0527 - Der Grausame
stellen. Natürlich nicht. Wie sollte ich an Zombies kommen. Ich… ich habe bisher nicht gewußt, daß es solche Wesen überhaupt gibt. Echte natürlich.«
»Jetzt wissen Sie mehr.«
»Und wieso?«
Suko winkte ab. »Das erkläre ich Ihnen später, Monsieur Didier. Zunächst möchte ich wissen, weshalb er nicht noch einen dritten Anlauf genommen hat, um Sie zu töten.«
Didier hob die Schultern. Er zauberte Falten auf sein Gesicht.
»Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler.«
»Sagen Sie es schon.«
»Keine Ahnung, wirklich nicht. Ich habe keine Ahnung, wie das alles war. Ich meine… ach, verflucht, ich bin durcheinander. Er hat zweimal zugestoßen, verstehen Sie?« Zur Demonstration seiner Worte spreizte er zwei Finger ab.
»Und dann.«
Didier knickte seine Finger wieder ein. »Ja«, flüsterte er, »und dann wollte er wohl ein drittesmal zustoßen. Da stand ich schon hier vor der Theke, wo Sie jetzt sind. Er ging einen Schritt in den Raum hinein, drehte sich aber um und verschwand. Der lief wie eine Marionette in den Schneeregen hinein.«
»Das war alles?«
»Klar.«
»Fragt sich nur«, murmelte Suko, »weshalb er das getan hat. Aus welch einem Grund ist er in die Nacht gegangen? Können Sie sich das denken? Besitzen Sie vielleicht ein Kreuz oder eine andere Abwehrwaffe, die den Zombie erschreckt haben könnte?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Dann muß ich der Auslöser seiner Flucht gewesen sein«, erklärte Suko.
»Sie?« Frank begann zu lachen. »Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
»Doch, es muß so gewesen sein.« Suko sprach langsam weiter.
»Ich bin gegangen, um etwas zu holen. Ich habe es geholt. Der Gegenstand befindet sich in meiner Tasche. Es ist der Dunkle Gral, und dessen Kraft muß unser Zombie einfach gespürt haben. Eine andere Möglichkeit kann ich mir nicht vorstellen.«
»Meinen Sie das wirklich?«
»Ich scherze nicht, mein Lieber.«
Didier strich über sein Haar. »Verflixt«, flüsterte er. »Das kann ich kaum begreifen, da komme ich einfach nicht mit. Es gibt Dinge, die sind zu hoch für mich.«
Suko hatte sich gebückt und die Tasche zu sich herangezogen. Er zog den Reißverschluß auf, klappte die beiden Seiten der Tasche auseinander und holte den Gegenstand hervor, der bisher von dem regensicheren Stoff verborgen geblieben war.
Der Dunkle Gral!
Ein goldener Kelch mit einer sehr breiten Öffnung. An den Außenwänden des Kelchs waren geheimnisvolle Zeichen zu sehen.
Und in der Öffnung lag blutrot eine Kugel.
Frank Didier hatte sich hinter der Theke vorgebeugt und seine Hände auf die Platte gestützt. »Ist er das?« hauchte er. »Ist das diese geheimnisvolle Waffe?«
»Sicher.«
»Toll, das ist super. So etwas habe ich noch nie gesehen.« Er wußte nicht, wen er zuerst anschauen sollte. Den Gral oder Suko. »Der muß ja ungemein wertvoll sein.«
Suko hob die Schultern, als er den Gral vorsichtig abstellte. »Wie wertvoll er ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Jedenfalls besitzt er einen nicht bezahlbaren ideellen Wert. Vom reinen Materialwert einmal ganz abgesehen. Ich halte ihn für ein Prunkstück. Zudem gehört er zu den Waffen, die das Böse vertreiben. Der Zombie muß seine Nähe gespürt haben und hat deshalb die Flucht ergriffen.«
»Für immer?«
»Das wäre schön.«
»Dann rechnen Sie damit, daß er zurückkehrt?«
Suko nickte. »So ist es. Für mich war dieses Wesen ein Templer, der einmal Ariol Le Duc geheißen hat. Der Besitzer des Château Le Duc. Er ist zurückgekehrt.«
»Nein, das kann nicht stimmen.«
»Weshalb nicht?«
Frank räusperte sich. »Weil der Mann, den ich am Eingang des Schlosses gesehen habe, nicht so aussah. Der trug normale Kleidung, war dunkelhaarig und…«
»Heißt Vincent van Akkeren.«
»Ich sage nichts mehr, wenn Sie sowieso alles besser wissen.« Didier winkte ab. »Sorry, tut mir leid, so heißt es wohl in Ihrem Land – oder nicht?«
»Ja, schon. Nur sollten wir Theorien vergessen und uns um die Praxis kümmern.«
»Das ist Ihr Bier.«
»Mitgefangen, mitgehangen, Frank.« Suko lächelte. »Oder wollen Sie jetzt den Ort verlassen.«
»Nein, nicht mehr. Vorhin habe ich noch mit dem Gedanken gespielt. Das ist vorbei. Der Zombie lauert doch nur darauf, daß einer von uns allein durch die Nacht geht. Dann kann er ihn erwischen.«
»So sehe ich das auch.«
»Wissen Sie denn, was er hier will, Inspektor?«
»Nicht genau.«
»Sie ahnen etwas?«
»Ich vermute«, erklärte Suko und schaute auf den Dunklen
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