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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Trente-et-quarante? Es ist ganz interessant zuzusehen, aber ich würde Ihnen nicht raten zu spielen, obgleich in ganz London nirgends fairer gespielt wird als hier.«
    In diesem Hause wurde am niedrigsten gesetzt. Mr. Jepburns Unternehmungen waren je nach den Vermögensverhältnissen seiner Opfer abgestuft.
    »Ja, die Einsätze sind hier nicht sehr hoch«, sagte Mr. Smith beinahe entschuldigend. »Aber kommen Sie mit, ich werde Sie noch zu einem anderen Platz führen.«
    Als sie wieder im Wagen saßen, erklärte Mr. Smith, daß er mit Mr. und Mrs. Cresslewaite befreundet sei, deren Haus in einer Straße in der Nähe des Berkeley Square lag. Als sie dort ankamen, öffnete ihnen ein Diener, und wieder sah Anthony, daß getanzt wurde. Aber im oberen Geschoß saßen ungefähr fünfzig Damen und Herren um einen großen, grünen Tisch, und hier war das Spiel schon aufregender.
    »Man spielt auch hier Trente-et-quarante. Die Einsätze sind mit fünfzig Pfund begrenzt.«
    Um drei Uhr morgens verabschiedete sich Anthony von seinem neuen Freund. Er war um hundert Pfund ärmer, aber die Erfahrungen, die er gesammelt hatte, waren ihm mehr wert als diese Summe. Er hatte im ganzen vier von Mr. Jepburns Häusern kennengelernt.
    Anthony Newtons kleines Büro in der City diente weniger dem Geschäft; es war mehr ein Zufluchtsort für verarmte frühere Infanterieoffiziere. Denn nachdem Anthony einen gewissen Erfolg hatte, wurde den Besuchern Whisky-Soda angeboten. Hier versammelten sie sich und rauchten, bis die Luft dick und blau war. Sie sprachen weniger von alten Kriegserinnerungen als von ihrem harten Kampf ums Dasein.
    Anthony kam am Montagmorgen nach seinem Ausflug in sein Büro und fand schon fünf prächtige, junge Leute dort, die sich den Wind auf den granatendurchfurchten Feldern Frankreichs um die Nase hatten wehen lassen, deren Ruhm und Ansehen jetzt aber etwas gelitten hatte.
    »Anthony«, sagte Bill Farrel, »es ist auch nicht der Hauch einer blassen Hoffnung für uns alte Soldaten vorhanden. Frieden ist nun einmal die Hölle!«
    Anthony blickte auf die nun schon reichlich abgetragenen Anzüge, in denen seine Kameraden vom Militär entlassen worden waren. Erinnerungen an jene heiteren und schönen Tage wachten in ihm auf, als jüngere Offiziere mit hundert Pfund in der Tasche so häufig waren wie Brombeeren im September. Er lachte bitter.
    »Ich freue mich, daß ich euch heute morgen alle hier sehe. Wenn ihr nicht gekommen wäret, hätte ich den meisten von euch geschrieben.«
    »Was hast du denn wieder vor, Anthony?« fragte Bill Farrel.
    »Einen kleinen Raubzug«, entgegnete dieser gelassen.
    Bill seufzte.
    »Ich bin jetzt an dem Punkt angekommen«, erklärte er, »daß ich mir aus meinen alten Strümpfen schwarze Masken schneide und meine Pistole wieder hervorsuche und sie gebrauchsfertig mache.«
    Die anderen stimmten ihm bei.
    »Niemand erwartet irgendeine bevorzugte Behandlung, weil er im Krieg war«, fuhr Farrel fort. »Wir wollen nur haben, daß unser Militärdienst in Frankreich während des Krieges nicht als ein Tadel oder ein Hindernis beim Fortkommen angesehen wird. Ich habe schon immer in der letzten Zeit darüber nachgedacht, daß es eigentlich das beste wäre, wenn ich einmal der Bank in der Nähe meiner Wohnung einen kleinen Besuch machte.«
    »Den Plan kannst du dir ruhig aus dem Kopf schlagen«, erwiderte Anthony sofort. »Hört einmal zu. Ich habe euch eine neue Weltanschauung vorzutragen. Seht ihr denn nicht, daß der ganze überflüssige Reichtum der Welt in den Händen zweier Klassen ist - der Anständigen und der Unanständigen, der Ehrenwerten und der Diebe? Und da nun auch eine große Anzahl von Dieben herumläuft, die sich dieser Reichtümer bemächtigen wollen, hat es gar keinen Zweck, daß ihr euch den Kopf damit zerbrecht, in ein Postamt oder eine Bank einzubrechen. Das Problem liegt vielmehr darin: Man muß einen Mann auffinden, der auf unrechte Weise zu seinem großen Vermögen gekommen ist. Hat der Kerl einen Mord auf dem Gewissen, um so besser. Wir Soldaten von hohem Verdienst und Wert befinden uns noch immer im Kriege mit Leuten, die ihr Geld auf unehrliche, gemeine Weise verdient haben und die gegen die Gesetze des Anstandes und der Ehre verstoßen!«
    »Da hast du recht, Anthony!« rief Bob. »Aber gegen wen richtet sich denn unser nächster Plan?«
    »Ihr könnt den Kerl täglich von sieben bis acht in Paronis Restaurant sehen. Er ist ein Blutsauger, ein Erpresser, ein gemeiner Schuft

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