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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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solchen Empfehlungsbrief.«
    »Ist sie denn auch ...?« Anthony zögerte.
    »O ja, sie ist auch hübsch und gesetzt, das heißt, ich kann nicht für sie garantieren. Ich hatte keinen Posten für sie - ich lasse alle meine Arbeiten in einem Schreibbüro herstellen. Ihre Adresse ist auf der Rückseite vermerkt. Und nun, mein alter Freund, entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu schreiben.«
    Anthony erhob sich, zog seinen Rock zurecht und nahm seinen Hut auf.
    »Wozu brauchen Sie denn überhaupt eine Sekretärin?« fragte Pinkey. Seine Neugier war doch erwacht.
    Anthony seufzte.
    »Sie passen nicht mehr in die Welt«, sagte er ein wenig traurig. »In alten Tagen war das Zeichen eines Geschäftsmannes ein Laden und eine Waage - heute ist es ein Büro und eine Sekretärin. Im Augenblick bin ich ein Paria in den Geschäftskreisen der City. Die Leute sehen mich schief von der Seite an. Wo ich mich auch immer sehen lasse, flüstern sie sich zu: ›Der hat keine Sekretärin.‹ Das fällt mir auf die Nerven.«
    »Aber das bilden Sie sich doch alles nur ein!«
    Anthony verteidigte sich nicht. Er hatte sich wirklich ein neues Büro gemietet, hoch oben in einem kleinen Gebäude in der Nähe von Piccadilly Circus. Er hatte sich auch Briefpapier mit seinem Namen drucken lassen, hatte sich eine Schreibmaschine, ein Telefon sowie alles andere Zubehör zugelegt, das ein Geschäftsmann haben muß, obwohl er noch kein Geschäft hatte. Anthony war jedoch in diesem Punkt sehr zuversichtlich. Das würde schon noch kommen.
    Am nächsten Morgen stellte sich Miss Portland bei ihm vor. Sie war jung, hübsch, selbstbewußt und frei in ihrem Auftreten. Sie untersuchte zunächst die Schreibmaschine, die Anthony gekauft hatte, und sagte, daß sie absolut nichts wert sei. Sie ließ sich auch nicht im mindesten von ihm irremachen. Sie sortierte Anthonys Briefe und las nicht einmal den Inhalt, oder sie sagte wenigstens, daß sie es unterlassen hätte, irgendeinen Brief zu lesen, der privaten Charakter zeigte. Dann nahm sie die Schreibmaschine, trug sie in das Geschäft zurück, wo Anthony sie gekauft hatte, und kehrte erhitzt, aber frohen Mutes mit einer viel älteren Maschine zurück, auf der man aber gut und schnell schreiben konnte.
    Anthony war begeistert.
    Sie tranken zusammen Tee im Büro, und Anthony erzählte ihr die traurige Geschichte seines Lebens. Sie glaubte ihm nur so viel, wie ihr gut schien, und ließ ihn auch einiges aus ihrem Leben wissen.
    »Wollen Sie nicht irgendein Empfehlungsschreiben oder ein Zeugnis von meinem letzten Chef haben?« fragte Miss Portland gegen Ende des Nachmittags. »Aber ich glaube, es wird Ihnen auch nicht viel helfen.«
    »Ich stelle Leute nur nach dem persönlichen Eindruck ein, den ich von ihnen habe«, erklärte Anthony ein wenig von oben herab. »Ich habe mich selten getäuscht.«
    Sie lächelte.
    »Mr. Anquilina denkt dasselbe«, meinte sie trocken, »aber er hat doch einen großen Fehler gemacht .«
    »Anquilina?« Anthonys Interesse war erwacht. »Sie meinen doch nicht den südamerikanischen Millionär?«
    »Er ist Südamerikaner, das stimmt«, erwiderte Miss Portland. »Aber ich glaube nicht, daß er eine Million hat.«
    »Aber mein liebes Kind« - Anthony konnte sehr liebenswürdig und väterlich sein - »das steht doch in den Zeitungen. Er hat das Triforium-Theater gekauft, Jollity, das Neue Hypoceum und .«
    Sie sah ihm gerade ins Gesicht, und ein schalkhafter Zug lag in ihren Augen. Sie war klug und ohne Illusionen, wie es die jungen Mädchen heute sind, die in den Büros zur Sachlichkeit erzogen werden. Sie war so verständig und vernünftig wie ein männlicher Angestellter.
    »Mr. Newton«, sagte sie, »wenn Anquilina Geschäfte oder große Geschäftshäuser gekauft hätte, würde davon eine Zeile in die Zeitungen gekommen sein? Wenn er die halbe Threadneedle Street gekauft hätte, würde sich jemand darüber Aufregen? Die Bankleute wohl, die würden sich nach seiner finanziellen Lage erkundigen. Aber nur weil man annimmt, daß er die Absicht hat, Theater zu kaufen, beschäftigt sich die Öffentlichkeit mit ihm. Über Theater wird ja in den Zeitungen an sich viel geschrieben. Ich kann Ihnen nur sagen, der ganze Anquilina ist ein Bluff. Er lebt in dem besten Hotel Londons und zahlt seine Hotelrechnungen prompt, er hat eine Sekretärin - vielmehr er hatte eine, bis ich von ihm wegging -, er kennt in London alle Theaterleute. Er hat darüber gesprochen, daß er Theater kaufen will, aber ich

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