0530 - Die Sternenflut
bemühten sich andere Kartas, das Nordpolgebiet von seinen Luftmassen zu befreien. Sie hofften, ein Vakuum schaffen zu können, in dem die Fremden umkommen mußten. Andere Kartas aber versuchten, Felder hoher Gasdichte zu schaffen. Sie mußten die ohnehin dünne Atmosphäre an anderen Stellen schwächen, um einen Sturm von so großer Heftigkeit zu entfesseln, daß die Raumschiffe dadurch gefährdet wurden.
Rauhvertikal begriff als einer der ersten, daß diese Einzelaktionen völlig sinnlos waren. Ein Karta hob die Kraft des anderen dadurch auf, daß er gegenteilig handelte.
Ein Karta versuchte, ein Raumschiff durch Telekinese nach einer Richtung umzustürzen, ohne zu berücksichtigen, daß ein anderer es zur anderen Seite hin umkippen wollte.
Rauhvertikal tat etwas .Unerhörtes.
Er wandte sich an die anderen Kartas und sprach sie mit telepathischen Mitteln direkt an. Er appellierte an sie, die Angriffe sofort abzubrechen. Dabei scheute er sich nicht davor, die Kartas im Karstland anzusprechen, obwohl sein Magen sich bei dem Gedanken an sie umzukehren drohte.
Der parapsychische Amoklauf der Kartas wurde jedoch noch turbulenter und chaotischer, als die vier Raumlinsen der Terraner in die Atmosphäre eindrangen. Die Impulse ihrer Gehirne wurden den Kartas gerade in jenen Minuten bewußt, als die Stimme Rauhvertikals über das Wüstenland hinausreichte.
Die Natur von Nurmo II wurde zur Waffe, mit der die Karta unkontrolliert zuschlugen.
Rauhvertikal empfing die geistigen Impulse von Gucky und Fellmer Lloyd. Er wollte antworten, aber es gelang ihm nicht. Der in seinem Unterbewußtsein verwurzelte Widerwille gegen das Fremde erwies sich als stärker. Gegen seinen Willen griff Rauhvertikal in das Geschehen im Anfluggebiet der vier Raumlinsen ein. Seine parapsychischen Impulse verstärkten den Sandsturm.
Minutenlang schien es so, als hätten alle Kartas auf Nurmo II vergessen, daß am Nordpol ein viel mächtigerer Gegner mit seinen unvergleichlich größeren Raumschiffen gelandet war. Für alle schienen nur noch die vier Raumlinsen im Mittelpunkt zu stehen, denn mit ihnen kamen Wesen, die ebenfalls über parapsychische Fähigkeiten verfügten.
Diese Tatsache verursachte einen weiteren Schock bei den Kartas. Sie mußten plötzlich erkennen, daß auch völlig fremde Lebewesen mit ihnen eine gewisse Ähnlichkeit haben konnten.
Rauhvertikal hörte die Appelle von Gucky und Fellmer Lloyd.
Immer wieder erklärten sie, nur wegen der anderen Raumschiffe gekommen zu sein. Sie beteuerten, das Einsamkeitsbedürfnis der Kartas respektieren zu wollen, und baten, ihnen einen kurzfristigen Aufenthalt auf Nurmo II zu erlauben.
Fellmer Lloyd wies erneut auf die Gefahr hin, die von dem Schwarm drohte. Er kündigte an, daß in zwei Tagen ein Zusammenprall mit ihm stattfinden würde. Seine Bemühungen, den Schwarm als das wirklich Fremde und Gefährliche hinzustellen, verhallten wirkungslos.
Rauhvertikal lag im Eingang zu seiner Höhle, die Augen unbewegt auf die Brutpfanne gerichtet, und kämpfte mit sich selbst. Er wollte antworten. Er wollte mit den Fremden Verbindung aufnehmen. Nach einigen Sekunden äußerster Konzentration gelang es ihm, sich aus dem Kampf der Instinkte zurückzuziehen, doch dann machte die Schutzfunktion seines Körpers alle Anstrengungen zunichte. Er konnte mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt der Luft nicht mehr auskommen. Die passive Herzperiode begann.
Rauhvertikals Bewußtsein trübte sich. Er erfaßte nur noch, daß er warten mußte, bis sein Körper wieder in die aktive Periode geriet. Bis dahin konnte er überhaupt nichts tun.
*
Matka Krovzac sah keine andere Möglichkeit mehr. Er mußte nach oben hin ausweichen und das Risiko eingehen, von den Raumschiffen geortet zu werden.
Da stürzten die Felsbrocken plötzlich in die Tiefe. Der Sand sank auf die Ebene herab. Die Natur von Nurmo II beruhigte sich von einer Minute zur anderen. Jetzt deutete nichts mehr auf das Chaos hin, das eben noch das Bild bestimmt hatte. Nur einige Staubwolken trieben noch über die Wüste.
Ungehindert konnten die Raumlinsen nach Norden fliegen.
Innerhalb weniger Minuten überwanden sie viertausend Kilometer wüsten- und steppenartigen Landes. Zusammenhängende Wasserflächen waren nicht zu sehen. Matka Krovzac entdeckte einige dunkle Stellen im Sand, die auf etwas Feuchtigkeit hindeuteten, fand aber keine noch so schmale Rinnsale. Der Planet schien für Menschen unbewohnbar zu sein.
Atlan und Toronar Kasom
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