053 - Die Schlacht von El'ay
mehr die geringste Angst vor dem Tod. Sollten Fudohs Schergen doch kommen und sie erschlagen, dann war das Elend wenigstens vorbei.
»Wir müssen zu Großvaters Mietstall!«, riss Kimjo sie aus den düsteren Gedanken.
»Dort sind wir in Sicherheit!«
Brina reagierte automatisch, ohne nachzudenken. Beinahe so, als sähe ihr losgelöster Geist interessiert dabei zu, wie ihr Körper um sein Leben kämpfte. Ihre schmalen Schwerter fest umklammert, rannte sie mit den anderen los. Die Biisons hatten sich inzwischen über die ganze Länge der Straße verteilt.
Anfangs kamen sie ungeschoren davon, doch eine so große Gruppe wie die ihre musste zwangsläufig auffallen. Schon bald wankten Untote heran, um ihnen den Weg abzuschneiden. Einer kam Meik bedrohlich nahe.
Mit einem wütenden Schrei sprang Brina dem Kidd zur Seite. Ihr wirbelnder Stahl durchtrennte die Arme des Zombies auf halber Länge. Die abgeschlagenen Stücke landeten auf dem Boden, ohne dass ein Blutstropfen vergossen wurde. Der Untote registrierte den Verlust gar nicht.
Meik mit ihrem Körper schützend, folgte Brina den anderen.
Es war der Mutterinstinkt, der ihr - aller Aussichtlosigkeit zum Trotz - die Kraft zum Weiterkämpfen gab. Wenigstens der Junge sollte überleben.
Fongs Mietstall rückte in greifbare Nähe. Knarrend wurde die Andronenrampe herabgelassen, um die Flüchtlinge aufzunehmen, doch die Zombies waren längst auf das neue Schlupfloch aufmerksam geworden. Mit stampfenden Schritten kamen sie von allen Seiten heran.
»Wie lange dauert das denn?«, jammerte Wulfgar angesichts der quälend langsam herabsinkenden Rampe. Die Seilwinde ächzte und knarrte.
Brina schaute zu dem von schweren Dampfwolken umnebelten Dach empor. Sie konnte Fongs Gesicht nicht ausmachen, obwohl er sicher hinabsah und um das Leben seines Enkels bangte. Gerne hätte sie ihm ein Dankeschön hinauf gerufen, weil er wenigstens versucht hatte zu helfen. Reichen würde es allerdings nicht mehr. Selbst wenn sie Meik in die Höhe hob, gelangte er nicht mehr rechtzeitig an die Unterkante der Rampe heran.
Dann wurden sie auch schon von den lebenden Leichen umringt. Brina ließ die Schwerter wirbeln, bereit ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Kimjo packte sie jedoch am Gürtel und zerrte sie zu sich an die Hauswand, in den Schatten der außen empor laufenden Rampe.
»Alle Mann hier herunter!«, befahl er. »Aber schnell!«
Ein trauriges Häuflein von zwölf Leuten fand sich zusammen, der Rest war auf der Strecke geblieben. Aber wenn sie mit einem geheimen Gang gerechnet hatten, den Kimjo ihnen wies, sahen sie sich getäuscht. Auch hier saßen sie in der Falle, und die Untoten walzten wie eine tödliche Welle heran.
Brina spielte mit dem Gedanken, sich selbst ins blanke Schwert zu stürzen, um nicht bei lebendigem Leib zerrissen zu werden. Die Angst vor dem nahen Ende ließ ihre Knie zittern. Wildes Rauschen erfüllte ihre Ohren.
Erst als der dampfende Ölvorhang niederging, realisierte sie, dass dieses Geräusch nicht ihrer Einbildung entsprungen war. Brodelnd und kochend schlugen die Fluten über den Angreifern zusammen, während die Rampe ihre Gruppe schützte.
Daher also der Nebel auf dem Dach! Fong hatte Kessel voll Öl zum Sieden gebracht und im entscheidenden Augenblick in die Tiefe gegossen.
Die Wirkung auf die Zombies war verheerend. Ihr totes Fleisch löste sich unter der Hitze von den Knochen, die Prozessoren in den Schädeln zersprangen. Unter der Wucht der brodelnden Fluten brachen sie zusammen und zerschmolzen zu einer amorphen Masse. Einzelne Versuche, sich aus dem stinkenden Brei zu erheben, scheiterten daran, dass Fleisch und Sehnen in der Hitze vergingen. Die blanken Armknochen, die sich in die Höhe reckten, fielen haltlos zusammen.
Das siedende Öl schlug eine Bresche in die Reihen der Angreifer, doch auch Brinas Gruppe kam - trotz der Überdachung durch die Rampe - nicht ungeschoren davon. Erst waren es nur schmerzhafte Spritzer, die auf der nackten Haut brannten, dann breitete sich die kochende Substanz auf dem Boden aus. Brina und einige andere klammerten sich geistesgegenwärtig an den vernagelten Erdgeschossfenstern fest und zogen die Knie an. Anderen wurde verdammt heiß in ihren Fellschuhen, und obwohl sie von einem Bein aufs andere sprangen, verbrannten sie sich die Füße.
Die aufsteigenden Dampfschwaden machten das Atmen zur Qual.
Zum Glück lief das Fett rasch die abschüssige Straße hinab und verschwand in den
Weitere Kostenlose Bücher