerung zurück.
    Mehr nicht…
    ***
    Ich schritt daher wie auf einem federnden Gummiboden. Dabei waren es meine Knie, in denen ich das weiche Gefühl spürte und im Kopf noch immer den kreisenden Schmerz, der meine Reise durch das Dimensionstor begleitet hatte.
    Wo war ich gelandet?
    Befand ich mich in einer anderen Dimension? Steckte ich in einer fernen Zeit, hielt mich die Vergangenheit umklammert?
    Es war für mich schwer, dies herauszufinden, denn auch hier umgab mich eine tiefe Dunkelheit, die allerdings von einem hellen und gleichzeitig rötlichen Schein in der Ferne etwas zerrissen wurde.
    Lag dort mein Ziel?
    Wo Licht ist, befinden sich Menschen. Davon ging ich einmal aus.
    Deshalb machte ich mich auf den Weg, um den unheimlichen Schein, der den Himmel umflackerte, zu erreichen.
    Bereits nach wenigen Schritten hatte ich festgestellt, daß ich nicht in einer fremden Dimension gelandet war, sondern mich in einer Welt befand, die der meinen ähnelte. Und zwar der Welt, aus der ich gekommen war.
    Trotz der Dunkelheit erkannte ich die fließenden Wellen der Berghänge, die wie ein weiches Muster zu beiden Seiten über einem Tal lagen und es gleichzeitig eingrenzten.
    Ein Flußtal, das Tal der Loire!
    Dies erkannte ich nach einem zügigen Fußmarsch, als mich der Weg dorthin führte, wo ich freie Sicht hatte und auf den Flußlauf schauen konnte.
    In der Dunkelheit wirkte die Loire wie eine silberne Schlange, die auf der Oberfläche noch einen bleigrauen Schimmer hatte. Ich sah aber noch mehr.
    Das Licht, das mich so irritiert hatte, schimmerte jenseits des Flusses, wo ebenfalls die Hügel wellig und parallel zum Wasser herliefen und ihre dunkle Trennwand nur durch das zuckende Licht unterbrochen worden war.
    Es mußte meiner Ansicht nach Feuer sein, auch wenn es sich dabei um außergewöhnliche Flammen handelte. Sie waren heller als die normalen.
    Denn die sah ich unter mir am jenseitigen Flußufer. Von dort aus schallten auch die lauten Stimmen der Menschen über das Wasser und bis zu mir hoch.
    Wenn ich weiterhin hier oben stehenblieb, konnte ich nur Vermutungen darüber anstellen, was auf der jenseitigen Flußseite geschah.
    Da ich aber zu den Menschen gehörte, die Beweise brauchen, wollte ich auf die andere Seite.
    Es war nicht schwer, einen Pfad zu finden, da auf dieser Seite der Wein wuchs und die Winzer auf den Hängen Wege angelegt hatten.
    Wenn es besonders steil wurde, konnte ich bequem über breite Lehmtreppen steigen.
    Es begegnete mir niemand. Zu dieser nachtschlafenden Zeit arbeitete kein Mensch im Weinberg. Alle anderen waren im Ort auf der gegenüberliegenden Flußseite beschäftigt.
    Ich hatte mir zusammen mit Suko den Ort Cerbac nicht genau anschauen können. Die Dunkelheit und der Schneeregen hatten dies unmöglich gemacht. Ich ging allerdings jetzt davon aus, daß es sich bei der Ansammlung von Häusern um das Dorf Cerbac handelte, nur eben zeitversetzt, in die Vergangenheit hinein, in der ich nach meiner Zeitreise gelandet war.
    Auch in dieser Zeit herrschte Winter, und zwar ein sehr milder.
    Schneereste lagen nur noch an

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