0530 - Der Magus von Zypern
sie sich entscheiden.
»Ja, ich werde es tun!«
»Dann schwöre es!« verlangte Magus.
Jane mußte sich räuspern, um sprechen zu können. »Ich schwöre, daß ich dem grausamen Selim Kale entgegentreten und versuchen werde, seine Taten zu stoppen!«
Stille…
Nur das Knattern des Feuers war zu hören, manchmal auch ein leises Fauchen.
»Ich danke dir«, sagte der Magus. »Ich danke dir sehr. Jetzt hast du Zeit, dich auf ihn vorzubereiten. In dieser Nacht wird er nicht mehr kommen, das spüre ich.«
Jane Collins schwieg. Sie wandte sich auch schweigend ab, wollte allein sein und schritt mit gesenktem Kopf davon. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Sie wußte es nicht und sehnte sich förmlich nach John Sinclair, der ihr sicherlich einen Rat hätte geben können.
Bevor sie ihre Hütte betrat, warf sie noch einen Blick dorthin, wo sich die beiden Türme befanden.
Selim Kale lag nicht mehr in seinem Sarg. Er stand jetzt auf ihm, hatte einen Knochenarm ausgestreckt und die Klaue sicherlich zur Faust geformt. So grüßte er hinab in das Tal, und Jane spürte schon jetzt das kalte Gefühl der Angst im Nacken…
***
Der Mann hatte rote Haare, einen unwahrscheinlich breiten Mund, eine helle Haut und blasse Augen. Sein Name war Line Dorchester, und sein Händedruck erinnerte mich an einen feuchten Schwamm, den mir jemand in die Hand drückte.
Warm war die Luft auch auf dem Flughafen von Larnaka, wo uns Line Dorchester abholte. Er fiel auf, weil er eine grüne Hose trug und dazu ein graues Jackett.
Was immer er auch als Beruf angeben mochte, es stimmte auf keinen Fall. Dorchester arbeitete nämlich für die Regierung, den Geheimdienst, wohlgemerkt, und er besaß so gute Beziehungen, daß bei uns die Gepäckkontrolle entfiel und wir direkt in den VIP-Raum geführt wurden, wo ein Spezial-Beamter diskret unsere Pässe überprüfte und sie ebenso diskret zurückgab, bis er noch diskreter den Raum verließ.
»Sie haben sich eine gute Zeit ausgesucht«, sagte Dorchester. »Im Sommer wäre es heißer gewesen.«
»Bestimmt.«
»Kommen Sie mit?«
»Ja.«
»Ich gehe vor.«
Suko und ich schauten einander an. Einen derart einsilbigen Menschen hatten wir selten erlebt, doch das hatte seinen Grund, wie uns Dorchester draußen erklärte.
»Hier weiß man nie, ob man nicht abgehört wird. Ich jedenfalls bin da mißtrauisch.«
»Haben Sie das bei Ihren Beziehungen noch nicht herausgefunden?« fragte ich.
»Nein.«
»Dann müssen Sie noch lernen«, grinste Suko.
»Wahrscheinlich.« Er kam jetzt auf die Fotos zu sprechen. »Man hat sie mir per Telefax übermittelt«, sagte er und strich über seinen langen Nasenrücken. »Ich weiß auch, wo wir diesen Ort finden können.«
»Ist das weit weg?«
Er grinste mich an. »Mr. Sinclair. Auf Zypern ist nichts weit von einem gewissen Punkt entfernt. Es ist nur eine Sache der Straßen, wenn Sie verstehen.«
»Also Pisten.«
»Nicht alle. Wir werden die eine als auch die andere Seite kennenlernen.«
»Dann lassen Sie uns vorerst bei der einen bleiben.«
»Das geht klar.«
Dorchester hatte für alles gesorgt. Zur Verfügung stand uns ein japanischer Geländewagen der Marke Honda. Er war grau lackiert und fiel im Gelände nicht besonders auf. Vor seiner Kühlerfront befand sich ein starkes Schutzgitter.
»In Ordnung?« fragte Line.
»Bis jetzt ja.«
»Nur gut, daß es hier im Süden einen Flughafen gibt, sonst hätten wir lange fahren müssen.«
»Ich kenne Zypern«, sagte ich.
»Tatsächlich? Woher?«
»Ich hatte mal hier zu tun.«
Das stimmte. Damals war es um das Richtschwert der Templer gegangen, da hatten Suko und ich auch den ersten Kontakt zu van Akkeren bekommen.
Line Dorchester, er war für mich ein komischer Vogel, deutete auf Suko. »Und das ist ein Kollege von Ihnen?«
»Richtig.«
»Oder paßt es Ihnen nicht?« fragte Suko.
Dorchester lachte. »Natürlich paßt es mir. Ich freue mich, daß Engländer international geblieben sind.« Er schaute gegen den blauen Himmel, der sich über den schroffen Kanten der Berge wie eine spiegelglatte Fläche hinzog. »Ja, das sieht gut aus. Wir werden keine Schwierigkeiten mit dem Wetter bekommen.«
»Wie lange werden wir denn unterwegs sein?«
»Drei Stunden.« Er hob die Schultern. »Möglicherweise auch vier!«
»Die Hauptsache ist, daß wir noch vor Einbruch der Dunkelheit das Ziel erreichen.«
»Immer!« sagte er. »Wir können sogar noch eine kleine
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