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0527 - Die Insel der Glücklichen

Titel: 0527 - Die Insel der Glücklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gesicht war unter der Farbschicht der Haut fahl geworden, Tahonka-No war luftkrank: Auch Sandal spürte bisweilen seinen Magen, wenn die Abwärtsbewegungen oder der Aufstieg zu schnell vor sich gingen.
    Sie hatten etwa ein Drittel des Weges geschafft, also rund dreißig Kilometer oder etwas mehr.
    „Dieser verdammte Nachwuchs macht den Flug zu einer Falle!"
    schrie Sandal aufgebracht.
    „Was willst du dagegen tun?" schrie der Knöcherne zurück.
    „Das wirst du gleich sehen!" meinte Sandal.
    Die beiden Echsen flatterten langsam höher und höher. Aber sie flogen nicht nach Süden, sondern in einer verwackelten Linie in Kreisen. Der alte Saurier schrie lange und klagend, und der junge, weiße Saurier wurde immer aufgeregter. Schließlich riß Sandals Geduld. Er sah nach den haltenden Seilen, zog langsam einen seiner Kunststoffpfeile aus dem Köcher und spannte probeweise den Bogen.
    „Hier willst du schießen?" rief der Knöcherne verwundert.
    Er blickte fassungslos auf Sandal, der langsam aufstand, die Füße ausstellte, und zu einem sehr schwierigen Schuß ansetzte.
    Er hielt den Bogen sehr ruhig, sehr locker, und zwischen den Klippen aus Horn hielt er Ausschau nach dem kleinen Tier.
    Er mußte das Auge treffen oder den Rachen, und er konnte nicht weiter als zweihundert Meter Abstand zulassen, den Einfluß des Gegenwindes konnte er nicht mehr richtig abschätzen. Der Fahrtwind war einfach zu stark und zu Wechselhaft.
    „Ich wünsche dir einen guten Schuß, mein Freund!" sagte Tahonka-No.
    Sandal nickte und konzentrierte sich. Seine einzige Chance lag darin, daß die Alte sich dem Jungen näherte und sich lange genug - einige Sekunden unbedingt - in dessen Nähe aufhielt.
    Sandal legte den Pfeil mit besonderer Sorgfalt auf die Sehne, schob die Nock prüfend hin und her und hakte die drei Finger ein, hielt das Pfeilende zwischen Zeige- und Mittelfinger und zog dann langsam mit dem rechten Arm, scheinbar völlig mühelos, die Sehne bis ans Ohr. Die Befiederung des Pfeiles, dessen Herstellung von einer Rechenmaschine überwacht worden war, lag an seinem rechten Mundwinkel.
    Sandal betrachtete das Ziel, er schoß stets ohne Visiereinrichtung. Er wartete in äußerster Ruhe und Konzentration, verwuchs förmlich mit seinem Bogen. Die Waffe, sein Arm und seine Finger wurden eins.
    Er wartete...
    Nach zwanzig Sekunden merkte er die Anstrengung nicht mehr, mit der er den Zweieinhalbmeterbogen ausgespannt hielt. Sein Ziel verschob sich, kam in einem ungünstigen Schußwinkel näher, entfernte sich wieder in einem günstigen Winkel -und dann kippte die Riesenechse nach links, um ihren Nachwuchs wieder in die entsprechende Richtung zu dirigieren. Sandal atmete tief und ruhig, wartete die entscheidende Zehntelsekunde ab und ließ die Fingerkuppen zurückschnellen.
    Der Pfeil heulte davon, die Sehne schmetterte hart gegen den Armschutz.
    Eine halbe Sekunde später durchschlug die Terkonitstahlspitze das Auge des kleinen Tieres, drang tief in das Hirn ein, und nur der Nervenknoten im Rückenmark des kleinen Sauriers bewirkte, daß die Schwingen sich noch weiter bewegten.
    Sandal atmete aus - alle Spannung verließ ihn, er krümmte sich zusammen und setzte sich wieder, den Bögen zwischen den Knien.
    Der Knöcherne schwieg und sah Sandal an, als habe er ein Wunder miterlebt.
    Dann folgte er still der Richtung, in der der Blick des Jägers ging. Das kleine Tier machte immer schwächere Bewegungen, und für Sekunden schien sogar der Fahrtwind zu schweigen.
    Dann brach das Inferno los.
    „Festhalten!" schrie Sandal und schloß sein Bein über der Öffnung des Köchers.
    Der Kleine stürzte ab, drehte sich, kam ins Trudeln und hielt nach einigen Todeszuckungen die Flügel steif. Das Meer schoß den Männern entgegen, als die Alte in einen halsbrecherischen Sturzflug überging. Sie schien mit dem Schnabel auf das Junge zu zielen, das rasch kleiner wurde.
    Tahonka-No wurde übel.
    Eine rasende Fahrt begann, fast senkrecht führte sie nach unten, aber die Riesenechse konnte das abstürzende Junge nicht mehr einholen. Sie schrie laut und verzweifelt auf, und es klang, als würde ein Raumschiff starten.
    Dann beobachteten die Männer, wie das kleine Tier die Wasseroberfläche berührte. Eine Wassersäule schoß hoch, und als die Alte mitten durch die Fontäne hindurchschoß und mit der Unterkante des Schnabels und den Greifklauen das Wasser berührte, überschüttete ein Tropfenhagel die Männer.
    Sobald das Junge versunken war, kamen

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