Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Erscheinung.
    Sie war die Tochter eines verarmten Adeligen mit allen Eigenschaften einer großen Dame.
    Jim Martin war der Oberst Anthonys, ein schneidiger Offizier aus guter Familie. Anthony war immer etwas verlegen, wenn er Leuten von Martins Rang gegenübertrat, denn er wußte niemals, ob sie arm oder reich waren. Allem Anschein nach schienen sie dazu geboren, in großen schönen Häusern zu wohnen und das Vorrecht zu besitzen, sich auf großen Landgütern aufzuhalten. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie mit wertvollen Flinten unter dem Arm auf die Jagd gingen, um unter besonderen Kosten gezogene Rebhühner und Fasanen zu schießen. Sie verkehrten mit den anderen großen Familien des Landes und genossen überall das Recht, zu jagen und zu fischen. Untereinander nannten sie sich nur beim Vornamen und bildeten eine Gesellschaft für sich. Anthony sprach und dachte von ihnen nur als von der eigentlichen Gesellschaft. Und Jim Martin gehörte zu ihr. Er brach bei der Erstürmung der Höhen von Vimy zusammen, und Anthony trug ihn zu dem Verbandsplatz zurück.
    »Tun Sie für meine Frau, was Sie können.« Mit diesen Worten starb er.
    Bei der ersten Gelegenheit suchte Anthony sie in ihrem kleinen Haus in der Curzon Street auf. Sie war ihm gegenüber kühl und zurückhaltend, so daß er aus der Fassung gebracht wurde. Er war sonst nicht verlegen, aber als er kaum zehn Minuten mit ihr gesprochen hatte, wußte er schließlich nicht, was er noch sagen sollte. Er hatte sich erkundigt, ob er irgend etwas für sie tun könnte, und sie hatte alles liebenswürdig, aber bestimmt abgelehnt. Sie dankte ihm für seinen Besuch, lud ihn zum Essen ein und unterhielt sich mit ihm über Luftangriffe und über ein neues Kriegsbuch, das augenblicklich in aller Munde war.
    Anthony war froh, als er sich wieder von ihr verabschieden konnte.
    Seit jener Zeit hatte er sie dreimal gesehen. Einmal in den schlimmsten Tagen, als er kein Geld hatte. Er war durch den Hyde Park gegangen, und sie fuhr in einem wunderschönen Wagen an ihm vorüber. Er nahm seinen Hut vor ihr ab, aber sie schaute an ihm vorbei. Sie hatte ihn wohl nicht erkannt. Sie trug wie gewöhnlich ein Kleid von jenem hellen Silbergrau, das ihr so gut stand.
    Das zweite Mal traf er sie, nachdem er das Abenteuer mit den Kautionsschwindlern hinter sich hatte. Sie stand in der Eingangshalle eines Theaters und wartete auf jemand. Diesmal erwiderte sie freundlich seinen Gruß, als er sich verneigte, und ging auf ihn zu.
    »Ich habe die dunkle Erinnerung, daß ich Sie vor einigen Monaten im Hyde Park traf, Mr. Newton. Ich war damals so in Gedanken versunken, daß ich Sie leider erst bemerkte, als Sie schon an mir vorübergegangen waren. Würden Sie mich nicht wieder einmal besuchen?«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, entgegnete Anthony aufrichtig. Er war über ihre finanziellen Verhältnisse nun beruhigt. Aber er hatte sich schon manchmal überlegt, was sie wohl tun würde, wenn sie nicht über so viel Geld verfügte.
    Er bereitete gerade damals wieder einen Schlag vor und war sehr unangenehm berührt, ja beinahe konsterniert, als er sein Opfer auf die Dame zueilen sah, die er gerade verlassen hatte.
    »Donnerwetter«, sagte Anthony zu sich selbst.
    Dieser dicke, kleine Herr mit dem kahlen Kopf, der sich jetzt an die königliche Erscheinung in Grau heranmachte, war seit einiger Zeit Gegenstand von Anthonys Nachforschungen. Er hatte ihn von vielen Seiten aus studiert.
    Mr. Jepburns Name endete vor seiner Auswanderung aus Polen auf irgendein »ski« oder »witsch«, aber auf dem Kai in Dover hatte er auf einer Kiste den Namen Jepburn gelesen, und als er als Passagier dritter Klasse Ende der neunziger Jahre landete, betrat er unter diesem Namen seine neue Heimat, mit zwanzig Rubel in der Tasche und einer großen Abneigung gegen sein altes Vaterland im Herzen.
    Damals konnte man seinen Namen leichter ändern als seinen Anzug wechseln. Im Laufe der Zeit wurde Mr. Jepburn wohlhabend, ja sogar reich, und hatte viele interessante Methoden, Geld zu verdienen.
    Den ersten Erfolg brachte ihm die Führung eines Klubs im Osten der Stadt, in dem Leute aus allen möglichen Ländern verkehrten. Zur Zeit des Burenkrieges vergrößerte sich sein Vermögen plötzlich infolge vorteilhaft abgeschlossener Regierungsverträge über Lieferung von Kavalleriesätteln. Und dann gründete er das Unternehmen, das in späteren Jahren als der »Jepburn Circle« bekannt war. In den verschiedenen Teilen des Westens

Weitere Kostenlose Bücher