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0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kind?«
    »Ich habe den Menschen in Greenland gesagt, daß sie den Ort verlassen müssen. Tun sie es nicht, werde ich zurückkommen und sie vertreiben. Das ist alles.«
    »Nein, das kannst du nicht. Du versündigst dich…«
    »Ich bleibe bei meinem Plan, Großvater. Niemand wird mich davon abbringen, auch du nicht. Ich habe meine Bestimmung erhalten, ich werde nicht aufgeben.«
    Ernest Cooper lehnte sich zurück und atmete tief durch. Er schaute gegen die Zimmerdecke, die im Laufe der Zeit nachgedunkelt war. Er kannte den Dickkopf seiner Enkelin. Schon als Kind hatte sie ihn gehabt. Da aber hatten sie sich noch verständigen können, das würde jetzt nicht mehr klappen. Sie war eine junge Erwachsene geworden, dem Gesetz nach volljährig, sie hatte ihren eigenen Kopf, und sie würde sich von keinem Menschen aufhalten lassen.
    »Kann ich dich nicht umstimmen, Maureen?«
    »Nein!«
    Er atmete schwer aus. Als er seine Hände aufeinanderlegte, zitterten sie.
    »Du weißt aber, daß ich auf der Seite der Menschen stehe, Maureen.«
    Sie schwieg, ließ sich Zeit mit ihrer Erwiderung, weil sie wußte, daß sie von großer Bedeutung sein würde. »Heißt das, daß du dann nicht auf der meinigen stehst?«
    »So sehe ich es.«
    »Das finde ich nicht gut, Großvater. Es wäre möglicherweise ein großer Fehler.«
    »Aber ich bin ein Mensch und kein Drache.«
    »Das bin ich auch nicht.«
    »Dennoch hältst du zu ihnen?«
    »Ja und nein. Ich halte zu dem, was hier einmal war und wieder sein soll. Es war eine Bestimmung, daß ich das Drachenei aus der Höhle holte und es in die Sonne legte, damit deren Kraft es ausbrütet. Verstehst du das?«
    »Ja, sehr gut. Nur meine ich, daß die Sonne nicht nur für die Drachen scheint. Sie ist auch für uns Menschen da. Sie schickt ihre wärmenden Strahlen auf alle Lebewesen, egal, ob sie nun zu den Menschen, den Tieren oder den Pflanzen zählen. Das solltest du wirklich beherzigen, Maureen.«
    »Ich bleibe bei meinem Entschluß, denn du, Großvater, wirst auch nicht ewig leben. Du wirst vor mir sterben, bestimmt sogar, dann bin ich allein. Aber ich will nicht allein sein, verstehst du? Ich will meine neue, alte Welt um mich herum wissen. Ein Stück vom Paradies.«
    Der alte Mann stöhnte auf. »Weshalb, Kind, kannst du nicht normal sein? Weshalb nicht?«
    Maureen schaute in das zerfurchte Gesicht. Die Haut war von der Sonne gebräunt, von Wind und Wetter gegerbt, und das schlohweiße Haar stach deutlich ab. Die Augen jedoch blickten noch klar und zeigten eine fast jugendliche Frische.
    »Ich bin normal, Großvater. Ich bin es, auch wenn du es anders siehst. Ich habe meine Welt und meine Erfüllung gefunden. Es wird für mich wunderbar werden.«
    Er gab keine Antwort mehr und stand auf.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich habe zu arbeiten.«
    »Möchtest du mich nicht unterstützen?«
    »Nein, das hatte und habe ich auch nicht vor. Geh deinen Weg, ich werde den meinen gehen.«
    »Und wohin führt er?«
    Ernest Cooper hob die Schultern. »Wer weiß, welche Linien uns das Schicksal noch aufzeichnet? Wer weiß…?«
    Mit diesen Worten verließ er das Haus. Maureen aber blieb am Tisch sitzen. Sie schaute auf den Platz, auf dem zuvor ihr Großvater gesessen hatte, und sie glaubte, ihn noch immer zu sehen.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein und abermals nein. Es geht einfach nicht. Ich werde es nicht zulassen können, daß du mich verrätst. Du bist schrecklich, du bist zu sehr Mensch, aber ich lebe in einer anderen Welt. Ich kann es nicht zulassen.« Sie schüttelte den Kopf und preßte danach die Hände gegen ihre Wangen. Dabei lauschte sie nach draußen. – Es war und blieb still. Großvater schien nicht zu arbeiten.
    War er vielleicht nicht in seine Werkstatt gegangen? Hatte er sie belogen?
    Maureen stemmte sich hoch. In ihre Augen war ein ungewöhnlicher Ausdruck getreten, ein Glanz, den man mit dem Begriff Willen und Härte umschreiben konnte.
    Sie würde sich von keinem Menschen von ihrem einmal eingeschlagenen Weg abbringen lassen, auch von ihrem Großvater nicht.
    Sie trat vor das Haus.
    Der Blick zum Meer war frei. Am Strand rollten die Wellen wie breite Teppiche aus. Gierig leckten Wasserstreifen über den Sand, feuchteten ihn an, zogen sich wieder zurück.
    Die Sonne stand schon hoch. Ihre Strahlen tupften gegen die lange Dünung und ließen sie gläsern erscheinen. Gischtflocken wirbelten wie Schnee durch die Luft. Die Felsen hatten einen grauen, dunklen Glanz bekommen, als wollten sie das

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