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0533 - Julians Zauberschwert

0533 - Julians Zauberschwert

Titel: 0533 - Julians Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mach schon – mach die Fesseln auf, wer immer du auch bist.«
    »Der allmächtige Träumer hat seine Grenzen erreicht und wagt nicht, das zuzugeben«, hörte er sie im typischen Angelique-Tonfall sagen. Sie zog den Dolch und durchschnitt damit die handschellenartigen Spangen, mit denen man ihm Hände und Füße zusammengebunden hatte.
    Sofort sprang er auf – und knickte wieder ein. Die Spangen hatten sehr eng gesessen und ihm teilweise die Blutzufuhr zu den Extremitäten behindert; der Blutfluß mußte erst wieder in Gang gebracht werden.
    Wortlos begann ›Angelique‹ damit, seine Fußgelenke zu massieren, um diesen Vorgang zu beschleunigen. Unwillkürlich stellte Julian sich vor, von den Krakenarmen eines unheimlichen Wesens berührt zu werden, und er wich zurück, entzog sich ihrem Zugriff. Wie war das möglich, daß ein Krake, ein Oktopus, sich ihm als menschliches Wesen zeigte, ohne daß er die Illusion mit seinen Fähigkeiten durchschauen konnte? Er war nicht einmal in der Lage, die Gedanken dieses Wesens zu lesen, obgleich er sich mit aller Kraft darauf konzentrierte. Dabei hatte er von seinen Müttern… nein! Von seiner Mutter und seiner Tante! verbesserte er sich; von ihnen hatte er natürlich auch die Telepathie geerbt und konnte sie normalerweise einsetzen, es sei denn, das »Opfer« schirmte sich ab. Hier jedoch konnte er nicht einmal eine Abschirmung wahrnehmen. Dieses unheimliche Geschöpf, hinter dem Zamorra Siebenauge vermutete, schien gegen Julians Zugriff völlig immun zu sein.
    Zumindest in einem seiner ersten Begegnungsträume hatte er etwas von diesem Krakenwesen wahrnehmen können…
    »Du traust mir nicht«, beklagte sich ›Angelique‹.
    »Du bist nicht echt, und du gibst dich mir nicht als das zu erkennen, was du bist«, erwiderte er. »Also scher dich zur Hölle.«
    »Etwas mehr Dankbarkeit für deine Befreiung hätte ich schon erhofft.«
    Julian hob die Brauen. »Laß mich in Ruhe, verlogene Kreatur«, sagte er. »Du verdienst weder Vertrauen noch Dankbarkeit, solange du mich belügst.« Aber seltsamerweise fühlte er sich zu diesem Wesen hingezogen. Die Gestalt des fast nackten Mädchens war ungeheuer attraktiv.
    Fast bedauerte er, so schroff zu sein. Aber er durfte sich nicht blenden lassen. So hübsch sie auch auf ihn als Mann wirkte – sie war nicht menschlich!
    »Befreie Zamorra«, sagte ›Angelique‹. »Schnell, ehe es zu spät ist. Wir werden uns wiedersehen.«
    Julian winkte ab.
    Das seltsame Wesen schritt zur Tür hinaus, zog sie aber nicht völlig zu, sondern ließ sie angelehnt. Da erst erkannte er, daß es innen keinen Griff gab. Er hob eine der Plastikspangen auf und durchschritt eilig die Tür, damit sie nicht durch Zufall oder Windhauch zufallen und ihm das Verlassen des Raumes damit erschweren konnte. Sicher wäre er durch einen Traum hinaus gelangt, aber warum sollte er sich die Sache komplizierter machen, als es unbedingt nötig war?
    So gesehen, war auch seine Befreiung durch das Kraken-Ding von Nutzen. Er brauchte sich nicht selbst anzustrengen.
    Er betrachtete die Spange, die Schnitt-Stelle. Das Material sah hart und spröde aus.
    Julian versuchte den Rest durchzubrechen. Es gelang ihm nicht, trotz aller Anstrengung.
    Die Spange sah nicht nur hart aus, sie war es auch. Aber das Messer der Amazone hatte sie durchschnitten wie Butter. Die Schnittkante war absolut glatt!
    Doch er wehrte sich gegen den Gedanken, daß er beim Versuch, sich selbst zu befreien, auf enorme Schwierigkeiten gestoßen wäre. Immerhin hätte es ja auch genug andere Möglichkeiten gegeben.
    Nun gut, er war frei und konnte sich jetzt um Zamorra kümmern. Warum hatte ihm dieses Krakenmädchen nicht gesagt, wo der sich gerade befand?
    ***
    Die Fußspange löste sich sofort. Im gleichen Moment stieß Zamorra den Sauroiden von sich und rollte sich vom Tisch herunter. Er blieb allerdings mit dem Fuß an der Spange hängen, und deshalb wurde aus dem Rollen und Fallen ein unkontrollierter Sturz. Derweil fing sich Raáck wieder und riß seinerseits einen Nadler aus dem Overall, um ihn im gleichen Moment in Richtung seines Oberpriesters abzufeuern. Er behielt den Finger am Abzug; eine ganze Salve von Kältenadeln fauchte aus der Mündung. Aber Gatnor stand noch zu nahe an der Tür; kaum wurde ihm bewußt, daß es größeren Verdruß gab, als er sich rückwärts nach draußen fallen ließ. Die ganze Salve hämmerte hinter ihm gegen die Korridorwand und heulte als Querschläger in alle Richtungen

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