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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle
Autoren: Jason Dark
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bewegte.
    Wenn er mir schon über den Weg lief, wollte ich den Zeitpunkt bestimmen. Bis zum nächst größeren Grabstein waren es nur wenige Schritte. Ich duckte mich dort hinter der Platte und wartete ab.
    Ein tanzender Schatten huschte über den Boden. Er bewegte sich wie ein Clown. Erst als er sich mir genähert hatte, identifizierte ich ihn als den Sänger oder Sprecher.
    Er war nur mit sich selbst beschäftigt und würde, wenn er so weiterlief, den Grabstein in einer Entfernung von gut drei Yards passieren.
    Außerdem war er bewaffnet!
    Was er in der rechten Hand hielt, wuchs lang und glänzend aus der Faust hervor.
    Ein Messer war es nicht, auch keine Lanze, die Waffe erinnerte mich an eine Machete.
    Dann war er da – und vorbei!
    Ich schnellte hoch, startete. Er sang weiter, übertönte somit meine dumpfen Schritte, doch ein plötzlicher Instinkt warnte ihn, denn er zuckte herum.
    Mit ihm die Machete.
    Ich war schneller.
    Bevor sie mich töten oder verletzten konnte, hatte ich den Kerl schon mit dem Gewehrkolben erwischt. Ein Treffer gegen seinen fast kahlen Schädel reichte aus. Er fiel um wie ein gefällter Baum und blieb bewegungslos im hohen Gras liegen.
    Der wurde keinem mehr gefährlich.
    Ich schaute zurück, sah keine weiteren Verfolger und machte mich daran, den bewußtlosen zu untersuchen.
    Aus der Nähe betrachtet, erkannte ich den indianischen Einschlag im Gesicht des Mannes. Die Irokesen hatten im Nordosten der Staaten gelebt. So wie sie hatte er sich die Haare geschnitten.
    Seine Beule konnte ich wachsen sehen. Ich öffnete die Faust und entriß ihm die Machete.
    Als ich die Klinge sah, stockte mir der Atem. Noch jetzt liefen an dem ansonsten blanken Metall Blutfäden von oben nach unten.
    Menschenblut?
    Es war niemand in der Nähe, den ich fragen konnte. Auch von dort, wo die Fackel brannte, horte ich kein Geräusch. Nur das Summen der Insekten umgab mich. Die Tiere der Nacht raschelten zudem durch das Unterholz, für mich allerdings nicht sichtbar.
    Ich erhob mich und blieb geduckt stehen. Jetzt hatte ich schon zwei Waffen, außer meiner Beretta.
    Mit einer Machete konnte ich umgehen. Wenn es hart auf hart kam, mußte ich sie einsetzen.
    Auf Schleichwegen näherte ich mich dem Fackelschein.
    Sprach da nicht eine Frauenstimme?
    Ja, aber sie klang anders als die der jungen Kreolin. Viel dumpfer, auch krächzender.
    Ich blieb stehen, konzentrierte mich. Von rechts fiel der Schatten eines Grabstein auf mich. Der Mond stand als leicht lädiertes gelbes Glotzauge am Himmel. Sterne funkelten in gleißender Pracht.
    Schräg vor mir tanzte der Feuerschein. – Ich hörte Schritte. Und auch eine Stimme. Sie zischelte durch die Finsternis. »He, Irokese, wo steckst du?«
    Ich war plötzlich gespannt wie eine Feder. Man vermißte den Mann und hatte jemand geschickt, um ihn zu suchen.
    Sehr bald konnte ich den Kerl erkennen. Sein Umriß wanderte an einem hellen Grabstein entlang. Der Kerl schaute sich laufend um, so daß ich mich ganz klein machen mußte, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Ich hatte mich auf den Boden gepreßt. Die Machete lag ebenso unter meinem Körper verborgen wie das Gewehr, weil ich nicht wollte, daß ich durch das Schimmern des Metalls verraten wurde.
    Ich atmete so flach wie möglich, dafür aber roch ich meinen eigenen Schweiß und konnte nur hoffen, daß der andere diesen Geruch nicht auch noch wahrnahm.
    Seine Schritte hörte ich nicht mehr. Er war stehengeblieben. Sein Fluchen erreichte meine Ohren.
    »Irokese, du Bastard, melde dich endlich. Wenn nicht, reißt dir der Jefe die… ab …«
    Was er sagte, war nicht druckreif, aber er hatte von einem Jefe gesprochen.
    Damit konnte er nur Lossardo gemeint haben. Noch war dieser Kerl für mich ein Phantom. Ich hatte ihn nicht gesehen, würde ihm aber bald gegenüberstehen, wenn alles gutging.
    Im Gras liegend, peilte ich über die Spitzen der Halme hinweg.
    Der Suchende hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Er schlich durch das Gelände und bewegte sich dabei so vorsichtig, als hätte er Angst, erwischt zu werden.
    Sekunden vergingen.
    Die Schrittgeräusche nahmen an Lautstärke zu. Mir wurde die Kehle eng. Allmählich mußte ich mir etwas einfallen lassen. In der Dunkelheit ist eine Entfernung schlecht zu schätzen. So wußte ich nicht, ob er drei oder erst fünf Yards von mir entfernt war.
    Ging er vorbei?
    Nein, ausgerechnet jetzt blieb er stehen. Den linken Arm abgespreizt und die Hand flach auf die Kante eines Grabsteines
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