Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Willst du nicht kommen?« erkundigte sie sich mit veränderter Stimme. »Ich brauche dich noch, um zu beweisen, daß ich würdig genug bin.«
    »Nein, ich…«
    Da griff Dog an. Bill stöhnte auf, als er den Schmerz in seinem Rücken spürte. Der ehemalige Söldner hatte mit dem Revolverlauf zugestoßen. »Du wirst dich doch nicht weigern wollen?« fragte er.
    Bill atmete scharf durch die Zähne. »Nein, ich weigere mich nicht«, stöhnte er.
    »Dann geh auch.«
    Dem Reporter blieb nichts anderes übrig, als auf die Kreolin zuzugehen.
    Sie erwartete ihn. Je näher Bill dem Grab kam, um so höher hob sie den rechten Arm und winkte mit den Fingern. Es war klar, daß sie Bill anfassen wollte.
    Der Reporter ging einen letzten Schritt und betrat das Grab. Er konnte Evangeline aus der Nähe sehen, und sein Blick glitt auch in die dunkle schwarzgraue Haarflut hinein.
    Bewegte sie sich etwa?
    Es war windstill auf dem Friedhof, die Schwüle drückte, dennoch zitterten die Haare des Mädchens voller Unruhe. Bill schaute genauer hin und glaubte, darin ein kaltes, weißes Augenpaar zu erkennen.
    – Einige Haarsträhnen hatten sich zu schmalen Zöpfe zusammengedreht, die an ihren Enden eine Besonderheit aufwiesen.
    Es waren kleine krallenartige Hände, versehen mit spitzen Fingernägeln.
    Bill schüttelte den Kopf. Die anderen schienen davon noch nichts bemerkt zu haben, nur er sah die Haarflut und hörte das geflüsterte und rauh klingende Wort.
    »Komm her…«
    Bill schrak zusammen. Evangeline winkte ihm zu. Sie griff nach seiner Schulter. Dabei glitt ihre Hand auch an der Wange des Reporters entlang. Bill zuckte zusammen, denn die Haut war eiskalt wie die einer Toten. Keine Wärme, kein Gefühl, Fischblut…
    Oder wie bei einem Zombie…
    »Noch einmal darfst du mich berühren!« flüsterte sie. »Das hast du dir doch immer gewünscht. Mich so im Arm zu halten, als wäre ich deine Frau.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Nein, nicht mehr, jetzt nicht mehr. Du bist nicht mehr die Person, die ich kennengelernt habe.«
    »Das stimmt. Ich bin auf dem besten Weg, eine Mambo-Priesterin zu werden. Aber der endgültige Durchbruch fehlt mir noch. Für ihn wirst du durch deinen Tod sorgen!«
    Bill schaute sie an. Er hatte Furcht, schreckliche Angst, aber er konnte sie noch einmal unterdrücken. »Ich verfluche dich. Du hast bisher noch nicht gemordet, nehme ich an. Wenn du mich aber tötest, bist du eine Mörderin, und das ist schlimm.«
    »Für mich nicht. Es ist der Weg in eine andere Welt, vielleicht sogar in die Unsterblichkeit.«
    »Wie willst du mich töten?« fragte Bill mit gepreßter Stimme.
    »Es gibt ein altes Ritual bei den Mambos. Man tötet die Tiere auf die gleiche Art und Weise…«
    »Mit der Machete?«
    »Ja!«
    Lossardo hatte die Unterhaltung mitbekommen. Er trat näher an das Grab heran. »Wo ist dieser Irokese?« fragte er irritiert und schaute sich dabei um.
    Dog und Mex hoben die Schultern.
    »Und ihr?« fuhr er die Träger der Kiste an. »Habt ihr ihn nicht gesehen?«
    »Nein, Jefe, wir wissen nichts.«
    »Ich könnte ihn suchen«, schlug Dog, der ehemalige Söldner, vor.
    Seine Stimme klang flach, ohne Ausdruck.
    »Nein, laß es…«
    Plötzlich fauchte der Panther. Es war nur ein leises Geräusch, das aus seinem offenen Maul drang. Bisher hatte er gesessen, jetzt streckte er sich und wollte verschwinden.
    Das paßte Lossardo wiederum nicht. Er stieß einen Pfiff aus, und das Raubtier gehorchte wie ein zahmes Lamm. Es trottete förmlich seinem Herrn entgegen.
    Er nahm ihn wieder an die Leine.
    »Dann werde ich ihn eben mit einer anderen Waffe töten müssen«, sagte Evangeline.
    »Und das Ritual?« Lossardo schüttelte den Kopf. »Nein, es kommt nicht in Frage. Wir werden die Machete nehmen müssen.« Er zeigte auf den Mexikaner. »Hol ihn zurück.«
    »Si, Jefe!«
    Der Mann verschwand, und Lossardo wandte sich wieder an den Reporter.
    »Mach dir nur keine Hoffnungen, Conolly. Die Nacht ist noch lang, sehr lang sogar…«
    ***
    Ich hatte den Friedhof endlich gefunden! Nur an die Fahrt durfte ich nicht denken. Sie war schrecklich gewesen und hatte mich durch alle Höllen des Verkehrs geführt. Am Abend schien die Stadt zu ersticken. Die Schwüle war stärker geworden, hinzu kamen die Abgase der Fahrzeuge, die langen Staus, der Wirbel, es war einfach nicht zu fassen.
    Daß ich mich in dem Hexenkessel überhaupt zurechtgefunden hatte, grenzte an ein kleines Wunder. Schließlich war es mir gelungen, den Weg zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher