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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vereinzelten Stellen. Zum Großteil waren sie abgetaut und hätten selbst bei strahlendem Licht noch schmutzig ausgesehen.
    Erst als ich die Häuser erreichte, begegnete mir der erste Bewohner aus Cerbac, eine Frau.
    Sie starrte mich an wie einen Geist, wischte über ihre Augen, stieß einen leisen Schrei aus und verschwand geduckt in der nicht sehr hohen Türöffnung.
    Mit einem lauten Schlag hämmerte sie die Tür hinter sich zu. Ich war für sie ein völlig Fremder, zudem noch anders gekleidet als die Menschen zu dieser Zeit, das konnte sie einfach nicht begreifen.
    Die Frau wohnte in einem schmalen, am Hang stehenden Haus, das wegen seiner extremen Lage ziemlich schief aussah. Ich sah hinter einem lukenähnlichen Fenster ein bärtiges Männergesicht, lächelte freundlich und hörte einen Fluch.
    Fremde sah man in Cerbac offenbar nicht gern…
    Hier im oberen Teil des Ortes waren die Gassen nicht nur eng, sondern auch steil und steinig. Pflaster hatte niemand gelegt. Man mußte achtgeben, daß man nicht ausrutschte.
    Mein nächstes Ziel war die untere Hälfte des Ortes. Dort würde ich bestimmt eine Brücke oder einen Steg finden, der mich über den Fluß brachte.
    Auf dieser Seite des Ufers spielte sich so gut wie nichts ab. Ich zählte nur wenige Häuser, die aussahen wie viereckige Kisten.
    Überragt wurden sie von Holzbauten, in denen niemand wohnte.
    Meine Neugierde war groß, deshalb warf ich einen Blick in eine dieser Bauten hinein.
    Licht gab es hier nicht. Ich zündete mein Feuerzeug an, stellte mich so hin, daß der Wind die Flamme nicht ausblasen konnte, und hob den Arm an.
    Viel zeigte das kleine Licht nicht. Es zuckte wohl an der Seite eines wuchtigen Gegenstands hoch, der bis zur Decke reichen mußte. Ich entdeckte auch eine außen hochführende Holzleiter.
    Zunächst wunderte ich mich über den Gegenstand, bis mir einfiel, daß ich mich in einer Gegend des Weinbaus befand und es sich bei diesem Gerät nur um eine große Traubenpresse handeln konnte.
    Sie war aus Holz und wurde noch durch Muskelkraft bedient, wie ich an der großen Kurbel erkannte.
    Ich verließ den Bau wieder und schritt in Richtung Ufer. Das Licht war ziemlich mies. Nur ab und zu brannten Fackeln. Sie stanken widerlich. Am Flußufer standen mehrere Tonnen, in die man Fett oder Pech gefüllt hatte. Auch dieses Zeug brannte qualmend, und der Gestank wehte mir entgegen, vermischt mit einem anderen Geruch, der mir fast den Magen in die Kehle trieb.
    Es war der Gestank nach Fäkalien. Kanalisation hatte man damals noch nicht gekannt. Die Abwässer wurden kurzerhand in den Fluß geleitet und schäumten durch Rinnen dem Wasser entgegen, mit dem sie sich gurgelnd vermischten.
    Die brennenden Inhalte der Fässer waren nahe des Ufers aufgestellt worden, um die Brücke anzuleuchten, die auf die andere Seite führte. Keine starke Steinbrücke, sondern ein Holzgestell, durch mehrere Pfosten gestützt und mit einem meiner Ansicht nach ziemlich primitiven Geländer versehen. Man mußte Angst haben, daß die Bohlen zusammenkrachten. Da sie bisher gehalten hatten, würden sie auch nicht brechen, wenn ich die leere Brücke betrat.
    Das Licht der Flammen zuckte nicht über den gesamten Steg. Es versickerte irgendwo in der Mitte und wurde von den dunklen Bohlen regelrecht aufgesaugt.
    Entgegen kam mir niemand. Es wollte auch keiner außer mir zum anderen Ufer, wo wesentlich mehr los war, denn ich sah helleres Licht, die Stimmen hatten an Lautstärke zugenommen, und es kam mir so vor, als würde dort tatsächlich noch gearbeitet.
    Mein unsicheres Gefühl hielt sich in Grenzen, als ich über die Brücke schritt. Unter mir schäumte die Loire. Die Wassermassen wurden an dieser Stelle in das enge Flußbett gezwängt, an den beiden Ufern gurgelten sie regelrecht auf.
    Die weichen Bohlen bogen sich zwar unter meinen Tritten durch, aber sie brachen nicht zusammen.
    Mein Blick war nach vorn gerichtet, weil ich unbedingt das größere Licht im Auge behalten wollte. Es brannte und loderte dort, wo eine Hügelkuppe einen regelrechten Buckel bildete.
    Mitten auf der Brücke stoppte ich meinen Schritt und dachte nach. Diese Stelle oben, wo das Feuer leuchtete, kam mir irgendwie bekannt vor. Klar, daß ich nicht schon früher darauf gekommen war. Es war 8er Ort, wo das Château Le Duc stand.
    Aus dem Schloß war ich gekommen und in der Vergangenheit gelandet, um wieder in das Schloß hineingehen zu können.
    Das war interessant.
    Mit diesem Vorsatz beschleunigte

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