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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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deren Knochen sich die Haut dünn zog, hielt er das verdammte Messer mit der langen Klinge. Er stand da wie ein Sieger und glotzte aus starr wirkenden Augen in die kleine Bar.
    Frank Didier holte saugend Luft. Er spürte das Brennen in den Augen, den Druck der Angst in der Kehle, und er wußte mit Sicherheit, daß er gegen diese Gestalt nicht ankam.
    Ob sie ihn genau fixierte, konnte er nicht einmal sagen. Jedenfalls starrte der Unheimliche ihn an und ging dann einen Schritt nach vorn. Ein Windstoß traf seinen Rücken. Er bauschte das dünne Leichenhemd auf, das wie eine Fahne flatterte.
    Das Gesicht sah aus wie das einer Leiche. Irgendwo zwischen Grau, Weiß und Grün. Die Lippen waren kaum zu erkennen, dafür standen die Wangenknochen vor.
    Frank Didier war klar, daß er etwas tun mußte. Eine Waffe besaß er nicht. Er streckte den Arm nach rechts und griff nach einer noch vollen Flasche, die er kurz anhob.
    Dann schleuderte er sie.
    Zufall, Glück oder gezielt – er konnte es nicht sagen. Jedenfalls erwischte die schwere Flasche den lebenden Toten genau in der Gesichtsmitte.
    Jeder Mensch wäre nach hinten gekippt und dabei verletzt worden, hätte auch geblutet, doch nicht dieser unheimliche Ankömmling. Der Treffer erschütterte ihn zwar, aber er schaffte es, seinen Arm auszustrecken und sich am Türrahmen festzuhalten.
    Dort blieb er stehen.
    »Verflucht!« keuchte Frank Didier. »Verflucht noch mal! Bist du denn nicht tot zu kriegen?«
    Ariol Le Duc schüttelte sich wie ein Hund, der die Tropfen eines Wassergusses aus dem Fell schleudern wollte. Er schwang seinen Körper wieder vor, wobei er sich auch weiterhin abstützte, aber er ging nicht in die Bar hinein.
    Mitten in der Bewegung verharrte er!
    Zuerst beugte er den Kopf vor, als wollte er wittern, ob sich irgendeine Gefahr zusammenballte. Dann drehte er seinen häßlichen Schädel, und Frank griff bereits zu einer weiteren Flasche. Er hoffte, daß ihm beim zweiten Wurf ein entscheidender Treffer gelang.
    Didier ließ sie stehen.
    Das Verhalten des Zombies irritierte ihn. Der Unheimliche drehte seinen Körper so weit herum, daß er Didier den Rücken zuwandte.
    Dann ging er.
    Diesmal sogar schneller.
    Er trat hinein in den wirbelnden Schneevorhang, der beinahe die gleiche Farbe auswies wie das Leichenhemd des Zombies, so daß er nach zwei Metern nicht mehr zu sehen war.
    Aus, vorbei…
    Didier schüttelte den Kopf. Daß er geträumt hatte, daran glaubte er nicht. Die beiden zerbrochenen Flaschen sprachen Bände. Den guten Kognak aber hielt er noch in der Hand.
    »Wäre auch schade darum gewesen«, flüsterte er und begann zu lachen. Er wollte es nicht, er mußte es einfach und sich auf diese Art und Weise Luft verschaffen.
    Weshalb war diese Gestalt verschwunden? Warum war sie nicht einfach geblieben?
    Wollte sie ihn nicht töten? Hatte sie es sich anders überlegt?
    Wartete sie auf den Inspektor?
    Frank vernahm Schritte. Er hob die Flasche wieder an, und ließ sie sinken, denn aus dem Schneevorhang tauchte ein ihm bekannter Mann auf. Es war der Inspektor.
    »Sie kommen spät, aber Sie kommen«, erklärte Didier.
    »Wieso? Was meinen Sie damit?« Suko betrat die Bar, sah sich erstaunt um und stellte die Tasche ab, die er in der rechten Hand hielt. Es war ein Fliegerbeutel mit zwei Trageriemen. »Was ist denn hier passiert?« Suko schlug den Schnee von seinen Schultern.
    Didier ließ die Flasche los. »Ich… ich..« Er lachte auf. »Ich hatte Besuch.«
    »Von wem?«
    »Keine Ahnung. Er hat sich mir nicht vorgestellt. Aber schauen Sie sich die Tür an. Zwei Messerstiche, keiner hat mich erwischt. Ich hatte Glück, verflixtes Glück.« Er mußte wieder lachen. So konnte sich Suko um die Besichtigung des »Tatorts« kümmern.
    Das Lokal sah nicht mehr so aus, wie er es verlassen hatte. Auf dem Boden schwammen die Scherben der zerbrochenen Flaschen in den beiden Lachen. Ein Tisch und die dazugehörigen Stühle waren umgekippt, aber von der Person, die gekommen war, sah der Inspektor nichts. Er schloß die Tür, sah die Stellen, wo die Klinge das Holz durchstoßen hatte, und ging zu Didier.
    Der saß hinter der Theke auf einem Hocker, als wäre er der Wirt persönlich.
    »Ich… ich kannte ihn nicht. Er sah aus wie jemand, der gerade aus dem Grab gestiegen ist. Ein … ein …«
    »Zombie!« sagte Suko.
    Didier schaute ihn aus großen Augen an und nickte. »Ja. Inspektor, wie ein Zombie.«
    »Haben Sie ihn schon einmal gesehen?«
    »Mann, können Sie Fragen

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