0527 - Der Grausame
Gral, als könnte ihm dieser die Lösung geben. »Ariol Le Duc ist nicht umsonst aus seinem starren, untoten Dasein entlassen worden. Er muß gewissermaßen eine Aufgabe zugewiesen bekommen haben.«
»Hängt die mit uns zusammen?«
»Das glaube ich nicht. Ich kann mir vorstellen, daß sie etwas mit den Bewohnern von Cerbac zu tun hat.«
»Die sind doch verschwunden.«
»Ja, aber die Fotos liegen hier.«
»Na und?«
Sukos Theorie war einfach zu gewagt, um sie Frank Didier mitzuteilen. Er wollte zunächst sehen, ob sie sich auch in der Praxis bewahrheitete. »Kommen Sie mit, Frank.«
»Wohin?«
»Das werden Sie schon sehen. Wir schauen uns hier in Cerbac ein wenig um und gehen auch in die Häuser.«
Da Suko keine weiteren Erklärungen gab, blieb Didier nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. »Und den Gral nehmen Sie nicht mit, Inspektor?«
»Nein, ihn wird wohl niemand stehlen.«
»Wie Sie meinen!«
Suko legte ihn trotzdem wieder zurück in die Tasche und zog den Reißverschluß zu.
Sekunden später hatten die beiden die Bar verlassen und tauchten ein in die wirbelnde Welt aus Schneeflocken, die eine Sicht so gut wie unmöglich machte.
Zudem leuchteten nur wenige Laternen. Es hatte den Anschein, als würde sich der gesamte Ort verstecken.
Frank Didier hielt sich dicht hinter Suko. Er sah sich ängstlich um, spürte auch jetzt das kalte Gefühl im Nacken und rechnete damit, daß der Zombie erscheinen würde.
Der hielt sich zurück. Die beiden Männer betraten unangefochten das Haus gegenüber der Bar.
Dort schalteten sie das Licht ein, betraten den Wohnraum und fanden ihn normal vor.
Bis auf eine Kleinigkeit.
Die Fotos waren verschwunden!
***
Didier gab keinen Kommentar ab, als er Sukos starres Gesicht sah, der sich selbst zunickte und mit leiser Stimme einen Kommentar abgab. »Das habe ich mir fast gedacht.«
»Was denn?«
»Die Bilder sind verschwunden. Die Fotos der Menschen, die van Akkeren geknipst hat.«
»Ja, das sehe ich. Aber wer hat sie weggenommen? Denken Sie an den Zombie?«
»Richtig.«
Der Franzose lachte. »Was kann er mit den Bildern denn anstellen? Wissen Sie das?«
»Leider nein.«
»Ich auch nicht.«
»Irgendeinen Sinn wird es schon haben.« Suko drängte sich an Didier vorbei. »Kommen Sie.«
Sie brauchten nicht weit zu gehen, um das nächste Haus zu erreichen. Auch dort fanden sie das Wohnzimmer, wie es von den Bewohnern verlassen worden war.
Auch ohne Fotos!
»Er hat sie gesammelt«, sagte Suko. »Verdammt noch mal, er hat sie gesammelt.«
Zur Sicherheit durchsuchten sie noch ein drittes Haus. Auch hier entdeckten sie keine Aufnahme mehr.
In dem schmalen Flur blieben sie stehen. »Jetzt weiß ich auch, was diese Gestalt in der Bar zu suchen hatte«, murmelte Suko. »Er wollte die Fotos holen.«
»Was er nicht geschafft hat.«
»So ist es.«
Didier rann eine Gänsehaut über den Rücken. »Verdammt noch mal«, flüsterte er. »Wenn ich nur wüßte, um was es hier geht.«
»Magie, mein Lieber, Schwarze Magie.« Suko räusperte sich. »Für uns ist wichtig, daß wir herausfinden, wo sich die Menschen befinden. Sie haben Cerbac zwar verlassen, ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, daß sie weit weggelaufen sind.«
»Die Weinkeller, Inspektor. Sie müssen sich meiner Ansicht nach in den Weinkellern verkrochen haben.«
»Wo finden wir die?«
»Das weiß ich auch nicht, aber ich kenne andere Weinorte, wo die Struktur ähnlich ist.«
»Gut – vielleicht haben wir Glück.«
Bevor sie sich auf den Weg machten, lief Suko noch einmal zurück in die Bar und holte die Tasche mit dem Dunklen Gral. Didier wartete vor der Tür. Es schneite noch immer. Die Flocken erinnerten jetzt an kristalline Staubkörner, die der Wind in ihre Gesichter prasseln ließ.
Der Wagen war unter einer dicken weißen Schicht vergraben.
Suko und Frank putzten ihn gemeinsam frei.
»Wissen Sie die Richtung?« fragte der Inspektor über das Autodach hinweg, als er die Tür schon geöffnet hatte.
»Nein.«
»Auf unserer Herfahrt haben wir nichts gesehen«, erklärte Suko.
»Vielleicht sollten wir es in der anderen Richtung versuchen.«
»Sie sind der Chef!«
Suko drehte den Zündschlüssel und war froh, daß der Motor sofort ansprang.
Die Wischer schaufelten die Schneekörner weg, die ununterbrochen gegen die Scheibe peitschten.
Bei Sommerreifen wäre es schwer gewesen, zu starten. Der Renault war mit Winterreifen ausgerüstet und bahnte sich seinen Weg durch den Schnee.
Sie rollten
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