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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich konzentrierte mich trotzdem auf die wenigen Lichtquellen und hoffte, daß sich in ihnen irgendwelche Bewegungen abzeichneten. Wenn sie von einer Person durchquert wurden, war das auch bei diesen Witterungsverhältnissen zu erkennen.
    Das Licht leuchtete aus dem ersten Geschoß, auch in der Halle mußte es brennen. Ob es nun von Kerzen oder aus einer elektrischen Birne stammte, war für mich nicht zu erkennen.
    Als ich die schützende Deckung des VW-Busses verließ, hatte ich das Gefühl, daß ich naß bis auf die Haut war. Trotz der wärmenden Kleidung fror ich, mein Gesicht war kalt, die Schneekristalle bissen in die Haut, und sie fanden auch, den Weg unter meinen Schal wie feine Sandkörner bei einem Wüstensturm.
    Den Eingang des Schlosses fand ich sehr schnell. Das breite Portal war auch bei Dunkelheit nicht zu übersehen. Im Schutz des Wetters und der Mauer schlich ich darauf zu.
    Dunkelheit, Schnee, Sturm – das war die ideale Kulisse für einen unheimlichen Fall wie diesen. Ich war auf der Hut, denn ich wußte nicht, wer hinter den düsteren Rechtecken der dunklen Fenster lauerte und mich beobachtete.
    Die Schneeflocken fielen spärlicher. Eiskristalle peitschten als harte Kristalle immer zahlreicher gegen meine nasse Kleidung.
    Endlich stand ich vor dem Portal. Eine breite Tür mit einem großen schmiedeeisernen Schloß. Ich konnte mir gut vorstellen, daß van Akkeren die Tür verschlossen hatte. Wer sich einmal in seinen Klauen befand, dem würde er keine Chance geben, ihm zu entwischen. Um mir das Schloß genauer ansehen zu können, nahm ich wieder die Lampe zur Hilfe. Der Strahl glitt über das Türholz – und leuchtete auch einen Eisenriegel an. Er war so vorgeschoben, daß er die Tür verschloß.
    Ich ließ die Lampe verschwinden. Danach packte ich die Kante des Riegels und zog ihn mit abrupten Bewegungen zurück. Das Ratschen gefiel mir überhaupt nicht. Hoffentlich hörte man es nicht im Innern des Schlosses. Als nichts geschah, atmete ich tief durch.
    War das Portal offen?
    Ja, ich konnte jubeln, denn als ich die schwere Klinke herunterdrückte, schwang die Tür fast von selbst auf. Ich verglich es mit einer Einladung und spürte schon die Wärme eines Kaminfeuers im Gesicht, als ich den Kopf vorsichtig durch den Spalt streckte und einen Blick in eine menschenleere Halle warf.
    Sekunden später stand ich selbst darin.
    Schloßhallen gleichen sich irgendwie immer. Da war der Kamin mit dem tanzenden Feuer, da war die Treppe nach oben, aber auch die lange Tafel mit den hochlehnigen Stühlen. Zwischen ihnen stand das Geschirr.
    Vincent van Akkeren mußte seine unfreiwillig bei ihm wohnenden Gäste zu einem Dinner eingeladen haben. Sie hatten allerdings nur Suppe gegessen, denn die flachen Teller waren nicht benutzt worden. Auf einem fahrbaren Servierwagen stand noch der große Topf. Das Hauptgericht war nicht serviert worden.
    Wo ich stand, breitete sich allmählich eine Wasserlache aus. Ich tropfte aus sämtlichen Knopflöchern, ging vor und hinterließ eine regelrechte Spur.
    Es gab auch noch andere Spuren. Sie hoben sich in ihrer dunklen Farbe vom hellen Untergrund ziemlich deutlich ab.
    Sie waren auch auf der Treppe zu sehen. Hinter der untersten Stufe beschrieben sie einen Halbbogen und hörten dicht vor dem schmalen Ende des Tisches auf.
    Und dort lag eine Lache.
    Ich ahnte Schreckliches, wollte aber Gewißheit haben und leuchtete hinein. Die Flüssigkeit war rot wie Blut…
    Menschenblut, Tierblut?
    Mit Sicherheit konnte ich keine Unterscheidung treffen, ging jedoch davon aus, weil ich van Akkeren gut kannte, daß es sich um das Blut eines Menschen handelte.
    Wahrscheinlich hatte dieser verfluchte Teufel sein erstes Opfer schon gefunden.
    Ich mußte würgen. Gleichzeitig stieg ein wilder Zorn auf diesen Menschen in mir hoch und automatisch die Befürchtung, daß ich die drei Geiseln nicht mehr lebend antreffen würde.
    Dafür van Akkeren.
    Das Château Le Duc war sehr groß und geräumig. Man konnte sich in den zahlreichen Zimmern und Räumen leicht verlaufen. Da war es für van Akkeren nicht schwierig, ein entsprechendes Versteck zu finden.
    Hatte er mich bereits bemerkt? Zuzutrauen war ihm dies. Van Akkeren konnte man als Fuchs bezeichnen. Der griff immer erst dann ein, wenn er die Gelegenheit für günstig ansah.
    Die Halle strömte eine bedrückende Atmosphäre aus. Trotz des flackernden Kaminfeuers spürte ich nichts von Gemütlichkeit oder Romantik. In der Luft lag ein Lauern, eine

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