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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht daran, abzudrücken. Der Sog war einfach zu stark. Er riß mich mit und meine Arme gleichzeitig auseinander, so daß mein Körper die Form eines großen X annahm.
    Und in dieser Haltung steckte und schwebte ich in den Rahmen, als wäre ich selbst ein Gemälde.
    Gleichzeitig spürte ich, wie die Kraft aus einer nicht auslotbaren Tiefe an mir zerrte. Ich hielt die Augen weit offen und schielte auch in die verschiedenen Richtungen, so daß ich etwas von dem scharfen Blitzen mitbekam, das mich plötzlich umgab.
    Ein regelrechtes Gewitter von gelben Blitzen umhüllte mich wie ein unter Hochspannung stehendes Netz, das nicht mit Elektrizität aufgeladen war, dafür mit Magie.
    Rühren konnte ich mich nicht. Wie angenagelt kam ich mir vor, starrte in den Gang hinein und sah Vincent van Akkeren in der großen Pose des Siegers stehen.
    Er lachte nicht, wenigstens nicht laut, aber sein Gesichtsausdruck zeigte an, was er dachte.
    Unverhohlenen Triumph!
    Er hatte gewonnen, er war der Sieger geblieben. Das Fleisch auf seinen Wangen zitterte wie Gummi, als er grinste und sich satanisch freute.
    Dann verkleinerte sich seine Gestalt.
    Ich hatte den Eindruck, als würde er allmählich zur Zwergengröße zusammenschrumpfen und daß ihn jetzt dieser unheimliche Fluch getroffen hätte.
    Ich irrte mich.
    Etwas anderes war geschehen. Die magische Kraft einer mir unbekannten Größe hatte mich erwischt und tiefer in das Mauerwerk mit Rahmen hineingezogen.
    Ich floh vor ihm.
    Dem Sog hatte ich nichts mehr entgegenzusetzen. Er riß mich hinein in eine andere Welt. Mir wurde klar, daß dieser Bilderrahmen ein Tor in eine andere Zeit gewesen war. Für Ariol Le Duc hatte es sich geöffnet, er hatte die Zeit verlassen können, ich aber wurde hineingezerrt.
    Vincent van Akkeren, der Grusel-Star, verkleinerte sich immer mehr, bis er für meine Sichtverhältnisse die Größe eines Daumens angenommen hatte. Er hatte jetzt freie Bahn, die beiden Geiseln waren verloren, und was mit mir geschehen würde, stand in den Sternen…
    ***
    »Wie geht es dir, Arlette?« Es waren seit einigen Minuten die ersten Worte, die Marcel Wächter an das Mädchen richtete, und er wurde von der Farbigen aus großen Augen angestarrt.
    »Du kannst vielleicht fragen!« Sie schüttelte den Kopf und fuhr mit der Hand durch ihr streichholzkurz geschnittenes, kohlrabenschwarzes Haar. »Wie soll es einem Kandidaten schon gehen, der auf den Tod wartet?«
    »Noch leben wir.«
    »Jeden Augenblick kann es beendet sein.«
    Da mußte Marcel ihr recht geben. Es war vertrackt. Sie hatten alles versucht, diesem Zimmer zu entfliehen. Durch die Tür schafften sie es nicht. Das Holz war zu dick und ohne entsprechendes Werkzeug nicht aufzubrechen. Auch die Fensterscheibe ließ sich nicht einschlagen. Sie bestand wohl aus Panzerglas.
    Es blieb den beiden nur die Möglichkeit, in den vier Wänden auf den Tod zu warten.
    Ein Tod, wie ihn Simone schon erlebt hatte. Nur der vierte aus der Runde, ihr Freund Frank Didier, hatte sich rechtzeitig genug abgesetzt. Er hatte sie noch gewarnt, aber sie wollten auf ihn nicht hören und durften sich eigentlich nicht beklagen.
    Es war schon eine relativ lange Zeit verstrichen. Vielleicht kam sie ihnen auch nur so lang vor. Jedenfalls hatte sich nichts getan, sie waren mit ihren quälenden Gedanken und Sorgen völlig allein.
    Niemand würde sich um sie kümmern.
    Marcel Wächter hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Über ihm wölbte sich ein Baldachin. Ein Himmelbett fand man normalerweise nur im Märchen, leider erlebten die beiden kein Märchen, sondern eine schreckliche Realität.
    Sie sollten den Weg von Simone Dufour gehen…
    Marcel Wächter stand auf. Arlette Omère, die auf einem Stuhl hockte und das Gesicht in den Händen vergraben hatte, hörte die Geräusche und hob den Kopf.
    »Wo willst du hin?«
    »Zur Tür.«
    »Die ist verschlossen.«
    »Ich weiß, verdammt!« stöhnte Marcel. »Ich weiß es genau, wirklich. Aber ich muß einfach etwas tun.« Er hatte die Tür erreicht und hämmerte mit der flachen Hand gegen das Holz. »Ich kann nicht einfach hockenbleiben und auf mein Ende warten, ich…« Er verstummte mitten im Satz, und sein Gesicht nahm einen starren Ausdruck an.
    »Ist was?« fragte Arlette.
    »Ich… ich glaube.«
    »Hast du etwas gehört?«
    »Mag sein.«
    »Und was?«
    Marcel hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Vielleicht Stimmen oder Schritte. Bitte, sei mal ruhig!« Marcel duckte sich etwas und preßte sein

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