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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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junger Mann zu sein«, sagte Mr. Jepburn und sah Anthony über seine goldene Brille hinweg freundlich an.
    »Darauf können Sie sich verlassen«, entgegnete Anthony mit einem etwas schrillen Akzent, den er sonst nicht hatte.
    »Sehen Sie, ich bin ein Demokrat! Ich bin ein Feind aller Reservate! In meinem Vaterland sind alle Menschen gleich - haben Sie das begriffen?«
    »Dann sind Sie wohl Amerikaner?«
    »Sicher bin ich das, und ich will froh sein, wenn ich wieder zu Hause bin, denn dies ist doch das langweiligste kleine Dorf, das ich jemals gesehen habe. Es ist hier ebenso interessant wie in der Prärie. Sie haben doch sicherlich das Buch über die Gophir-Prärien gelesen?«
    Mr. Jepburn hatte mit Ausnahme seines Passes überhaupt noch kein Buch gelesen.
    »Man kann in diesem Nest ja nicht einmal ausgehen«, beklagte sich Anthony. »Nächste Woche gehe ich nach Paris, vielleicht kann man sich dort besser amüsieren.«
    Mr. Jepburn war plötzlich interessiert.
    »Das hängt ganz davon ab, was Sie beanspruchen. Die einen Leute amüsieren sich auf diese, die anderen auf jene Weise. Hier in London können Sie alles haben, wenn Sie dafür zahlen. Aber vielleicht haben Sie nicht genügend Geld, mein Freund!«
    Anthony war entrüstet.
    »Was sagen Sie da? Ich könnte nicht zahlen? Schauen Sie einmal her.« Er zog ein Paket Banknoten aus der Tasche, die Mr. Jepburn neugierig betrachtete. »Nein, mein Herr, diese Stadt ist ein totes Nest. Ich habe neulich versucht, einige Fremde in meinem Hotel für ein Spielchen zu interessieren, aber sie dachten, ich wäre ein Räuber oder Wegelagerer, als ich zwanzig Pfund setzen wollte. Können Sie sich so etwas Langweiliges vorstellen?«
    Mr. Jepburn sah sich im Raum um. Plötzlich entdeckte er einen seiner Leute und gab ihm ein Zeichen, näher zu treten.
    »Darf ich Ihnen meinen Freund, Mr ...?«
    »Swashbuck, Arthur R. Swashbuck von Kansas City«, sagte Anthony.
    »Mein guter Bekannter - Mr. Smith«, stellte Mr. Jepburn den anderen vor. »Er kann Ihnen einmal die Stadt zeigen. Hier gibt es doch viel mehr zu sehen, als Sie denken.« Er warf Smith einen bedeutsamen Blick zu, und dieser erklärte, daß es noch viele Orte gäbe, die man gesehen haben müsse.
    »Ich will jetzt gehen und die beiden jungen Herren allein miteinander lassen«, sagte Mr. Jepburn und verabschiedete sich.
    »Vielleicht kommen Sie in den nächsten Tagen auch hierher - setzen Sie sich dann bitte ruhig an meinen Tisch, wenn es Ihnen beliebt.«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, entgegnete Anthony.
    Mr. Smith war ein distinguiert aussehender, junger Mann von tadelloser Erscheinung und Kleidung.
    »Wer war denn eigentlich der Kerl?« fragte Anthony und sah hinter Jepburn her, der dem Ausgang zuschritt.
    »Ach, das ist ein netter, alter Herr, den ich schon verschiedentlich getroffen habe. Er ist wirklich sehr liebenswürdig«, sagte Smith nachlässig. »Wie lange wollen Sie denn noch in London bleiben, Mr. Swashbuck?«
    »Das hängt ganz davon ab, was London mir bieten kann. Bis jetzt ist es eine recht langweilige Stadt für mich.«
    »Nun, wenn Sie heute abend mit mir ausgegangen sind, werden Sie anders darüber denken.« Und er führte sein Opfer zur Schlachtbank.
    Mr. Smith schien eine Persönlichkeit von gesellschaftlicher Bedeutung zu sein. Er hatte einen kleinen, aber schönen und eleganten Wagen. Sein Chauffeur trug eine dezente, aber sehr solide Uniform.
    »Es gibt hier in der Stadt viele Plätze, die im allgemeinen nicht bekannt sind«, sagte Mr. Smith, als sie durch die hellerleuchteten Straßen fuhren. »Ein Mann, der hier nicht Bescheid weiß, könnte jahraus, jahrein suchen und würde sie doch nicht finden. Ich bringe Sie jetzt zu dem Haus meines Freundes, Mr. Wetbury Vach.«
    »Das ist ja sehr liebenswürdig von Ihnen«, entgegnete Anthony bedeutend höflicher.
    »Oh, das hat nichts zu sagen. Ich habe schon so viele Freundschaftsdienste von Amerikanern erfahren, daß es mir ein großes Vergnügen ist, mich dafür dankbar zu erweisen.«
    Bald darauf hielt der Wagen vor einem stattlichen Gebäude in Cadogan Gardens. Offenbar wurde getanzt, denn in den großen Gesell schaftsräumen im Erdgeschoß bewegte sich eine Gesellschaft vornehm gekleideter Damen und junger und älterer Herren. Später ging Mr. Smith auch mit Anthony in einen Salon im ersten Geschoß, in dem sich weniger Menschen aufhielten.
    »Man hat hier ein kleines Spielchen aufgelegt«, sagte Mr. Smith gleichgültig. »Kennen sie

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